Erste Verhaftungen: 32 Spiele in Deutschland betroffen. Auch drei Partien der Champions League stehen unter Manipulationsverdacht.
Bochum/Hamburg. Knapp fünf Jahre nach den Wett-Betrügereien um Schiedsrichter Robert Hoyzer wird der internationale Fußball von einem Manipulationsskandal noch ungeahnten Ausmaßes erschüttert. Rund 200 Spiele stehen unter Manipulationsverdacht, es gebe „bisher über 200 Tatverdächtige“, teilten die Staatsanwaltschaft Bochum und die Polizei auf einer Pressekonferenz mit.
Die Ermittlungen liefen seit neun Monaten. Die Europäische Fußball-Union UEFA zeigte sich zufrieden über die Ermittlungsresultate. „Andererseits sind wir aber auch zutiefst betroffen vom Ausmaß abgesprochener Spielmanipulationen internationaler Banden“, erklärte UEFA-Sprecher Peter Limacher zum seiner Meinung nach bisher größten Manipulationsskandal im Fußball. Die Ermittler listen neun betroffene europäische Länder auf, darunter auch Deutschland, in denen Spiele mindestens seit Anfang 2009 beeinflusst worden sein sollen. Die 1. Bundesliga ist bisherigen Ermittlungsergebnissen nicht betroffen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten. Unter Manipulationsverdacht stehen auch drei Spiele der Champions League, zwölf Spiele der Europa League und ein Qualifikationsspiel zur U21-Europameisterschaft.
Aus „ermittlungstaktischen Gründen“ wollte der zuständige Staatsanwalt weder Namen von Verdächtigen noch die betroffenen Spiele und beteiligten Vereine nennen. Die Staatsanwaltschaft Bochum ist eine Schwerpunktabteilung zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Korruption.
Nach Informationen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) sollen Spieler des VfLOsnabrück in mögliche Spielmanipulationen in der 2. Fußball-Bundesliga verwickelt sein. Nach Angaben der Zeitung verdächtigt die Staatsanwaltschaft Bochum als Drahtzieher einen 34- Jährigen, der mit Hilfe von VfL-Profis zwei Spiele aus der vergangenen Saison manipuliert haben soll. Bei den Partien soll es sich um die Auswärtsspiele der Osnabrücker beim FC Augsburg (0:3) am 17. April 2009 und beim 1. FC Nürnberg (0:2) am 13. Mai 2009 handeln. Der Mann soll am Donnerstag verhaftet worden sein.
Die Betrüger sollen Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle bestochen haben, um Spielausgänge zu beeinflussen. Anschließend hätten die Beschuldigten versucht, hohe Geldbeträge bei europäischen und asiatischen Wettanbietern gesetzt haben. Der Gewinn soll insgesamt mehrere Millionen Euro betragen. Deutschland ist mit 32 Begegnungen betroffen, darunter vier aus der 2.Bundesliga. Weitere Länder ohne Erstliga-Bezug sind Belgien und die Schweiz. In Kroatien,Slowenien, Türkei, Ungarn, Bosnien und Österreich stehen indes Erstliga-Spiele im Fokus. In allen Fällen bestehe ein konkreter Verdacht oder sei Manipulation nachgewiesen worden.
Festgenomen wurden bislang in Deutschland, Österreich, Großbritannien und derSchweiz 15 Verdächtige und 50 Objekte durchsucht. Schwerpunkte in Deutschland lagen in Berlin, Nürnberg und dem Ruhrgebiet.