Bei einer Niederlage in Wales würde die Relegationsrunde drohen. Für Jansen spielt wohl Trochowski. Die DFB-Aufstellung in Bildern.
Cardiff. Für DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger ist der Fall klar: "Derjenige, der gegen Finnland und Wales die wenigsten Punkte liegen lässt, der wird auch Gruppenerster."
Der kleine Schönheitsfehler aus deutscher Sicht in dieser Rechnung: Beim 3:3 in Helsinki hat das Team von Bundestrainer Joachim Löw bereits zwei Punkte gegen die Finnen eingebüßt. Dennoch führt die deutsche Mannschaft die Tabelle vor dem heutigen Qualifikationsspiel für die WM in Südafrika in Wales (20.45 Uhr, ARD live) mit 13 Punkten an. Doch Russland (neun Punkte mit einem Spiel weniger) liegt in Lauerstellung.
Heute in Cardiff steht damit viel auf dem Spiel. In Wahrheit ist es sogar so etwas wie das vorweggenommene Endspiel um den Gruppensieg. Sollte Deutschland erneut fest eingeplante Punkte abgeben, würde die Lage mit einem Schlag prekär. Dann könnte selbst ein Unentschieden am 10. Oktober in Moskau nicht mehr für den Gruppensieg reichen. Löw hat den Fall der Fälle bereits einkalkuliert: "Sollte das nichts werden, dann geht es in die Relegation mit einem anderen Gruppenzweiten - am Ende wollen wir zur WM nach Südafrika." Doch das dürfte ein schwieriges Unterfangen werden. Denn in der K.-o.-Runde der Relegation könnten Gegner vom Kaliber Frankreich, Portugal, Griechenland, Tschechien, Türkei oder Kroatien drohen.
Und die Bilanz gegen Wales verheißt keineswegs nur Gutes. Es gab bereits zwei 0:1-Niederlagen (1991 und 2002). Und selbst in Deutschland reichte es gegen Wales viermal nur zu einem Remis.
Zudem geben die zurückliegenden Auftritte nicht unbedingt Anlass zu Optimismus. Das 4:0 gegen Liechtenstein in Leipzig war zwar klar - aber keineswegs souverän. Oliver Kahn, ehemaliger Nationaltorhüter, jetzt ZDF-Experte, beklagte "fehlende Spielfreude". Lothar Matthäus, Weltmeister von 1990, sagte der "Welt": "Früher hätte eine deutsche Nationalmannschaft Liechtenstein nicht mit einem 4:0, sondern einem 8:0 oder sogar 10:0 nach Hause geschickt. Da klafft eine Lücke zu den alten Zeiten."
Die Gründe dafür seien vielfältig. "Wir haben kaum Spieler, die in der Lage sind, auf Dauer Akzente zu setzen", sagt Matthäus. In erster Linie aber läge es daran, "dass sich die Mannschaft derzeit in einer Entwicklungsphase befindet und in sich noch nicht stark genug ist". Wirklich dominant zeigte sich das Löw-Team nur beim 2:1 gegen Russland im vergangenen Oktober in Dortmund.
Genau an dieses Leistung will Löw anknüpfen: "Früh die Bälle erkämpfen, schnell nach vorne spielen, möglichst Torabschlüsse haben." Ein Vorhaben, das für jede Partie gilt, diesmal aber sagt Löw: "Wir waren einige Tage länger zusammen, dann automatisieren sich viele Dinge wieder, man kann mit den Spielern sprechen, man kann intensiver mit der Mannschaft arbeiten." Sein Versprechen: "Wir werden hoch motiviert in dieses Spiel gehen."
Mit welcher Aufstellung das geschieht, ist noch offen. Ausgerechnet Marcell Jansen, gegen Liechtenstein in guter Form, hat sich einen grippalen Infekt eingehandelt. Der HSV-Profi fehlte gestern beim Abschlusstraining. Joachim Löw: "Wir wollen kein Risiko eingehen und haben ihn daher geschont." Zwar soll es heute morgen einen letzten Test geben, es sieht aber eher nach einem Ausfall aus. Davon könnte Vereinskollege Piotr Trochowski profitieren, der seine Bänderverletzung im Knie auskuriert hat.
Sicher dabei ist auch wieder Mario Gomez, der gegen Liechtenstein im 13. Anlauf torlos blieb. Immerhin schreckt er im persönlichen Kampf gegen seine Treffer-Krise in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft selbst vor den ungewöhnlichsten Maßnahmen nicht zurück. "Er hat sich das ganze Spiel gegen Liechtenstein auf Video noch mal angeschaut", berichtete Löw.
Der Wille, es heute in Cardiff zu richten, ist jedenfalls da. Schließlich ist das WM-Quartier für Südafrika ja auch schon in Johannesburg geblockt. Und da es wäre zu bitter, wenn der DFB die Buchung zurückziehen müsste.