Hamburg. Oberliga-Spitzenreiter siegt im Topspiel 1:0 in Dassendorf – Krause sauer – Altona 93 II mit süßer Aufstiegsfeier

Lattkes Titelansage nach einer Topleistung: „Wir haben das hier heute mit den Füßen, den Händen und vielen Grätschen gelöst. Klar wollen wir nun den Titel holen.“ Torwart Anton Lattke fasste die Abwehrschlacht seines TSV Sasel im Gipfeltreffen der Oberliga Hamburg beim nun auf 13 Punkte distanzierten Serienmeister TuS Dassendorf perfekt zusammen.

Nico Zankl verwandelte einen Handelfmeter zum 1:0 für Tabellenführer Sasel (6.). Ansonsten spielte bis auf eine weitere Saseler Riesenchance 90 Minuten lang nur Dassendorf. Die Gäste, im tiefen 5-4-1 gestaffelt, warfen sich aufopferungsvoll in jeden Ball, während Dassendorf aus allen Lagen schoss und köpfte. Nur eben an den Pfosten, drüber, daneben, einem Saseler an den Körper oder – eigentlich – unhaltbar. Doch in diesen Fällen parierte Lattke sensationell. „In der ersten Halbzeit war ich noch schüchtern. In der zweiten wurde ich besser“, scherzte der Mann des Tages.

Dassendorfs Coach Thomas Hoffmann lobte Lattkes Leistung als „großartig“ und blickte ob des vergeblichen Anrennens traurig auf seine Historie. „In meinen elf Jahren als Spieler und Trainer hier“, sagte Hoffmann, „war das eine meiner bittersten Niederlagen mit Dassendorf.“

Umstrittener Platzverweis beim Sieg von Altona

Vor der stimmungsvollen Kulisse von 1572 Fans drehte Altona 93 im Auswärtsspiel beim SC Victoria im Stadion Hoheluft ein 0:2 in einen 3:2-Sieg. Heiß diskutiert: Die Rote Karte für Victorias Keeper Dennis Lohmann kurz vor dem Pausenpfiff wegen einer angeblichen Notbremse. Beim Spielstand von 2:1 für den SC Victoria kam Lohmann aus seinem Kasten, spielte den Ball per Brust außerhalb des Sechzehners zu einem Mitspieler und rasselte danach mit Altonas Prince Hüttner zusammen, der in seine Richtung unterwegs war. Statt Stürmerfoul, wie zunächst von vielen Fans vermutet, zeigte Schiedsrichter Dominik Kopmann Lohmann glatt Rot.

Selbst die TV-Bilder sorgten später nicht für endgültige Klarheit, ließen die Entscheidung aber zweifelhaft erscheinen. Zumal auch im Falle eines Foulspiels an einer hundertprozentigen Torchance für Hüttner Zweifel bestanden, da Victorias Yannick Siemsen noch hätte eingreifen können. Victorias Trainer Joshua Krause lobte sein dezimiertes Team für die starke Leistung – und wurde gegenüber den Unparteiischen deutlich.

„Diese Entscheidung hat uns das Spiel gekostet. Altona hat heute dank der drei Männer in Gelb gewonnen“, sagte Krause. Altonas Co-Trainer Philipp Körner sah den Fall nicht so eindeutig: „Aus meiner Sicht war es ein Foul. Lohmann trifft Hüttner. Ob Gelb oder Rot dafür angemessen ist, ist eine 50:50-Entscheidung. Für beides gibt es Argumente.“

Siegesserie von Regionalligist Teutonia in Flensburg gestoppt

Eine unnötige Niederlage kassierte Regionalligist FC Teutonia 05 daheim gegen den SC Weiche Flensburg. In Halbzeit eins waren die Gäste viel effektiver und führten zur Pause mit 3:0.

Nach dem Wechsel legten die Teutonen ihren Chancenwucher ab und starteten die Aufholjagd. Michael Ifeadigo traf zum 1:3 (60.), Maik Lukowicz zum 2:3 (68.) – und Fabian Graudenz nicht zum 3:3. In der 90. Minute jagte er den Ball freistehend aus drei Metern über die Kiste. So erkonterte sich Flensburg mit der letzten Aktion den 4:2-Auswärtssieg.

„Wir können nicht immer gewinnen. Wir sind nicht der FC Barcelona“, stellte Teutonias Trainer David Bergner nach der Niederlage korrekt fest. Zuletzt hatte sein Team in zehn der vergangenen elf Partien gesiegt. „Das war heute bei uns eine Kopfgeschichte. Vielleicht auch wegen unserer Serie, über die jeder spricht. Wir waren zu ungeduldig, haben zu früh aus dem Halbfeld geflankt. Uns fehlten gedanklich zehn Prozent. Trotzdem wäre nach dieser zweiten Halbzeit ein Punkt nicht unverdient gewesen“, erklärte Bergner.

