Hamburg. Beim DFB-Pokal verliert der Hamburger Regionalligist deutlich. Warum sich Spieler und Trainer trotzdem sehr zufrieden zeigen.
Der FC St. Pauli gilt als der etwas andere Verein im deutschen Profifußball. St. Paulis Untermieter für einen Tag, Regionalligist FC Teutonia 05, hat nun am Millerntor ein etwas anderes 0:8 gegen Europa-League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen kassiert.
Noch vor Jahresfrist hatten die Teutonen im DFB-Pokalspiel bei Bundesliga-Topteam RB Leipzig nicht den Hauch einer Chance. Auch die damalige Partie ging mit 0:8 verloren. Hätte Teutonia seinerzeit doppelt so viele Tore eingefangen, hätte sich niemand im Lager der Schwarz-Weißen beschweren dürfen.
DFB-Pokal: Bayer 04 Leverkusen hat Spielglück auf seiner Seite
Beim jetzigen DFB-Pokalauftritt vor der Teutonia-Rekordkulisse von 11.035 Fans sah die Sache zumindest in der ersten Halbzeit völlig anders aus. Die Teutonen verteidigten nicht nur aggressiv und zweikampfstark in ihrem 5-4-1. Nein, sie zeigten auch muntere Ballpassagen und einige technische Kabinettstückchen. Und sie hatten Pech, da Bayer 04 Leverkusen sich gnadenlos effektiv zeigte und das Spielglück in Halbzeit eins auf seiner Seite hatte.
Den ersten Fehler der Teutonen nutzte Edmond Tapsoba sofort zum 0:1 (16.). Nach einem Eckball von Jonas Hoffmann hatte Granit Xhaka den Ball eigentlich harmlos per Kopf in die Mitte abgelegt. Doch Teutonias Torwart Marius Liesegang und sein Kapitän Marcus Coffie behinderten sich, Tapsoba nickte ein. Eine Minute vor dem 0:2 per Konter durch Victor Boniface (42.) übersah Teutonias Fabian Graudenz bei einem vielversprechenden Konter Diamant Berisha, der frei auf Bayer-Keeper Lukas Hradecky zugelaufen wäre.
Ärgerlich zudem: Wiederum nur eine Minute vor dem 0:3 durch Florian Wirtz nach zauberhaftem Zuspiel von Amin Adli (45.) verweigerte Schiedsrichter Tom Bauer nach einem Handspiel von Jeremie Frimpong den Teutonen einen klaren Handelfmeter. Die darauf folgende Großchance von Tobias Schwede parierte Hradecky.
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DFB-Pokal: Teutonias Kapitän spricht von überragendem Erlebnis
„Wenn wir mit einem 0:1 oder 0:2 in die Pause gehen, läuft das Spiel in Hälfte zwei vermutlich anders und wir verlieren nicht so hoch“, sagte Teutonias Kapitän Marcus Coffie. „Dennoch war es ein überragendes Erlebnis, vor einer fünfstelligen Zuschauerzahl für unseren Verein zu spielen.“
Daran änderte auch die zweite Hälfte nichts mehr, in der Leverkusen durch Adli (59., Foulelfmeter), Frimpong (67.), Adam Hlozek (75., 90.) und Hofmann (81.) noch fünf Treffer nachlegte. Für den Fairplay-Moment des Tages sorgte Leverkusens Robert Andrich, der ein Handspiel zugab und somit seinen eigenen Treffer aberkannte (89.).
„Schön, dass Robert das gemacht hat. Ich weiß nicht, wie das in der Bundesliga wäre, aber heute war es schön“, scherzte Leverkusens Trainer Xabier Alonso hinterher und lobte Teutonia: „Respekt, sie haben das gut gemacht."
„Für einen Torwart sind acht Dinger natürlich frustrierend. Dennoch haben wir uns dieses tolle Spiel erarbeitet und wissen nun, wofür wir das getan haben“, sagte wiederum Teutonias Keeper Marius Liesegang, nachdem sein Team von den Zuschauern mit Applaus für die couragierte Leistung verabschiedet worden war.
DFB-Pokal: Diesmal war Auftritt von Teutonia deutlich besser
„Es ist ärgerlich, durch welche Gegentore wir auf die Verliererstraße geraten sind. Aber hier hat sich auch die große Klasse von Bayer Leverkusen gezeigt, die uns eiskalt bestraft haben“, befand Teutonias Trainer Dominik Glawogger. „Dennoch bin ich unglaublich stolz auf meine Mannschaft und den gesamten Verein.“
Das darf Glawogger auch sein. Die spielerische und taktische Visitenkarte, die sein Team in Hälfte eins abgab, war Welten von dem damaligen Auftritt in Leipzig entfernt. Beim nächsten DFB-Pokalauftritt der Teutonen dürfte es bei konstanter Weiterentwicklung mit dem Teufel zugehen, wenn dann das Ergebnis nicht deutlich knapper ausfiele.