Am 22. Februar 1972 schoss er “sein“ Tor, der HSV gewann im Achtelfinale des DFB-Pokals 1:0 gegen Werder, aber der Treffer von Uwe Seeler reichte nicht. Das Hinspiel hatte Bremen 4:2 gewonnen.

Hamburg. Am 22. Februar 1972 schoss er "sein" Tor, der HSV gewann im Achtelfinale des DFB-Pokals 1:0 gegen Werder, aber der Treffer von Uwe Seeler reichte nicht. Das Hinspiel hatte Bremen 4:2 gewonnen. Es war das letzte Pokalspiel für Seeler, der dann seine Karriere beendete. Viele Male hatte "uns Uwe" zuvor gegen Werder gespielt, oftmals verließ er dabei als Sieger den Platz, aber hart und eng verlief fast jedes Derby zwischen Hamburg und Bremen.

Eine Ausnahme gab es aber 5. August 1959. Im Halbfinale um den Nordpokal trafen der HSV und Werder am Rothenbaum aufeinander. Vor 16 000 Zuschauern deklassierte der HSV die Mannschaft von Trainer Georg Knöpfle mit 9:1. Tags darauf hieß es in den Zeitungen nur: "Sensationeller HSV-Sieg". Und Uwe Seeler sagte kurz und knapp: "Es ist schön zu wissen, dass wir eine Mannschaft sind, die Fußball spielen kann." Drei Tore hatte der Mittelstürmer erzielt, vier Treffer steuerte Rechtsaußen Klaus Neisner bei, Horst Dehn und Dieter Seeler vervollständigten den Torreigen.

Uwe Seeler und Bremen. Das hatte nicht immer nur etwas mit Werder zu tun. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1957 spielte der HSV im Weserstadion gegen Eintracht Braunschweig, weil es eine Platzsperre für die Hamburger gegeben hatte: Seeler war vom Platz gestellt worden, danach gab es Tumulte am Rothenbaum - Sperre. "In Bremen hatten wir lange nicht mehr gewonnen, und auch gegen Braunschweig lagen wir zur Pause 0:4 zurück. Es war grausam", erinnert sich Seeler, der dann noch drei Tore erzielen konnte - der HSV gewann legendär mit 6:4.

In der Oberliga war der HSV klar die Nummer eins, Werder meistens auf Platz zwei. Die Frage nach der Nummer eins im Norden war über viele Jahre eindeutig geklärt. "Das gab sich dann in der Bundesliga. Da holte Werder auf, weil wir einfach zu schlecht einkauften. In dieser Beziehung waren wir schlecht, einfach grausam, unsere Führung bestand aus hanseatischen Kaufleuten, die das Geld nicht aus den Händen gaben."

Deswegen gab es auch Zeiten, in denen der HSV in Abstiegsgefahr geriet, in denen Werder auch klar besser war. Trotz aller Rivalität aber pflegt Uwe Seeler noch immer besondere Freundschaften zu den Bremern. Das Mittelstürmer-Idol ist eng mit dem damaligen Werder-Spieler Max Lorenz befreundet, er versteht sich bestens mit Arnold "Pico" Schütz - zwei harte "Kanten" im Team der Grün-Weißen. Ebenso Sepp Piontek, Horst-Dieter Höttges, Heinz Steinmann und Egon Coordes. Uwe Seeler heute über seine ehemaligen Widersacher: "Hart aber fair, das waren alles ehrliche Häute, das ging meistens sehr sauber zu - auch wenn es manchmal wehtat. Höttges hat später einmal zu mir gesagt, dass seine Grätschen von einst heute wohl alle abgepfiffen worden wären." Seeler weiter: "Man hat sich auf dem Platz gefetzt, aber danach hat man sich die Hand gegeben. Wir hatten stets Achtung voreinander, und die Freundschaften sind immer geblieben."

Dass der noch auf drei Hochzeiten tanzende HSV kurz vor Ende der Saison nun Kraftprobleme hat, sieht Uwe Seeler als nicht so schwerwiegend an: "Eine solche Entschuldigung ist zu einfach, das lasse ich nicht gelten. Bislang hat der HSV ja auch alle Hürden genommen - das macht Trainer Martin Jol wirklich ausgezeichnet, ja fast schon sensationell, er findet immer wieder eine gute Lösung."

Auch diesmal? Mit Schrecken denkt Uwe Seeler an das Duell mit Werder im Jahre 2006. Der HSV musste gewinnen, dann wäre er in der Champions League gewesen - doch Ailton vergab eine "Hundertprozentige" für den HSV, der mit 1:2 verlor. "Das war schon sehr bitter, aber so ist er nun einmal, der Fußball; manchmal wunderschön und manchmal auch ganz grausam."