Vor dem Champions-League-Spiel gegen Portland San Antonio (18.30 Uhr, Color-Line-Arena/Eurosport) spricht der Nationaltorhüter über die Saisonziele und zieht seine WM-Bilanz.

Abendblatt:

Herr Bitter, nach sechs Wochen WM-Pause steigen die HSV-Handballer wieder ins Wettkampfgeschehen ein. Sind Sie froh, dass es wieder losgeht?

Johannes Bitter:

Auf jeden Fall. Wir hatten nach der WM fünf Tage frei, weil unser erstes Bundesligaspiel zum Glück verlegt wurde. Das war regelrecht Luxus. Deshalb sind wir alle ganz heiß darauf, wieder einzusteigen.



Abendblatt:

Was war schwieriger: Die WM aus dem Kopf zu kriegen oder aus dem Körper?

Bitter:

Körperlich hatte ich als Torwart keine Probleme. Aber es hat unheimlich gut getan, ein paar Tage am Stück keinen Ball in der Hand zu haben, es war nach vielen, vielen Monaten das erste Mal. Das war wichtig, um mental abschalten zu können.



Abendblatt:

Wie bewerten Sie rückblickend das Abschneiden bei der WM mit Platz fünf?

Bitter:

Wenn wir vorher hätten unterschreiben können, dass wir so auftreten und am Ende Platz fünf herausspringt, hätten wird das dankend angenommen. Viele hätten uns das nicht zugetraut. Natürlich war die Chance aufs Halbfinale groß, deshalb bleibt ein bisschen Enttäuschung zurück. Aber die Resonanz in der Öffentlichkeit war sehr positiv. Jeder hat gesehen, wozu diese Mannschaft fähig ist.



Abendblatt:

Könnte die vergebene Medaillenchance das Ende des Handballbooms in Deutschland einläuten?

Bitter:

Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Mit einer Medaille war ja vorher in keiner Weise zu rechnen. Wir haben bei den Fernsehzuschauern sogar die Zehnmillionenmarke überschritten, das war auch für RTL eine einmalige Sache. Das spricht für den Stellenwert, den Handball in Deutschland hat.



Abendblatt:

Die Vorbereitungszeit nach der WM fiel für den HSV ähnlich knapp aus wie nach Olympia in Peking. Ist wieder ein Stolperstart zu befürchten?

Bitter:

Die Gefahr ist natürlich da. Ich hoffe, dass wir diesmal konzentrierter an die Sache herangehen, zumal das Spiel gegen San Antonio ein enorm wichtiges ist. Ein Sieg würde uns in der Champions League weit nach vorn bringen und wäre auch für die Bundesliga richtungweisend.



Abendblatt:

Was haben Sie sich denn noch vorgenommen?

Bitter:

Weiterhin um alle drei Titel mitzuspielen. Die Meisterschaft kann Kiel bei acht Punkten Vorsprung und überragender Tordifferenz allerdings nur noch selbst aus der Hand geben. Aber in Champions League und Pokal wollen wir ganz vorn dabei sein.



Abendblatt:

In der Bundesliga-Hinrunde hat sich der HSV Niederlagen gegen krasse Außenseiter wie Balingen und Dormagen geleistet. Hat die Mannschaft die Lehren daraus gezogen?

Bitter:

Das kann ich nur hoffen. Wissen wird man das erst, wenn uns so etwas zwei, drei Jahre lang nicht mehr passiert. Tatsache ist, dass diese Niederlagen noch immer im Kopf sind. Niemand von uns hat vergessen, wie weh sie uns getan haben.



Abendblatt:

San Antonio war schon vor einem Jahr Hauptrundengegner, inzwischen hat die Mannschaft ihren Starspielmacher Ivano Balic nach Zagreb ziehen lassen müssen. Erwarten Sie einen stärkeren oder einen schwächeren Gegner als damals?

Bitter:

Ich denke, Balics Weggang hat nicht unbedingt geschadet. Natürlich ist er ein hervorragender Einzelspieler und nicht ohne Weiteres zu ersetzen, aber in der Mannschaft hatte er als Superstar schon eine Sonderrolle. Was wir jetzt beim Videostudium gesehen haben, sah schon ziemlich durchdacht aus.



Abendblatt:

In der "Welt" war von einem Interesse der Rhein-Neckar Löwen an Ihnen zu lesen, beide Vereine haben umgehend dementiert. Was können Sie uns darüber sagen?

Bitter:

Momentan werden viele mit den Löwen in Verbindung gebracht. Ich kann nur sagen: Da ist überhaupt nichts dran.