Es ist zwar kein neues Phänomen, aber ein immer wieder gern beobachtetes. Je näher das “Fest der Liebe“ rückt desto beschäftigter werden die...

Hamburg. Es ist zwar kein neues Phänomen, aber ein immer wieder gern beobachtetes. Je näher das "Fest der Liebe" rückt desto beschäftigter werden die Menschen. Und auch wenn St. Paulis Manager Helmut Schulte in diesen Tagen einen äußerst geschäftigen Eindruck macht, so scheint der 51-Jährige zumindest nicht in übertriebene Hektik zu verfallen. Denn obwohl auch nach den abgeschlossenen Vertragsverlängerungen von Trainer Holger Stanislawski, Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach und Mittelfeldabräumer Timo Schultz, sowie der in Kürze erwarteten Verlängerung von Linksverteidiger Jan-Philipp Kalla noch immer 17 (!) Kontrakte von Kiezkickern auslaufen, bleibt Schulte völlig entspannt. "Wir wollen möglichst zeitnahe mit allen Stammspielern verlängern", sagt der Sportchef im Gespräch mit dem Abendblatt, um aber gleichzeitig klarzustellen, dass sich die meisten Profis mit einer Entscheidung noch mindestens bis zum Frühjahr gedulden müssen.

PDF-Grafik: Die St.Pauli-Agenda 2009

Der Grund für die unübliche Vielzahl der auslaufenden Verträge ist laut Schulte in der Aufstiegssaison 2006/07 zu suchen. Denn damals konnten die Verantwortlichen noch nicht wissen, welche Spieler wirklich das Zeug zur Zweiten Liga hatten. Und da St. Pauli sich auf die Fahnen geschrieben hat, eher konservativ zu wirtschaften, hat man damals fast ausnahmslos nur Zweijahresverträge vergeben. Nun müssen besonders die in dieser Saison noch nicht überzeugenden Ergänzungsspieler Björn Brunnemann, Rene Schnitzler, Morike Sako und Benjamin Weigelt, die ausgeliehenen David Hoilett (Blackburn Rovers) und Rouwen Hennings (HSV), die Youngster Serhat Yapici, Dennis Daube und Marius Browarczyk, sowie die zuletzt verletzten Florian Lechner, Fabio Morena und Thomas Meggle mit einer Entscheidung erst im kommenden Jahr rechnen. Meggle, der sich nach seiner Kreuzband-OP im Aufbautraining befindet, ist sich noch nicht mal sicher, ob er überhaupt noch eine Saison als Profi dranhängen möchte. "Es gibt gute Gründe zu sagen, dass es jetzt reicht", sagt der 33-Jährige, der sich erst zum Saisonende mit den Verantwortlichen zusammensetzen will.

Früher streben die Leistungsträger Filip Trojan, Alexander Ludwig, Ralph Gunesch und Marcel Eger eine Entscheidung an - so oder so. Besonders der umworbene Offensivmann Trojan hat immer betont, dass er spätestens bis Anfang Dezember seine Zukunft geregelt haben will. Nachdem St. Pauli vor zwei Wochen bereits mit Trainer Holger Stanislawski um drei Jahre verlängert hat, könnte Trojans Unterschrift für alle weiteren Verhandlungen Signalwirkung haben. Ludwigs Berater Thorsten Weck, der auch den ebenfalls nur bis Sommer 2009 unter Vertrag stehenden Florian Bruns vertritt, hat bereits durchblicken lassen, dass eine Einigung mit Ludwig vor allem eine Frage der sportlichen Perspektive ist, die mit dem Verbleib Trojans natürlich bessere Aussichten hätte. "Es gibt Anfragen - auch von höherklassigen Vereinen", gibt Weck an.

Gleich mehrere Vereine sollen laut Berater Volker Schlappner auch an Defensivmann Gunesch dran sein, der aber trotzdem eine baldige Einigung mit St. Pauli anstrebt. "Es wäre in Ralphs Sinne, wenn die Gespräche bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sind", sagt Schlappner. Gunesch selbst macht kein Geheimnis daraus, dass er sich in Hamburg wohl fühlt: "Ich spiele zwar privat gerne Karten, aber bei Verträgen wird bei mir nicht gepokert."

Pokern will auch Guneschs Abwehrkollege Eger nicht. "Mir geht es nicht primär ums Geld", sagt der gebürtige Franke, der aber gleichzeitig angibt, "ein weltoffener Mensch" zu sein, also auch anderen Klubs nicht abgeneigt zu sein. Bislang hatte er jedoch noch keine Gespräche geführt - weder mit St. Pauli noch mit anderen Vereinen. Dabei hat im Gegensatz zu anderen Kiezkickern weder Eger noch Gunesch oder Trojan eine zusätzliche Klausel im Vertrag, nachdem sich ihr Arbeitspapier bei einer bestimmten Anzahl von Spielen automatisch verlängern würde.

Neben den Stammspielern können auch die Assistenztrainer Andre Trulsen und KaPe Nemet, sowie Teammanager Christian Bönig auf einen neuen Vertrag rechtzeitig zum Weihnachtsfest hoffen, da Stanislawski seine Verlängerung an die Bedingung geknüpft hat, dass er auch in Zukunft mit seinem Funktionsteam arbeiten darf. Für reichlich Arbeit bis Heilig Abend ist im Hause Schulte also gesorgt.