Wer spielt die “Sechs“, die im modernen Fußball so wichtige Rolle vor der Abwehr? Vor dieser Frage stand während der Woche HSV-Coach Martin Jol.

Hamburg. Wer spielt die "Sechs", die im modernen Fußball so wichtige Rolle vor der Abwehr? Vor dieser Frage stand während der Woche HSV-Coach Martin Jol. Eine "Sechs" war klar: David Jarolim. Aber wer ist der zweite Mann? Tomas Rincon ist wohl noch ein wenig zu unerfahren, Marcel Ndjeng hat seit Wochen zu wenig Spielpraxis. Deshalb fiel die Wahl auf Dennis Aogo. Überraschend. Der 22-Jährige stand bisher hinten links, gehörte aber zu den Aufsteigern im HSV-Team dieser Saison. Und nach dem Manchester-Spiel wurde Aogo mit Lob überhäuft.

Vor dem ersten Bundesligaspiel galt Aogo als Nummer drei der Linksverteidiger: Thimothee Atouba und Marcell Jansen sahen die Fans und die Experten vor ihm. Es kam aber alles anders. Jetzt ist Dennis Aogo aus diesem HSV-Team nicht mehr wegzudenken.

"Nach dem 0:1 in der ersten Minute kamen mir leichte Zweifel", gab Martin Jol später zu, denn: "Dennis ließ den Torschützen Ireland einfach laufen." Es blieb einer der wenigen Fehler an diesem Abend. Aogo: "Ich habe seit Freiburg, seit über einem Jahr, nicht mehr auf der 'Sechs' gespielt. Deshalb habe ich am Anfang einige Minuten gebraucht. Das sind auf dieser Position einfach andere Abläufe, aber ich glaube, das ist mir zusammen mit Jaro gut gelungen."

Er räumte - gemeinsam mit David Jarolim - super ab, zeigte keinerlei Scheu, keine Angst vor den großen Namen im City-Team. Durch sein couragiertes Spiel erleichterte er so seiner Abwehr die Arbeit, Dennis Aogo spielte wie ein Routinier. Nach dem Spiel befand er: "Ich war schon sehr überrascht, dass wir das Spiel so dominiert haben. Wir hätte ja noch drei, vier Tore mehr machen können, fast sogar müssen. Das alles ist aber ein Indiz für unser momentanes Selbstvertrauen. Mit den Fans im Rücken passiert hier momentan Sensationelles. Die Fans geben uns die Sicherheit und den Spaß."

Natürlich. Auch seinem Spiel war es anzumerken. Wie er den Ball behandelt, wie sicher er ihn am Fuß hält, wie trickreich er manche knifflige Situation auf engstem Raum löste - das alles hatte Klasse. Trotz allem aber bleibt der U-21-Nationalspieler mit beiden Beinen auf dem Boden, er ist nett, höflich und bescheiden, ein Realist. Der zugibt: "Ich danke Gott jeden Tag für das, was hier passiert." Für Dennis Aogo (31 Bundesligaspiele) ist nichts selbstverständlich: "Von der Zweiten Liga in ein solches Spiel im Uefa-Cup-Viertelfinale binnen eines Jahres - das ist schon wie ein Traum. Gott ist derjenige, der alles leitet. Er bestimmt, was mit mir geschieht."

Zur jetzigen Situation rund um den HSV meint Dennis Aogo: "Die Mannschaft hilft dem Trainer - der Trainer der Mannschaft. Das passt hier alles wirklich sehr, sehr gut zusammen."