Zum Pechvogel des Spiels wurde übrigens Teutonias Emanuel Mirchev, der in der Länderspielpause mit der U21 Bulgariens unterwegs war. Er produzierte das Eigentor zum 0:1.

Die Erfolgsserie des FC St. Pauli II hält

Erfolgreich die Abstiegsangst nicht thematisiert hat zuletzt Regionalligist FC St. Pauli II. Mit dem 2:1 gegen den SSV Jeddeloh II bauten die kleinen Kiezkicker ihre Serie auf sieben ungeschlagene Spiele in Folge aus. Das Rezept: nicht auf die Tabelle gucken! „Wir haben uns vom Blick auf die Tabelle gelöst. Wir achten auf unser Spiel“, erklärte St.-Pauli-II-Cheftrainer Elard Ostermann fast mit fernöstlicher Weisheit die neue Gelassenheit.

Der Sieg gegen Jeddeloh II jedenfalls war verdient. Besonders gut drauf: Offensivspieler Gwangin Lee. Er bereitete die Treffer durch Robin Müller (35.) und Julian Ulbricht (49.) vor, die die nach der Gästeführung durch Miguel Fernandes (25.) von den 50 Jeddeloher Fans angestimmten Wechselgesänge im Edmund-Plambeck-Stadion verstummen ließen. Der FC St. Pauli II steht nun als Tabellen-13. über dem Strich.

Aufstieg von Altona II beim Rivalen wurde gefeiert

Eine sehr süße Meisterschaft feierte Altona 93 II in der Bezirksliga Süd. Das entscheidende 2:0 zum Titelgewinn glückte beim Nachbarn und Erzrivalen FC Teutonia 05 II auf dem Kunstrasenplatz an der Kreuzkirche. „Wir haben schon vor Wochen in der Tabelle gesehen, dass diese Konstellation eintreten könnte und uns das auch so gewünscht. Wir sind nun einmal Rivalen . Ausgerechnet hier aufzusteigen ist für uns Altonaer etwas ganz Besonderes“, sagte Altona-II-Trainer Benjamin Lipke.

Bemerkenswert: Altona 93 II besitzt die zweitbeste Defensive der Bezirksliga Süd. Auch ein Verdienst des ehrenamtlichen Torwarttrainers. Sascha Kirschstein (42), der zwischen 2004 und 2009 23 Bundesligaspiele für den HSV absolvierte.

Kirschstein besorgte mit seinen Kontakten sogar die Feierlocation: In der Kiez Alm auf der Reeperbahn begoss Altona 93 II das baldige Landesliga-Dasein die gesamte Nacht auf Sonntag hindurch. „Ich war um fünf Uhr daheim, aber viele meiner Spieler noch lange nicht“, sagte Lipke. Nun wünscht er sich den Aufstieg des Oberligateams. „Ein Doppelaufstieg würde uns noch mehr freuen. Die Zweite drückt auf jeden Fall die Daumen.“

Aufstiegsanwärter in der Bezirksliga auf der Coach

Der Kampf um den Aufstieg in der Bezirksliga Nord hat an diesem Wochenende eine kuriose Wende genommen. Von den vier infrage kommenden Top-Teams durfte nur der FC St. Pauli III (4:0 gegen den SC Condor II) ran. Der SC Sperber, Eintracht Norderstedt II und der USC Paloma II gewannen ihre Partien kampflos mit 3:0, da ihre jeweiligen Gegner TuS Berne, SV Bergstedt und Grün-Weiss Eimsbüttel nicht antraten.

Ein Vorteil war dies nicht unbedingt. So hätte Eintracht Norderstedt II den Tabellenletzten Duvenstedt vermutlich deutlich höher geschlagen. Da im Aufstiegskampf jedes Tor zählt, war der Spielausfall für die Garstedter besonders bitter. „Fußball sollte auf dem Feld entschieden werden“, sagte Norderstedt-II-Coach Jannik Paulat. Sperbers Trainer Simon Burhorst und Palomas Coach Mohamed Snoussi sahen dies auf Abendblatt-Nachfrage ebenso. „Jeder Fußballer sollte den Antrieb haben, auch gegen stärkere Teams anzutreten“, sagte Burhorst. „Wir hätten auch lieber gespielt und waren enttäuscht über den Spielausfall.“