Nach vielen negativen Meldungen kann der Deutsche Fußball-Bund mit der Schiedsrichter-Reform wieder einen Erfolg verbuchen.

Frankfurt/Main. Mit der einstimmigen Verabschiedung einer umfassenden Reform des Schiedsrichterwesens hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Konsequenzen aus dem Fall Amerell gezogen. Gleichzeitig läutete der Verband eine neue Zeitrechnung für die Referees ein. „Dieses Votum macht Mut. Der Beschluss wird weitreichende Auswirkungen haben. Wir haben jetzt eine klare Grundlage. Am 21. Mai tritt die neue Regelung in Kraft“, erklärte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Er sieht durch die neuen Richtlinien die rechtliche, operative und personelle Grundlage für die kommende Bundesliga-Saison sichergestellt.

Der vom designierten Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel am Freitag beim Außerordentlichen Bundestag in Frankfurt am Main präsentierte Leitfaden für die künftige Arbeit wurde von allen 252 anwesenden Delegierten bestätigt. „Es ist ein Strukturpapier, das wir jetzt mit Leben füllen müssen“, appellierte Fandel. Eine Spaltung der Schiedsrichter-Familie will er nicht zulassen. „Das wäre grotesk. Es wird keine Unterteilung in Profi- und Amateurbereich geben“, versprach Fandel.

Künftig sollen die Schiedsrichter professioneller betreut, die entscheidenden Stellen mit neutralem Personal besetzt sowie eine transparente und offene Kommunikation innerhalb des Fußballs ausgeübt werden. Fandel setzt dabei auf Teamarbeit. Häufungen von Ämtern soll es wie Wunschansetzungen nicht mehr geben. „Wer Schiedsrichter ansetzt kann keine Beobachter ansetzen und umgekehrt“, kündigte der frühere FIFA-Referee an.

Er will aus der Arbeit das auffällige Krisenpotenzial herausnehmen, so dass „jeder erkennen kann, dass das Schiedsrichterwesen unabhängig und neutral ist. Es darf keine Abhängigkeiten geben“, so Fandel. Am 21. Mai wird er die Nachfolge von Volker Roth als Schiedsrichter-Boss antreten. Statt Schiedsrichterausschuss wird das höchste Gremium künftig Schiedsrichter-Kommission heißen. Als deren Chef muss Fandel dem DFB-Bundestag als höchster Verbands-Instanz Bericht erstatten.

Zwanziger war in seiner Eröffnungsrede vehement für eine Neugestaltung des Schiedsrichterwesens eingetreten. „Reform heißt nicht, dass alles, was gemacht wurde, auf den Kopf gestellt wird. Aber was von der Kommission um Herbert Fandel erarbeitet und vom Präsidium verabschiedet wurde, ist für den Spitzenbereich zwingend. Und was für die Liga gut ist, kann auch Auswirkungen auf die Basis haben“, sagte Zwanziger.

Auch Ligapräsident Reinhard Rauball begrüßte die Reform. „Wir brauchen ein neues Schiedsrichtersystem. Es war nicht alles schlecht, aber es darf auf keinen Fall sein, dass die Schiedsrichterei ein Geheimort ist“, erklärte Rauball. Er brach zugleich eine Lanze für die knapp 80 000 ehrenamtlichen Unparteiischen in Deutschland. „Die aufgetretenen Fehler haben nichts mit den vielen Idealisten auf Kreisebene zu tun, die ihre Arbeit Woche für Woche zum Wohle des deutschen Fußballs getan haben“, sagte Rauball.