Der Präsident des Regionalligaklubs Altona 93 bezieht Stellung zu den Gerüchten um Victorias Manager Ronald Lotz, zu den finanziellen Sorgen seines Vereins und zum Oddset-Pokal-Wettbewerb.

Abendblatt.de: Herr Barthel, in der vergangenen Woche hat sich der Verein Altona 93 ziemlich überraschend vom bisherigen Liga-Manager Jörg Franke getrennt. Wie kam es zu diesem Schritt?

Dirk Barthel: Zu der Trennung an sich möchte ich nichts weiter sagen. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, letztendlich schien uns dieser Schritt notwendig und sinnvoll - dies haben wir Herrn Franke so mitgeteilt.

Abendblatt.de: Es war von einer internen Lösung zur Besetzung der offenen Stelle die Rede. Wie genau soll diese aussehen?

Barthel: Wir werden Herrn Franke im Team ersetzen. Das wird ein Fünferkreis aus jenen Vorstandsmitgliedern sein, die sich auch jetzt schon um den aktuellen Ligabetrieb kümmern. Es gab bereits erste sehr positive Gespräche, und wir sind uns alle sicher, dass wir die Aufgaben bestens bewältigen können.

Abendblatt.de: In der Montagausgabe des Abendblattes wurde nach der Franke-Entlassung der Name Ronald Lotz, jetziger Victoria-Manager, als potenzieller Nachfolger gehandelt.

Barthel: Das ist alles reine Spekulation. Der AFC und Herr Lotz arbeiten eng zusammen, die Stadionsituation um den geteilten Spielort an der Hoheluft lässt das auch nicht anders zu. Gedankenspiele, Herrn Franke durch Herrn Lotz zu ersetzen, sind jeodch absurd und entbehren jeglicher Grundlage.

Abendblatt.de: Das enge Verhältnis zwischen Liga-Trainer Torsten Fröhling und Manager Franke war hinlänglich bekannt. Muss sich nun auch Fröhling Gedanken um die Sicherheit seines Jobs machen?

Barthel: Keinesfalls. Torsten Fröhling ist ein hervorragender Trainer, der viel erreicht hat. Unsere angespannte finanzielle Situation ist ja nun keine Neuigkeit - trotz des nicht gerade ausufernden Etats hat unser Trainer mit seiner Mannschaft Großes geleistet, immerhin hat er den AFC in die Regionalliga geführt. Es gibt also absolut keinen Grund, ihn nun anzuzweifeln. In der Arbeitswelt wird doch auch nach der etwaigen Trennung von einer Führungspersönlichkeit nicht gleich die ganze Belegschaft ausgewechselt.

Abendblatt.de: Sie sprechen die Finanzen an: Rund um das Spiel gegen Harksheide im Pokal (9:0 - d.Red.) war zu vernehmen, die Mannschaft habe einen Streik in Betracht gezogen, weil die Aufstiegsprämie immer noch nicht gezahlt worden sei.

Barthel: Das ist doch Unfug! Wir haben alle Zahlungen im vertraglich vereinbarten Rahmen veranlasst.

Abendblatt.de: Aber schon in der Hinrunde kamen diese Spekulationen auf...

Barthel: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, auf welcher Grundlage diese angeblichen Informationen basieren sollen. Dass man mit Zahlungen mal in Verzug kommt, ist doch ganz normal. Jeder, der sich ein bisschen mit der Materie Altona 93 auseinander setzt, der weiß, dass wir ein großes finanzielles Risiko eingegangen sind. Schaut man sich allein die letzten beiden Monate an, stellt man fest, dass wir über diesen Zeitraum keinerlei Einnahmen verbuchen konnten. Zu dem Testspiel gegen Oberneuland kamen gerade einmal dreihundert Leute! Da wird man nicht reich von! Ich habe mir - ehrlich gesagt - schon mehr erträumt von der Regionalliga.

Abendblatt.de: Die Aufstiegseuphorie ist längst verflogen, abseits des Platzes kam der Verein in den letzten Wochen kaum zur Ruhe. Besonders die angespannte finanzielle Situation zehrt an den Nerven. Wollen Sie sich eine weitere Saison in der Regionalliga mit all dem Stress tatsächlich antun?

Barthel: Wir versuchen alles, um das zu realisieren. Klar ist allerdings auch, dass sich noch einiges ändern muss, damit wir die Lizenz beantragen. Wir geben aber jetzt nicht einfach auf. Dazu haben wir bereits zu viel investiert. Uns bleibt ja auch noch ein bisschen Zeit. Zwar nur noch ein paar Wochen, aber wir stehen momentan in Gesprächen, die Anlass zur Hoffnung geben. Ich selbst werde am Dienstag auf den DFB-Verbandstag fahren. Dort braucht es ein deutlicheres Zeichen, damit wir gewillt sind, nicht nur sportlich die Klasse zu halten.

Abendblatt.de: Welche Themen werden Sie auf der Tagung ansprechen?

Barthel: Es wird um ganz allgemeine Dinge gehen, die die Regionalliga betreffen. Anstoßzeiten und Spielverlegungen werden ein zentrales Thema sein, aber auch die Einstufung sogenannter Sicherheitsspiele.

Abendblatt.de: Alles Bereiche, in denen es speziell beim AFC in der Hinrunde teilweise große Probleme gab.

Barthel: Natürlich denkt man da an das Spiel gegen Magdeburg zurück. Die Magdeburger hatten sich mit 1500 Fans angekündigt, das Spiel wurde auf einen Mittwochnachmittag bei Eis und Schnee vor einer Minuskulisse verlegt. Da sind uns an einem Spieltag rund 20.000 Euro Einnahmen weggebrochen. Für einen kleinen Verein wie Altona ist das ein schwerer Schlag. Wir müssen unsere Gegengerade komplett den Fans der Gästemannschaft vorbehalten. Kommen keine Fans mit, haben wir eine Geisterkulisse. All das sind Probleme, die uns zu schaffen machen. Bei Sicherheitsspielen fordert der DFB den Verzicht auf den Ausschank alkoholhaltigen Bieres. Das Bier und die Wurst gehören aber für Fußballfans traditionell dazu. Und ganz ehrlich: ich habe bei einem unserer letzten Heimspiele selbst ein alkoholfreies Bier getrunken - es schmeckte grauenvoll.

Abendblatt.de: Viele Baustellen also. Dabei läuft es sportlich doch momentan durchaus zufriedenstellend. Gerade am Wochenende wurde durch das 9:0 beim Bezirksligisten TuRa Harksheide der Einzug ins Achtelfinale des Oddset-Pokals perfekt gemacht - dort wartet nun am kommenden Sonntag der TSV Buchholz 08. Ein schweres Los.

Barthel: Sicherlich ein ganz schweres Spiel, zumal die Buchholzer extrem heimstark sind und mit eigenem Publikum im Rücken durchaus in der Lage sind uns zu schlagen. Die Mannschaft muss wach sein, dann können wir den TSV schlagen.

Abendblatt.de: Angesichts des Klassenunterschiedes - wäre alles andere als der Finaleinzug im Oddset-Pokal-Wettbewerb nicht eine Enttäuschung?

Barthel: Nicht unbedingt. Natürlich wollen wir gerne ins Pokalfinale. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Schließlich sind wir nicht die einzigen, die diesen Wunsch hegen, und die Konkurrenz ist stark. Gerade Victoria ist ein Angstgegner von uns. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich so viel Erfolg wie nur möglich - nicht nur im Pokal!