Westerland. Die Zahlen auf Sylt werden nicht mehr einzeln statistisch erfasst. Behörden rechnen aber mit hoher Dunkelziffer bei Infektionen.

Die frische Brise auf Sylt schützt leider auch nicht vor einer Corona-Infektion. Obwohl sich die meisten Inselgäste viel im Freien aufhalten, gibt es eine steigende Zahl von Infizierten unter Insulanern und Urlaubern.

Offizielle Zahlen gibt es nicht, Mathias Eberenz, Sprecher der Asklepios Nordseeklinik Westerland, der nördlichsten Klinik Deutschlands, sagt aber: „Wir wissen von einem deutlichen Anstieg positiver Tests in den vergangenen Wochen.“

Medilys, das zu Asklepios gehörende Labor, bietet bei der Nordseeklinik laut Eberenz neben Antigentests auch PCR-Testungen an. "Wir haben im Juni 2022  etwa 350 Schnelltests und etwa 200 PCR-Tests durchgeführt, davon waren 20 Antigenttsts positiv. In den letzten Tagen haben wir insgesamt eine deutliche Steigerung der Testungen wahrgenommen, insbesondere auch im Bereich der PCR-Testungen nach positivem Antigentest." Es gibt noch weitere Anbieter von Coronatests auf Sylt. Der Mitarbeiter einer Teststation beim Bahnhof sagte, inzwischen seinen etwa 20 Prozent der Schnelltests positiv.

Nachfrage nach Selbsttests steigt kräftig

Die Selbsttest finden unterdessen reißenden Absatz. In einem großen Drogeriemarkt in Wenningstedt, wo Anfang der Woche noch unzählige große Fünfer-Pakete mit Schnelltests lagen, gibt es am Freitag nur noch vereinzelte Packungen mit jeweils nur einem Testkit. Die Nachfrage sei enorm gestiegen in dieser Wochen, sagte eine Mitarbeiterin.

Corona auf Sylt: Deutlicher Anstieg bei Infektionen

Mit einer bereits diagnostizierten Corona-Infektion kommen nach Angaben von Asklepiossprecher Eberenz etwa ein bis zwei Patientinnen und Patienten pro Woche in die Klinik. Unter denen, die sich ambulant vorstellen, würden pro Woche etwa ein Dutzend positiv getestet, seien aber selten so erkrankt, dass sie aufgenommen werden müssten.

Nach Angaben des Kliniksprechers weisen derzeit fünf Patientinnen und Patienten in der Klinik einen positiven Coronatest auf (Stand 6. Juli), drei davon werden wegen ihrer Covid-19-Erkrankung behandelt, allerdings liegt niemand auf der Intensivstation.

7-Tage-Inzidenz liegt im Kreis Nordfriesland bei 797,9

Die Belastung der Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeiter unterliege seit jeher saisonalen Schwankungen, sagte Eberenz, die mannigfaltigen Maßnahmen zur Hygiene und Infektionsprävention durch die Corona-Pandemie stellten einen Mehraufwand dar, der sich in den letzten Jahren gut eingespielt habe. „Derzeit liegt die Zahl der Kolleginnen und Kollegen im Krankenstand (wegen positiven Corora-Tests) im einstelligen Bereich, allerdings mit steigender Tendenz“, so Eberenz.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt im Kreis Nordfriesland bei 797,9 (Vortag 873,1). Daten für die Inseln oder für Sylt werden seit längerem nicht mehr separat ausgewiesen. Insgesamt ist die Zahl der Infektionen im Kreis laut Statistik rückläufig. Waren es am 29. Juni kreisweit 388 Infektionen, so gingen die Zahlen in den darauffolgenden Tagen runter auf 253 (30. Juni), 226 (1. Juli) bis 128 (am 4. Juli), ehe sie am Folgetag auf 186 (5. Juli) stieg und wiede rauf 141 (6. Juli) sank.

Auf Sylt kennt man auch keine aktuellen Zahlen: „Wir können hier keine Statistik führen, da das Gesundheitsamt beim Kreis Nordfriesland angesiedelt ist. Uns liegen hier keine Daten zur Verfügung vor“, sagte Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, auf Abendblatt-Anfrage.

Corona auf Sylt: Behörden gehen von hoher Dunkelziffer aus

Die Behörden gehen von einer hohen Dunkelziffer nicht gemeldeter Corona-Infektionen aus. Beim Kreis Nordfriesland heißt es, auch wenn „gemäß dem Absonderungserlass des Landes bei positivem Selbst- oder Antigenschnelltest die Pflicht gilt, diesen mittels PCR-Test bestätigen zu lassen, besteht kein Zweifel daran, dass nicht mehr jede infizierte Person dieser Pflicht nachkommt.

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Alle Gesundheitsämter in denkreisfreien Städten und Kreisen Schleswig-Holsteins gehen mit Blick auf die Corona-Fallzahlen von einer hohen Dunkelziffer aus.“ Zudem komme es aufgrund der nach wie vor hohen Fallzahlen oftmals zu einer verzögerten Erfassung in den Behörden. Von zuverlässigen, aussagekräftigen Zahlen könne somit nicht mehr die Rede sein. Hinzu träten immer wieder technische Probleme auf. Daher gebe es nur noch die allgemeinen tagesaktuellen Kreiszahlen aus Nordfriesland.

Die meisten gemeldeten Infektionen im Kreis Nordfriesland hat übrigens der Kreis Plön mit einer 7-Tage-Inzidenz von 1519,0.