Der Rechtsaußen erzielte acht Tore. Mit 6:0 Punkten steht der HSV vor dem erneuten Einzug ins Viertelfinale.

Hamburg. "Das war eine grandiose zweite Halbzeit. Die sollte uns Selbstbewusstsein für die kommenden Aufgaben geben." Andreas Rudolph, der Präsident der HSV-Handballer, hatte am Ende sein Lächeln wieder gefunden. Mit einem 34:23-(14:13)-Erfolg gegen Portland San Antonio starten die Hamburger in die Hauptrunde der Champions League. Wie sich beide Mannschaften auseinander entwickelt haben, mag das Ergebnis des Vorjahres verdeutlichen. Damals besiegte der HSV die Spanier in der Color-Line-Arena nach einem Kraftakt mit 32:29. Diesmal ging den Hamburgern trotz eines Stolperstarts alles lockerer von der Hand. Mit jetzt 6:0 Punkten trennt die nach dem THW Kiel zurzeit wohl zweitbeste deutsche Mannschaft nur noch ein Sieg vom Erreichen des Viertelfinales.

45 Tage hatten die HSV-Handballer nicht mehr zusammengespielt, 40 davon nicht einmal miteinander trainiert. Das schwächte sie stärker als die körperlichen Blessuren, die die Weltmeisterschaft in Kroatien bei Pascal Hens (Oberschenkelverhärtung), Guillaume Gille (Ellenbogen), Krzysztof Lijewski (Daumen), Stefan Schröder (Wade) und Torsten Jansen (Oberschenkel) in den vergangenen drei Wochen hinterlassen hatte. Die Angeschlagenen konnten alle spielen, nach der langen Pause aber stand die ersten 30 Minuten nicht jene Mannschaft wieder auf dem Feld, mit der der HSV in dieser Saison noch zwei Titel gewinnen will. Präsident Rudolph beklagte "mangelnden Einsatz und keine körperliche Präsenz", doch die Abstimmung in Abwehr und Angriff fehlte ebenfalls. "Wir haben uns zu wenig bewegt und zu wenig gegenseitig geholfen", meinte Blazenko Lackovic. Trainer Martin Schwalb musste schon nach 13 Minuten seine Auszeit nehmen, um seine Mannen auf Linie zu bringen. Es half zunächst nichts. Seine eindringlich gesprochenen Worte stießen erst in der zweiten Hälfte auf Verständnis.

Den spielerischen und kämpferischen Findungsprozess befeuerten vor allem die eingewechselten Hens (ab der 22. Minute) und Schröder (ab 21.), die mit ihren herausragenden Quoten (Hens fünf Tore bei fünf Würfen, Schröder acht von neun) die Hamburger in der 42. Minute bis auf 25:16 entscheidend davonziehen ließen. Es war zu diesem Zeitpunkt Schröders achter (und letzter) Treffer, und als der Rechtsaußen anderthalb Minuten später den Spaniern bei einem schnellen Gegenstoß den Ball aus den Händen stahl, erhoben sich die meisten Zuschauer von ihren Sitzen und spendeten dem Blondschopf Standing Ovations.

Schröder blieb es ebenso vorbehalten, Torhüter Danjel Saric in der 31. Minute erstmals mit einem Siebenmeter überwinden zu können. Zuvor waren zweimal Hans Lindberg und Jansen an dem Serben gescheitert. Dessen Vertreter Tomas Svensson, der ehemalige HSV-Torsteher (bis 2005), musste vier Tage vor seinem 41. Geburtstag das komplette Spiel von der Bank anschauen. "Der HSV war in der zweiten Halbzeit die klar bessere Mannschaft, auch weil uns wegen zahlreicher Verletzten die Alternativen fehlten. Für uns kann es nur um den zweiten Platz in der Gruppe gehen", ordnete Svensson die Partie realistisch ein.

Die Geschichte dieses Spiels schrieb neben Hens und Schröder Per Sandström. Der Schwede, bester Torhüter der Weltmeisterschaft, war nach dem Seitenwechsel ein noch effektiverer Rückhalt als Johannes Bitter davor. Sandström hielt neun von 19 Würfen (47 Prozent), Bitter sieben von 20 (35 Prozent). "Ich hatte das Glück, in der zweiten Halbzeit im Tor stehen zu dürfen", sagte Sandström. "Dieses Glück trägt auch seinen Namen", meinte Schröder. Der wiederum wurde hinterher gefragt, ob er diesmal sein bisher bestes Spiel für den HSV absolviert hätte. "Das war zumindest mein bestes in diesem Jahr", antwortete Schröder ebenso zielsicher, wie er sich zuvor auf dem Spielfeld präsentiert hatte.

Statistik: Tore: Hamburg: Schröder 8 (2 Siebenmeter), B. Gille 7, Hens 5, Jansen 4, Niemeyer 2, K. Lijewski 2, Lackovic 2, Flohr 1, M. Lijewski 1, G. Gille 1, Torgowanow 1. Portland San Antonio: Malmagro 8 (3), Nikolic 3, Masachs 3, Vugrinec 2, Jakobsen 2, Ruesga 1, Perez 1, Hernandez 1, Crowley 1, Urdiales 1. Schiedsrichter: Pal und Csaba Kekes (Ungarn). Zuschauer: 6881. Zeitstrafen: 6; 3. Siebenmeter: 6 (2 verwandelt); 3 (3).