Inter Mailand will mit einem taktischen Coup den nach seiner Busfahrt quer durch Südeuropa geschlauchten FC Barcelona überrumpeln.
Mailand/Barcelona. Im Champions League-Halbfinale der Superlative fordert der „beste Trainer der Welt“ die „beste Fußballelf des Globus“ heraus. Inter Mailands Coach José Mourinho will mit einem taktischen Überraschungs-Coup den nach seiner Busfahrt quer durch Südeuropa geschlauchten Titelverteidiger FC Barcelona im Hinspiel am Dienstagabend im ausverkauften Mailänder Giuseppe Meazza- Stadion überrumpeln. Ausgeruht und voller Selbstbewusstsein wittert der italienische Meister seine Chance.
Barças Star-Ensemble um Lionel Messi & Co scheint nach der 0:0- Enttäuschung im Derby beim Lokalrivalen Espanyol angeschlagen und nach seiner zweitägigen Bustour über 1000 Kilometer müde zu sein. „Das war nicht die ideale Erholung nach dem Derby“, gab Trainer Josep Guardiola zu bedenken. Die Vulkanaschewolken über Europa aber ließen den Katalanen keine andere Wahl. Zur Einstimmung auf die Partie bei Inter bekamen die Fußballer im Bus den Clint-Eastwood-Film mit dem bezeichnenden Titel „Invictus“ (Unbezwungen) zu sehen.
Der Titelverteidiger sieht sich trotz der zeitraubenden Anreise als Favorit. „Die Busfahrt schweißt uns als Team enger zusammen“, berichtete Mittelfeldspieler Sergio Busquets. „Sie wird uns nicht als Ausrede dienen, wenn etwas nicht klappen sollte.“ Auch das in Barcelona erscheinende Fachblatt „Sport“ hat keinerlei Zweifel: „Dieses Barça lässt sich weder von einem Vulkanausbruch noch von einer elfstündigen Busreise vom Einzug ins Finale abhalten.“
Inter und Barça (0:0/0:2) waren bereits in den Gruppenspielen aufeinandergetroffen, und da hatten die Italiener nicht den Hauch einer Chance gehabt. „Aber jetzt sind wir viel stärker“, betonte Mourinho am Vorabend des Spiels. Er hält Barça nicht für den Favoriten: „Die Chancen stehen 50:50“, meinte der Portugiese.
Während Guardiolas Truppe durch Südfrankreich in Richtung Mailand tuckerte, tüftelte „Mou“ an seiner Taktik. „Er wird sich für Barça etwas einfallen lassen“, versicherte Inter-Kapitän Javier Zanetti. Gegen den Titelverteidiger muss der – mit einem Jahresgehalt von angeblich rund elf Millionen Euro – teuerste Coach der Welt zeigen, was er wert ist.
Club-Chef Massimo Moratti hat ihn geholt, um endlich den ersehnten Champions League-Titel zu gewinnen. Und Mourinho scheint einen Mentalitätswechsel bewirkt zu haben. Italiens Serienmeister hat auf Europas großer Fußballbühne vor niemandem mehr Angst. „Inter wird die Champions League gewinnen – wenn nicht in diesem Jahr, dann im nächsten“, verkündete Mourinho. Personell in Top-Besetzung fühlt sich Inter stark genug für Barça, erst recht nach dem 2:0-Sieg in der Generalprobe am Wochenende gegen Juventus Turin.
Auf beiden Seiten werden alte Bekannte ein Wiedersehen feiern. Mourinho hatte seine Karriere dereinst in Barcelona als Übersetzer und Assistenztrainer begonnen. Inters Torjäger Samuel Eto'o spielte bis vor einem Jahr für die Katalanen, der Barça-Stürmer Zlatan Ibrahimovic für die Mailänder. Der Inter-Angreifer Diego Milito könnte es seinem Bruder, dem Barça-Verteidiger Gabriel Milito, zu tun bekommen.
Die Katalanen rechneten damit, dass Mourinho eine verstärkte Abwehrkette gegen Messi & Co aufbieten wird. „Der Inter-Coach wird einfach einen Autobus vor dem Tor seiner Mannschaft abstellen“, witzelte die Zeitung „El Periódico de Catalunya“. Manche Barça-Fans erinnerten auch an einen Spruch von Helenio Herrera. Die einstige Trainer-Legende hatte vor Spielen gegen leichte Gegner gesagt: „Wir gewinnen, ohne aus dem Mannschaftsbus aussteigen zu müssen.“