Im Zuge des Wettskandals im europäischen Fußball hat der Schweizer Zweitligist FC Gossau seinen Mittelfeldspieler Mario Bigoni suspendiert.
Bern. Nach einem Bericht des Boulevardblatts Blick soll der 25-Jährige dem Klubpräsidenten Roland Gnägi Unregelmäßigkeiten gestanden haben. Bigoni soll bereits von der Polizei vernommen worden sein.
Es geht um die 0:4-Heimniederlage am 24. Mai gegen Locarno. „Einer seiner Mitspieler habe ihn angegangen mit den Worten: Du, da ist Geld zu verdienen“, wird Gnägi zitiert: „Bigoni sagte mir aber nicht, ob er auf das Angebot eingegangen sei.“ Insgesamt seien von der Wettmafia für eine Manipulation des Spiels 31.000 Franken (20. 500 Euro) an Gossau-Spieler gezahlt worden.
Zuvor hatte bereits der FC Thun seinen Stürmer Pape Omar Faye suspendiert. Der Senegalese war ebenfalls von der Polizei vernommen worden, es soll um das Spiel vom 26. April in Yverdon (1:5) gegangen sein. Nach Angaben der Bochumer Staatsanwaltschaft stehen in der Schweiz 22 Spiele der zweiten Liga und sechs Vorbereitungsspiele unter Manipulationsverdacht.
Wettskandal: Sportausschuss-Mitglied fordert schärfere Kontrollen
Die mecklenburgische CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Strenz fordert in ihrer Eigenschaft als Angehörige des Sportausschusses aufgrund des europäischen Wettskandals schärfere Kontrollen. Dass der Betrug aufgedeckt worden sei, zeige, wie viel der Fußball aus dem Fall Robert Hoyzer vor vier Jahren gelernt habe. Nur reichten die damals eingeführten Frühwarnsysteme offenkundig nicht aus: „Wir brauchen noch mehr Kontrolle - in allen Ligen.“
Strenz glaubt, dass sich der Sportausschuss noch lange mit den Vorkommnissen um den Wettskandal beschäftigen werde. „Die Politik darf sich nicht heraushalten. Wir müssen die Fehler untersuchen“, sagte die Politikerin. Sie sieht nun vor allem die Fußballverbände in der Pflicht: „UEFA, FIFA und DFB müssten noch enger kooperieren, um zukünftig früher Verdacht zu schöpfen.“
Wettskandal: bwin-Chef fordert Limit für Einsatz- und Gewinnhöhen
Jörg Wacker, Direktor des Wettanbieters bwin, hat sich für eine Höchstgrenze für Einsatz- und Gewinnhöhen als Konsequenz aus dem jüngsten Wettskandal starkgemacht. „Wir fordern schon seit langem deutlich effektivere Schutzmaßnahmen für die gesamte Branche, und das nicht erst seit dem Hoyzer-Skandal 2005. Die Politik muss beispielsweise die erlaubten Einsatz- und Gewinnhöhen viel stärker limitieren und die Abgabe anonymisierter Wetten strikt verbieten“, sagte Wacker im Welt-Interview.
Die Möglichkeiten des Internets seien dabei sehr hilfreich, „weil sie Wetteinsätze in Echtzeit kontrollieren und zuordnen können“. Der bwin-Chef setzt sich außerdem zum wiederholten Male für eine Abschaffung des Glücksspielstaatsvertrages ein: „Monopole fördern den Schwarzmarkt und die Konsequenzen erleben wir jetzt. Die richtige Antwort auf solche Skandale wäre ein liberalisierter und streng regulierter Wettmarkt, denn nur so kann man die Vorgänge kontrollieren und Betrügereien aufspüren.“
Der Schwarzmarkt blühe seit Einführung des Glücksspielmonopols in Deutschland Anfang 2008. Allein im Internet gebe es 3000 Sportwettenseiten, die für deutsche Kunden zugänglich seien. Laut einer Studie der Universität Linz soll der Schwarzmarkt bei Sportwetten aufgrund des Verbotes 2008 um rund 370 Prozent zugelegt haben.
Bei allen bisherigen Wettskandalen sei sein Unternehmen, so Wacker, nicht betroffen, „weil bwin wegen seiner hohen Sicherheitsstandards und seiner vergleichsweise niedrigen Einsatz- und Gewinnlimits für Betrüger sehr unattraktiv ist“. Zum aktuellen Fall, der am Freitag von der Staatsanwaltschaft Bochum publik gemacht wurde und 200 Spiele in neun europäischen Länder betrifft, liegen ihm allerdings nur Teil-Informationen vor: „Zumindest für die türkischen Spiele wissen wir, dass bwin nicht betroffen war.“
Wettskandal: Neun Personen in Italien festgenommen
Auch Italien wird von einem neuen Manipulations- und Wettskandal im Fußball erschüttert. Der Präsident des italienischen Drittligisten Potenza Calcio, Giuseppe Postiglioni, sowie acht weitere Manager des Vereins und Mitglieder krimineller Organisationen sind am Montag festgenommen worden. Sie werden beschuldigt, Fußballspiele manipuliert und ein illegales Wettsystem aufgebaut zu haben. Dies berichtet die Polizei.
Die Ermittlungen betreffen ein Serie B-Match in der Saison 2007/2008 sowie sieben Spiele der 3. Liga in der Saison 2008/2009. Die Ermittlungen laufen bereits seit mehreren Monaten.
Diese Fälle auf dem Apennin haben allerdings offenbar nichts mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum zu tun. Diese hatte am vergangenen Freitag den größten Wettskandal aller Zeiten in Europa öffentlich gemacht. Es geht um insgesamt 200 verdächtige Spiele in 2009 in neun Ländern, darunter befinden sich auch 32 Begegnungen in Deutschland.