Der 18-Jährige trifft und begeistert. In zwei Wochen fährt das Talent nach Blackburn, um seine Zukunft auszuloten.

Hamburg. Eigentlich erübrigt sich die Frage nach dem Befinden, ein Blick in sein Gesicht ist vollkommen ausreichend. David Hoilett sieht aus, als würde er jeden Moment laut loslachen müssen. "Es könnte nicht besser gehen", sagt das 18 Jahre junge Talent des FC St. Pauli und zieht das Grinsen noch breiter über sein knabenhaftes Gesicht.

Sein Spitzname passt momentan dann auch eher zu den jungen Seerobben als zu seiner momentanen Gemütsverfassung. ",Heuler' hat sich einfach sensationell entwickelt", erklärt Holger Stanislawski. Der vom Trainer ausgemachte Trend ist belegbar: Hoilett absolvierte für St. Pauli 19 Saisoneinsätze (nur sechs Feldspieler standen häufiger auf dem Platz), hat nach Florian Bruns, Alexander Ludwig, Filip Trojan und Marius Ebbers mittlerweile die meisten Scorerpunkte im Team (vier Tore, zwei Assists) und erzielte drei der letzten vier Tore. Überragende Werte für einen so jungen Mittelfeldspieler, der vereinzelt auch als Aushilfsstürmer ran musste.

Dass er mit seinen Leistungen auch die Erwartungen gesteigert hat, stört ihn nicht. "Ich habe ja auch große Ziele und möchte eines Tages in der Bundesliga oder der englischen Premier League spielen." Immerhin steht er auf der Insel bereits unter Vertrag. Die Blackburn Rovers haben sich die Dienste des Kanadiers mit jamaikanischen Wurzeln gesichert, St. Pauli konnte Hoilett im Sommer nur für ein Jahr ausleihen, nachdem ihn die Briten zuvor für ein halbes Jahr beim SC Paderborn geparkt hatten. Das Problem der Rovers: Hoilett erhält in England als Nicht-EU-Ausländer keine Arbeitserlaubnis, so lange er nicht regelmäßig für eine A-Nationalelf aufläuft.

Stanislawski und Sportchef Helmut Schulte hegen somit berechtigte Hoffnungen, ihr "Jahrhunderttalent" (Stanislawski) zumindest ein weiteres Jahr am Millerntor halten zu können.

Dessen Bedeutung für die Mannschaft wuchs angesichts der Formkrisen von Filip Trojan und Alexander Ludwig zuletzt fast wöchentlich. Mit seinen Sololäufen, Dribblings und schnellen Kurzpässen war er es, der das schleppende Offensivspiel belebte. Der Youngster besitzt jene Qualität, die Stanislawski in seinem System mit nur einem echten Strafraumstürmer von seinen drei oder vier offensiven Mittelfeldspielern verlangt: den Zug zum Tor.

Und so wird Hoilett nach den Ausfällen von Trojan (krank) und Angreifer Morike Sako (gesperrt) bei Alemannia Aachen (So., 14 Uhr, Tivoli/Premiere live) und im gesamten letzten Saisondrittel eine entscheidende Rolle zukommen. Dass er diese von sich weist, ist der nach seiner Freundlichkeit zweitgrößten Charaktereigenschaft geschuldet. "Ich bin kein Schlüsselspieler. Wir sind eine Schlüsselmannschaft", sagt er höflich.

In zwei Wochen, wenn der Spielbetrieb aufgrund der Länderspielpause ruht, wird er nach Blackburn reisen, um mitzutrainieren und seine Perspektive auszuloten. "Ich weiß wirklich noch nicht, was nächste Saison sein wird", sagt er und versucht erfolglos, das Grinsen abzulegen, "vielleicht klappt es ja bald mit dem ersten Länderspiel", sagt Hoilett und fängt dann doch an zu lachen: "Ich weiß aber noch gar nicht, für welches Land ich überhaupt spielen will."