DFB-Präsident Theo Zwanziger und Christian Seifert, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL, haben Stellung zum Wettskandal genommen.

Bochum. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) haben im Zusammenhang mit dem neuen europäischen Wettskandal eine Task Force eingesetzt. Dies teilte DFB-Präsident Theo Zwanziger am Montag im Beisein von Christian Seifert, dem Vorsitzenden der DFL-Geschäftsführung, auf einer Pressekonferenz in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main mit.

Die Arbeitsgruppe soll sich mit den Auswirkungen der Manipulations-Affäre beschäftigen, die am vergangenen Freitag von der Staatsanwaltschaft Bochum publik gemacht wurde. In neun europäischen Ländern stehen 200 Spiele unter Manipulationsverdacht, darunter auch 32 Begegnungen in Deutschland.

An der Pressekonferenz nahmen neben Zwanziger und Seifert auch DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, Carsten Koerl vom Frühwarnsystem Sportradar AG und DFB-Chefjustiziar Jörg Englisch teil. Die Staatsanwaltschaft in Bochum hatte den DFB und die DFL in ihre Ermittlungen nicht unmittelbar einbezogen, sondern lediglich die Europäische Fußball-Union (Uefa).

Die Uefa hat ihrerseits für Mittwoch in ihrer Zentrale im schweizerischen Nyon einen Krisengipfel zum Thema Wettskandal einberufen. Der Europaverband hat nach Angaben von Uefa-Mediendirektor Robert Faulkner zu diesem Treffen Vertreter der neun Verbände eingeladen, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum vom jüngsten Manipulationsskandal betroffen sind.

In Nyon werden hochrangige Verbandsfunktionäre aus Deutschland, Belgien, der Schweiz, Kroatien, Slowenien, der Türkei, Ungarn, Bosnien und Österreich erwartet.

Stellungnahmen aus der Pressekonferenz:

Theo Zwanziger: "Wir wollen eine kleine, erste Bewertung vornehmen. Zwischen 2005 und 2009 gibt es fundamentale Unterschiede. Damals hat das Präsidium des DFB die Entscheidung getroffen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Heute haben wir eine Staatsanwaltschaft in Berlin, die die Aufarbeitung gemeinsam mit dem DFB leistet. Ein Sportverband allein ist überfodert. Wir müssen mitwirken, unterstützen. Aber wir brauchen die Hilfe der Staatsanwälte. Ohne sie wäre es damals zu einer Verurteilung von Robert Hoyzer nicht gekommen."

Zwanziger: "In der ein oder anderen Zeitung lese ich, der DFB habe seit 2005 nichts gelernt. Dies ist allerdings nicht der Fall (...) Wir haben ein Warnsystem aufgebaut. Die Frage ist natürlich, warum wir nicht unmittelbar auf diese 32 Fälle aufmerksam geworden sind. Das müssen wir klären. Darüber hinaus haben wir eine Task-Force-Einheit gebildet, um die aktuellen Geschehnisse zu untersuchen. Wir werden alles dafür tun, dass die Fälle aufgedeckt werden. Wir wünschen uns allerdings auch, dass Unschuldige nicht zu früh in Mitleidenschaft gezogen werden."

Christian Seifert: "Wir haben als unmittelbar Betroffene schriftlich um Akteneinsicht gebeten. Seit 2005 haben DFB und DFL sehr intensiv zusammen gearbeitet. Wir werden mit großer Intensität daran arbeiten, die vermeintlich betroffenen deutschen Spiele zu untersuchen."

Wolfgang Niersbach (Sportfunktionär): "Bei der Uefa wurde kürzlich abstrakt angemerkt, dass die Gefahr der Manipulation ungefähr mit dem Problem des Dopings vergleichbar ist. Wir sind grundlegend gut aufgestellt. Perfektion gibt es allerdings nicht."

Carsten Koerl (Sportradar AG): "Wir überwachen in insgesamt 53 Ländern Wettbewegungen. Einige Spiele, die wir als auffällig markiert haben, wurden auch von der Uefa markiert. Es gibt allerdings einen illegalen Markt, in dem wir nicht vertreten sind, und dieser Kanal ist sehr schwierig zu überwachen."