Auf der Schlussrunde stürmt Magdalena Neuner zu ihrem zweiten Olympiasieg in Vancouver. Simone Hauswald wird Dritte beim Massenstart.

Whistler. Magdalena Neuner hat sich mit ihrer zweiten Goldmedaille zur Königin der Winterspiele von Vancouver gekrönt. Mit einer grandiosen Schlussrunde in einem dramatischen Massenstartrennen holte sich die Biathletin ihren zweiten Olympiasieg und rannte mit einem strahlenden Lächeln und emporgereckten Armen über die Ziellinie. Den deutschen Jubeltag rundete Simone Hauswald mit Bronze ab.

"Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, und schwupps habe ich meine zweite Goldmedaille", sagte Neuner überglücklich. DOSB-Präsident Thomas Bach verneigte sich: "Die Mädels sind einfach fantastisch. Das war ein grandioser Schlussspurt." 7,3 Sekunden hatte Neuner nach dem letzten Schießen noch Rückstand auf die Russin Olda Saizewa gehabt, im Ziel waren es 5,5 Sekunden Vorsprung auf die Silbergewinnerin. Die sechsmalige Weltmeisterin Neuner hat nun drei Medaillen - außerdem Gold im Jagdrennen und Silber im Sprint - auf dem Konto.

Die deutsche Kolonie auf der Tribüne stimmte das Lied "So sehen Sieger aus" an, während Bundestrainer Uwe Müssiggang seine Frauen in den Arm nahm. Sportdirektor Thomas Pfüller hatte Tränen in den Augen: "Unglaublich, wie die Mädels dem großen Druck standgehalten haben."

Mit dem Selbstbewusstsein eines WM-Titels von 2008 und drei Weltcupsiegen war Neuner in ihr Lieblingsrennen Massenstart gegangen. Zuerst übernahm die Teamkollegin Kati Wilhelm die Führung, doch dann machte Neuner das Tempo. Beim ersten Schießen leistete sich die Topfavoritin genau wie Wilhelm und Henkel jedoch einen Fehler. Ohne Fehlschuss kam nur Hauswald durch, die fortan als Spitzenreiterin das Tempo bestimmte. Neuner hatte 20 Sekunden Rückstand und musste von hinten auf die Jagd gehen.

Auch beim zweiten Liegendschießen fielen bei Hauswald alle Scheiben. Neuner blieb bei ihrer Schnellfeuer-Einlage ebenfalls fehlerlos und ging als Achte mit 19 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiterin Hauswald wieder zurück auf die Strecke. Wilhelm ließ dagegen gleich drei Scheiben stehen und büßte so frühzeitig die letzte Chance auf die ersehnte Einzelmedaille ein. Hauswald forcierte derweil vorn das Tempo und versuchte, sich von ihren Verfolgerinnen abzusetzen. Beim ersten Stehendschießen ließ Hauswald allerdings zwei Scheiben stehen und fiel zurück. Auch Neuner patzte einmal, womit plötzlich Andrea Henkel auf Platz sechs die beste Deutsche vor Hauswald und Neuner war.

Die beiden laufstärksten deutschen Frauen holten bis zum finalen Stehendschießen wieder ein paar Sekunden auf. Beide gingen volles Risiko und schossen null. Neuner ging auf die Jagd, holte Saizewa ein und ließ sie am Anstieg stehen.

Zuvor hatte das deutsche Männerquartett ein Debakel erlebt: Trotz "Kaiserwetters" mit Sonnenschein und optimalen Bedingungen gab es für Michael Greis und Co. auch im vierten Rennen eine Pleite. Die Plätze 10, 15, 17 und 23 waren die Quittung für insgesamt zwölf Fahrkarten am Schießstand. Erstmals seit zwölf Jahren bei Olympischen Winterspielen holten die deutschen Skijäger keine Einzelmedaille. Als bester kam der dreimalige Turin-Olympiasieger Greis als Zehnter ins Ziel. Hinter Russlands Überraschungssieger Jewgeni Ustjugow sicherte sich der Franzosen Martin Fourcade Silber, Dritter wurde der Slowake Pavol Hurajt.