Nach dem Bundesligaspiel gegen Balingen pocht Nikola Karabatic erneut auf einen Wechsel zu den Rhein-Neckar-Löwen, die ein verbessertes Angebot vorlegen wollen.

Der Burgfrieden in Kiel hielt nur 24 Stunden. Als Meister THW im ersten Spiel nach der WM-Pause HBW Balingen- Weilstetten mit 41:33 abgefertigt und die Spitzenposition in der Handball-Bundesliga gefestigt hatte, meldete Weltmeister Nikola Karabatic erneut Ansprüche auf einen Wechsel nach der Saison zum Liga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen und dessen neuem Trainer Zvonimir Serdarusic an. "Ich hoffe, die Vereine einigen sich", sagte Karabatic dem NDR-Fernsehen und erklärte damit die am Freitag vom THW verkündete Einigung für nichtig. Unterstützung erhielt er von seinem Wunsch-Arbeitgeber: Die "Löwen" erklärten am Sonntag, in der kommenden Woche ein verbessertes Angebot abgeben zu wollen. "Sie sind jetzt am Zug", sagte THW-Manager Uwe Schwenker am Sonntag der dpa Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor hatte der Franzose Karabatic in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" noch einmal nachgelegt und den Kielern Wortbruch vorgeworfen. "Die Pressemitteilung, die der Verein am Freitag verschickt hat, ist nicht mit mir abgesprochen worden. Sie machen, was sie wollen. Wir haben uns nicht geeinigt", sagte er. Karabatic pocht auf eine mündliche Vertragsklausel. Danach habe ihm Schwenker gesagt, dass er, solange er in Kiel sei, unter seinem Freund Serdarusic trainieren werde. "Deswegen habe ich bis 2012 verlängert", betonte der Welthandballer. Allerdings: Serdarusic hatte zu diesem Zeitpunkt nur einen Vertrag bis 2009 und angedeutet, dass die Saison 2008/2009 wohl seine letzte in Kiel sein werde. "Ich halte mich an die Fakten und im Vertrag steht nichts davon", sagte Schwenker.

In diesem im Handball bislang einzigartigen Wechsel-Hickhack, für das Karabatic den Begriff "Poker" fand, droht nun das bislang so innige Verhältnis zwischen Kiel und seinem Superstar zu zerbrechen. "Ich habe viel gegeben für den Verein - und jetzt erwarte ich, dass sie mich mit Respekt behandeln", sagte der Franzose und versprach: "Ich möchte nicht, dass der Verein und ich uns im Schlechten trennen. Ich werde mich benehmen." Zumindest gegen die HBW Balingen- Weilstetten, gegen die Karabatic sechs Tore warf, zeigte er sich profihaft und erledigte seinen Job mit Anstand. Auch die Fans nahmen ihm das Wechseltheater noch nicht übel und empfingen ihn mit Beifall.

An seinem Willen, auch künftig einzig und allein unter Serdarusic trainieren zu wollen, ändert das aber nichts. "Es geht um Noka Serdarusic, glauben Sie mir. Nicht ums Geld. Wenn es mir nur ums Geld ginge, würde ich nach Spanien gehen und nicht mit den Rhein-Neckar Löwen sprechen. Ich gehe aber nicht dorthin, wo das meiste Geld fließt, sondern wo Noka Serdarusic ist", betonte Karabatic.

Die Rhein-Neckar Löwen werden indes eine neue Offerte vorlegen. Das bestätigte Manager Thorsten Storm am Sonntag. Ob es die zwei Millionen Euro sind, die Ciudad Real aus Spanien angeblich bereit war zu zahlen, wurde nicht beantwortet. "Es ist ein realistisches Angebot", sagte Storm. Mit dem Spieler sind die Mannheimer bereits weitgehend einig. "Seine Vorstellungen sind okay", sagte Storm. "Wir sind kein Discounter. Es geht um den Welthandballer und um Summen, die in Dimensionen vorrücken würden, die man im Handball bislang nicht kannte", entgegnete Schwenker und gab damit zu verstehen, dass der THW, wenn er einen Wechsel absolut nicht verhindern kann, von einem Millionentransfer ausgeht. "Warten wir auf das nächste Kapitel", bemerkte Schwenker.

Die Liga-Konkurrenz hofft im Stillen, dass sich die Unruhe im Verein auf die Leistungen auswirken wird. Alle Verfolger kamen in ihren Spielen zu sicheren Siegen. Der TBV Lemgo bezwang Stralsund mit 33:20, Magdeburg gewann gegen GWD Minden 31:24. Beim Tabellen- Zwölften MT Melsungen, der bei FA Göppingen 32:37 unterlag, deutet einiges auf einen Trainerwechsel zur neuen Saison hin. Am Mittwoch soll es eine Pressekonferenz geben, an der auch der dänische Trainer Ryan Zinglersen teilnehmen werde. Momentan wird Melsungen vom Schweden Robert Hedin betreut.