Das Hotel Velmor Grande kann wie geplant den DFB-Tross beherbergen. Nicht nur deshalb zeigt sich die deutsche Nr. 1 schon jetzt entspannt.
Pretoria/Girlan. Das WM-Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Südafrika hat eine vorübergehende Betriebserlaubnis erhalten. Das berichtet die Bild-Zeitung. Der Besitzer des Fünf-Sterne-Hotels Velmore Grande in der Nähe der Hauptstadt Pretoria muss jedoch eine Konventionalstrafe zahlen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte schon zuvor vom Weltverband FIFA grünes Licht für den Einzug bekommen.
Die Provinzregierung von Gauteng hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass das komplette Hotel illegal errichtet worden sei. Nicht nur der neue Hoteltrakt, der extra für den DFB gebaut worden war, sondern auch das Haupthaus, das 2004 fertiggestellt wurde. Nach Angaben der Regierung habe es keine umweltrechtliche Prüfung gegeben, zudem sollen Schwarzarbeiter beschäftigt worden sein.
Der rund 60-köpfige DFB-Tross startet am 6. Juni in Frankfurt/Main nach Südafrika. Nach dem ersten Langstreckenflug des Lufthansa-Airbus A380 wird der dreimalige Welt- und Europameister um 8.15 Uhr Ortszeit in Johannesburg eintreffen und dann sein WM-Quartier beziehen, das bis zum 12. Juli exklusiv gebucht ist.
Derweil sieht Manuel Neuer der WM ( 11. Juni bis 11. Juli) als neue Nummer eins der deutschen Fußball-Nationalmannschaft völlig gelassen entgegen - trotz bislang lediglich vier Länderspielen und seines gerade erst vollendeten 24. Lebensjahrs. „Ich freue mich darauf und werde die WM gut meistern. Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Ich habe schon unter Beweis gestellt, dass ich meinen Mann stehen kann“, sagte der Torwart von Schalke 04 und legitime Nachfolger von Spielern wie Oliver Kahn, Sepp Maier oder Toni Turek am Dienstag im Trainingslager in Südtirol.
Am vergangenen Freitag war der U21-Europameister nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Rene Adler von Bundestrainer Joachim Löw über seinen neuen Status informiert worden. Danach sei er „erleichtert“ gewesen, „wenn man weiß, dass man die Nummer eins ist. Da ist schon eine Last runtergefallen“, meinte er.
Zuvor habe er sich auch nicht von den Diskussionen um die Besetzung im deutschen Tor ablenken lassen: „Ich habe alles ausgeblendet, mich auf meine Sachen konzentriert und auf die Nachricht gewartet.“
Dass diese zugunsten des Schalkers ausfiel, war keine Überraschung - an seinem Verhältnis zu seinen älteren Kollegen Tim Wiese (28) von Werder Bremen und Jörg Butt (36) von Bayern München habe dies „nichts verändert“, betonte Neuer. Wiese kritisierte am Montag allerdings Löw. Er habe bisher persönlich keine Begründung für die Entscheidung zugunsten von Neuer bekommen, sagte der Schlussmann von Werder Bremen der Bild-Zeitung. „Einen Grund, warum ich nur Nummer zwei bin, habe ich jedenfalls nicht erfahren. Nur die Erklärung in der Pressekonferenz“, sagte Wiese.
Die Erklärung von Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, Neuer sei im Pokal weit gekommen, in der Bundesliga Zweiter geworden und habe eine sehr gute Sasion gespielt, kann Wiese nicht nachvollziehen. „Ich stand mit Werder im Pokalfinale. In den vergangenen zwölf Monaten mein drittes Finale, eins habe ich gewonnen“, sagte der 28-Jährige.
Dass Neuer der Aufgabe im deutschen Tor gewachsen ist, zeigte er bereits am Samstag beim 3:0 in Ungarn. Der Schalker präsentierte sich als Keeper modernster Prägung und interpretierte das Torwartspiel quasi als eine Art Libero sehr „offensiv“. Zweimal klärte der 24-Jährige außerhalb des Strafraums sogar per Kopf, aber auch auf der Linie hatte er einmal Gegelegenheit, sich auszuzeichnen.
Als Vorbild bezeichnete er am Dienstag in Girlan Jens Lehmann, der vor wenigen Wochen seine Karriere beendet hatte und bei der WM 2006 im Tor stand. „Er war ein moderner Torwart, ich habe versucht, ihm das nachzumachen“, sagte Neuer. Später habe er zudem beim Niederländer Edwin van der Saar „immer genau hingeschaut“.
Dass Neuer in Südafrika im Tor steht, hat er der Verletzung von Leverkusens Rene Adler zu verdanken. Kontakt zu Adler habe es zuletzt nicht gegeben, so Neuer, der dafür aber Verständnis hat: „Rene ist in der Reha und damit beschäftigt, dass er wieder fit wird“.
Betroffen zeigte sich der Schalker am Dienstag indes vom Ausfall seines Vereinskollegen Heiko Westermann. „Heiko ist ein sehr guter Freund von mir. Wir haben in der Freizeit viel zusammen gemacht. Das ist deshalb doppelt ärgerlich, weil ich schon gehofft hatte, dass bei der WM wenigstens zwei Schalker für Deutschland spielen“, sagte Neuer, fügte aber auch kämpferisch an: „Wir schauen nach vorne. Ich bin total fokussiert.“
Der viermalige Nationalspieler kickt bereits seit 1991 für Schalke. 2005 erhielt er einen Profivertrag, der noch bis 2012 Gültigkeit besitzt. Zuletzt hatte es immer wieder Angebote, unter anderem von Bayern München, gegeben. Bis jetzt konnte Neuer, der am
2. Juni beim 7:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate sein Debüt in der A-Nationalmannschaft feierte, den Verlockungen jedoch widerstehen. Mit einer tollen WM würde sich Neuer aber noch mehr in den Fokus rücken.