Ivica Olic erzielte sein sechstes Europacup-Tor, Tomas Rincon überzeugte. Jetzt spielt der HSV gegen Galatasaray Istanbul. Bilder von den besten HSV-Spielen der Geschichte.

Hamburg. Plötzlich wurde es richtig laut. Die 6000 Niederländer, die mit ihrem Verein nach Hamburg gereist waren, begannen in der 19. Minute wie aus heiterem Himmel zu jubeln. Dabei gab es eigentlich nicht den Hauch von einem Anlass, denn es gab lediglich einen Eckstoß für den Außenseiter. Für die Nijmegen-Fans aber dennoch ein Grund, richtig aus sich herauszukommen, denn ganz offensichtlich hatten sie ohnehin kein Tor von ihrer Mannschaft erwartet. Eine treffende Vorahnung, denn der HSV, der schon das Uefa-Cup-Hinspiel locker mit 3:0 für sich entschieden hatte, löste diese Pflichtaufgabe mit einem nie gefährdeten 1:0. Der HSV steht im Achtelfinale und trifft nun auf Galatasaray Istanbul. Die Türken besiegten Bordeaux 4:3.

"Es war Utopie, hier von einem NEC-Sieg zu träumen, wir haben ihn auch nicht geträumt", gab Nijmegens Trainer Marion Been lächelnd zu. Und der HSV war bemüht, gar nicht erst auch nur den leisesten Hauch von Sensation aufkommen zu lassen. "Wir wollten in den ersten 20 Minuten richtig Dampf machen, so war es abgesprochen, und das haben wir auch in die Tat umgesetzt", sagte Marcell Jansen über die Marschroute. Der Plan ging bereits in der neunten Minute mit dem 1:0 von Ivica Olic auf.

Von nun an war das Uefa-Cup-Spiel eine legere Trainingseinheit, zu der immerhin 31 537 Zuschauer trotz des miesen Dauerregens Eintritt gezahlt hatten. Der HSV hielt, so gut es ging, den Ball in den eigenen Reihen, jeder Schritt wurde genau überlegt, jeder Spurt sorgfältig abgewogen, jeder Zweikampf wurde fortan ganz genau kalkuliert. Bloß keine Verletzung (nur Jerome Boateng schied zur Pause mit Hüftschmerzen aus) im Hinblick auf das schwere Spiel am Sonntag gegen Wolfsburg riskieren.

Nur ein Hamburger hatte von dieser Art Fußball nichts im Sinn: Debütant Tomas Rincon. Der 21-jährige Mittelfeldspieler rannte sich 90 Minuten lang die Lunge aus dem Hals, er grätschte und attackierte, und er rasierte jeden Gegenspieler, der sich ihm in den Weg stellte. Da kam bei allen Freude auf. "Tomas hat ein gutes Herz, er hat sich für die Mannschaft aufgeopfert", befand Torwart Frank Rost. Abwehrspieler Dennis Aogo lobte den drahtigen Venezolaner: "Tomas gibt immer Gas, er hat sich ein solch gutes Debüt verdient."

Und Rincon selbst? Der strahlte glücklich und zufrieden. Und bekannte: "Ich habe alles versucht, bin viel gelaufen, habe hart gearbeitet und bin jetzt einfach glücklich, in einer so guten Mannschaft zu spielen." Er war der gefragteste Mann, und er blieb fast keine Antwort schuldig. Nur einmal musste er lächelnd passen. "Welchen Gegner möchten Sie nun haben, Bordeaux oder Istanbul?" Tomas Rincon schwieg. Er kennt wohl weder den einen noch den anderen Verein. Istanbul aber wird er nun zwangsläufig kennenlernen.

Hamburg: Rost - Boateng (46. Alex Silva), Gravgaard, Mathijsen, Aogo - Rincon, Jarolim, Benjamin, Jansen (46. Pitroipa) - Petric, Olic (79. Guerrero).

Nijmegen: Babos - Koenders (46. Fernandez), Pothuizen (46. Otten), Zomer, El Akchaoui - Davids, Kivuvu, Worm (72. Janssen) - Ntibazonkiza, Tshibamba, El Kabir.

Tor: 1:0 Olic (9.). SR: Chapron (Frankreich). Z.: 31 537. Gelb: Kivuvu, El Kabir.