Bundestrainer Löw bastelt mit seinen engsten Mitarbeitern am vorläufigen EM-Kader. Die meisten Spieler stehen fest. Helmes & Co. dürfen hoffen.
München. Noch dürfen Rückrundengewinner wie Wolfsburgs Fließband-Torschütze Patrick Helmes oder der in Dortmund spät aufgeblühte Mittelfeld-Arbeiter Ilkay Gündogan hoffen. In geheimer Klausur fixiert Bundestrainer Joachim Löw bis Freitag mit dem engsten Leitungszirkel der Nationalmannschaft den vorläufigen Kader für seine Titelmission bei der Fußball-Europameisterschaft. Am Samstag wird der Bundestrainer dann beim Bundesliga-Saisonfinale noch einmal genau hinschauen, in welcher Verfassung sich seine Auserwählten präsentieren und dabei hoffen, dass sich niemand verletzt.
Kein Geheimnis ist mehr, dass Löw am Montag beim Nominierungstermin im badischen Rastatt mehr als 23 Akteure benennen wird. Mit dem größeren Personenkreis reagiert der DFB-Cheftrainer in erster Linie auf die Komplikationen, die ihm der FC Bayern München mit dem Einzug ins Champions-League-Finale für die Vorbereitung beschert. Bis zu zwei Wochen wird Löw auf den starken Bayern-Block verzichten müssen. Zudem bereitet dem 52-Jährigen die Ungewissheit um Miroslav Klose und Per Mertesacker Kopfzerbrechen.
„Unsere Vorbereitung wird sich jetzt anders gestalten. Wir müssen flexibler sein“, kündigte Löw an. Der EM-Rumpfkader wird am 11. Mai sogar ohne den Bundestrainer ins erste Trainingslager auf Sardinien starten. Löw reist nach dem Treffpunkt von Spielern und Betreuern in Frankfurt am Main nicht mit auf die italienische Urlaubsinsel, sondern nach Berlin zum DFB-Pokalfinale zwischen Meister Dortmund und den Bayern. Da kann er am 12. Mai mehr EM-Kandidaten auf dem Spielfeld beobachten, als zeitgleich auf Sardinien sein werden.
+++ Bundestrainer Löw bangt vor EM um Klose und Mertesacker +++
Löws Assistent Hansi Flick kündigte im „Kicker“ (Donnerstag) für die Nominierung „Härtefälle“ an, was die Spannung erhöht. In der Vergangenheit hat Löw auch immer Überraschungen parat. Das Gros des Kaders gilt jedoch als fix, 19 der insgesamt 23 EM-Tickets sind praktisch vergeben. Allerdings gibt es zwei prominente Problemfälle. Bei Klose (Lazio Rom/Muskelriss) und Mertesacker (FC Arsenal/Fuß-OP) müsse man abwarten, „ob es machbar ist, sie in zwei, drei Wochen Trainingslager auf den ganz, ganz hohen Rhythmus zu bringen, den sie für ein Turnier brauchen“, erklärte Löw mit etwas Skepsis.
Das Klose-Fragezeichen lässt die Hoffnungen von Helmes deutlich steigen. Der 13-malige Nationalspieler, dessen Abschlussstärke Löw schon früher schätzte, war in Wolfsburg von Trainer Felix Magath zeitweise ins Regionalligateam abgeschoben worden. Im Liga-Endspurt trumpfte der 28-Jährige mit neun Toren in den letzten neun Spielen auf. „Vor drei, vier Monaten war das utopisch“, sagte Helmes zur möglichen Nominierung. „Jetzt läuft es gut. Man wird sehen, was der Bundestrainer macht.“
Vor der EM 2008 gehörte der Angreifer, der den Stuttgarter Cacau in der Vorbereitung ausstechen könnte, schon einmal zum erweiterten Aufgebot. Er wurde dann aber von Löw nicht in den 23-Mann-Kader berufen. Hoffen darf nach einer starken Saison auch der Gladbacher Mike Hanke, der die Erfahrung der WM-Teilnahme 2006 mitbringt.
Besonders groß ist das Gedränge im defensiven Mittelfeld, wo sich neben dem gesetzten Trio Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Toni Kroos gleich mehrere Anwärter für einen vierten Platz tummeln. Der Leverkusener Lars Bender hat gute Chancen. Für Simon Rolfes könnte die Routine sprechen. Sven Bender haben etliche Verletzungen um seine ursprünglich gute Position gebracht. Sein Dortmunder Kollege Gündogan könnte ihn jetzt auch bei Löw überflügeln.
Der Bundestrainer könnte in der ersten Vorbereitungsphase ohne Bayern-Akteure den Kader auch mit Perspektivspielern aus der U
21-Auswahl auffüllen, die vom 15. bis 20. Mai noch einen Lehrgang in Grassau am Chiemsee absolviert. Neben Gündogan wären Torhüter Marc-André ter Stegen (Mönchengladbach), Abwehrspieler Jan Kirchhoff (Mainz) oder Mittelfeldmann Lewis Holtby (Schalke) dafür Kandidaten. (dpa/abendblatt.de)