Eine Stunde vor Abflug des Lufthansa-Charterfluges LH 5013 nach Hamburg nahm Andreas Rudolph, der Präsident der HSV-Handballer, gestern Mittag auf dem Madrider Flughafen Barajas seinen Sportchef Christian Fitzek beiseite.
Madrid/Hamburg. Die beiden zogen sich für 22 Minuten in die äußerste Ecke der Wartehalle C zurück. Was sie zu besprechen hatten, blieb geheim. Es könnte um die Verpflichtung neuer Spieler gegangen sein.
Bisher hatte Rudolph kostspielige Verstärkungen für die kommende Saison ausgeschlossen. Will der HSV aber weiter in Bundesliga und Champions League um die Titel spielen, besteht Handlungsbedarf. Ein potenzieller Schwachpunkt im hochkarätig besetzten Team droht die Position des Linksaußen zu werden. Exweltmeister Torsten Jansen (32), lange Zeit Weltklasse in Abwehr und Angriff, konnte aufgrund wiederholter Verletzungen in der laufenden Serie die hohen Erwartungen nicht mehr mit der Konstanz der Vorjahre erfüllen.
Matthias Flohr wiederum kann zwar in der Abwehr jeden Weltklassemann stoppen, im Angriff fehlt dem 27-Jährigen vor allem gegen Spitzenmannschaften die Treffsicherheit. "Ich bin vor dem gegnerischen Tor oft nicht abgezockt genug", räumt Flohr ein. In beiden Halbfinalspielen gegen Ciudad Real schenkte HSV-Trainer Martin Schwalb deshalb Heiko Grimm auf Linksaußen das Vertrauen, Grimm rechtfertigte es. Im Juli wechselt der ehemalige Nationalspieler zu Grasshopper Zürich. Ersatz für ihn sollte es nicht geben. Jetzt sondiert der HSV den Markt.
Flensburg fordert Rückzug von HBL-Präsident Witte
Ein Gesprächsthema bleibt die Affäre um Rekordmeister THW Kiel, der in der Champions League die Gunst vor allem osteuropäischer Schiedsrichter gekauft haben soll. 152 000 Euro könnten die Kieler nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft dafür ausgeben haben, auch um das Champions-League-Finale 2007 gegen Flensburg-Handewitt zu gewinnen.
Die Flensburger bereiten eine Schadenersatzklage vor und fordern den Rücktritt von Reiner Witte, dem Präsidenten der Handball-Bundesliga (HBL). Als Freund des zurückgetretenen Kieler Managers Uwe Schwenker hatte sich Witte bei der HBL an allen Abstimmungen in der Causa Kiel enthalten. Ein Aberwitz. Die Flensburger kritisieren nicht nur Witte, sie klagen auch den europäischen Verband EHF an. Der lasse es an der erforderlichen Energie fehlen "bei der Klärung, Aufarbeitung und Strategieentwicklung zur Vermeidung der unsportlichen und sogar kriminellen Machenschaften".