Rantum. Die Hamburger Sozialbehörde prüft das Konzept für die Neugestaltung des Schullandheimes auf Sylt. Deshalb verzögert sich der Baubeginn.

Die Entscheidung über die dringend notwendige Modernisierung des Jugenderholungsheims Puan Klent in Rantum auf Sylt steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Im Juni werde sich klären, ob das Haus im Süden der Nordseeinsel umgebaut werden kann, sagt Horst Bötcher, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Puan Klent, die das mehr als 100 Jahre alte Jugendheim auf Sylt betreibt.

Die Stiftung hat große Pläne für das traditionsreiche Haus, das schon für Generationen von Hamburger Schülern das Ziel ihrer Klassenreisen war. Aber bislang sei man mit den Behörden noch „nicht zueinander gekommen“, so Bötcher, denen reiche die vorgelegte Machbarkeitsstudie nicht aus. „Sie wird jetzt von einem Gutachter geprüft. Wir haben uns vor 14 Tagen auf Sylt getroffen, er ist jetzt dran.“ Die Stiftung gehe davon aus, dass ihre Planungen und Ansätze valide sind.

Sylt: Bausubstanz von Puan Klent nicht zukunftsfähig

Das Geschäft mit den Klassenfahrten hatte in der Corona-Pandemie schwer gelitten. Davon waren alle Jugendherbergen und Schullandheime betroffen, auch Puan Klent. Längst sei wieder Leben eingekehrt, sagt der Stiftungsvorsitzende, die Belegung ziehe weiter an, seit April führe eine neue Hausleitung das Heim, das Team sei motiviert.

Doch die Bausubstanz, die Inneneinrichtung seien so nicht zukunftsfähig. 1919 hatte der Hamburger Jugendverband das ehemalige Marine-Barackenlager mitten in den Rantumer Dünen gekauft. 1920 eröffnete er dann das Jugenderholungsheim. Der Name leitet sich von den friesischen Begriffen Paul (Puan) und Kliff (Klent) ab.

Die Hamburger Stiftung hatte zu Beginn des Jahres 2020 – noch vor Pandemiebeginn – große Pläne für das Areal mitten in den Dünen vorgestellt. Die Gebäude, in denen schon Generationen von Jugendlichen Ferien und Schulfahrten verbrachten, sind in die Jahre gekommen. Zwischendurch war die wirtschaftliche Situation so katastrophal, dass die Stiftung im Dezember 2017 einen Insolvenzantrag stellen musste.

„Die wirtschaftliche Lage hat sich entspannt"

Dank der Unterstützung von Politikern und vielen Hamburgern konnte der Insolvenzantrag wenig später zurückgenommen werden. „Die wirtschaftliche Lage hat sich entspannt. Wir sind mit einem blauen Auge durch die herausfordernde Zeit gekommen“, sagt Bötcher, auch dank der Corona-Hilfen. Für das aktuelle Jahr rechnet er mit 30.000 Übernachtungen (vor der Pandemie waren es etwa 43.000).

Puan Klent: Das Heim in Rantum gibt es schon seit 1920.
Puan Klent: Das Heim in Rantum gibt es schon seit 1920. © Unbekannt | dpa Picture-Alliance / Angelika Warmuth

Die Zukunftspläne sehen eine inklusive Begegnungs- und Bildungsstätte vor, die sich weiterhin vorrangig an junge Menschen richten und Programme zur außerschulischen Bildung anbieten will – etwa zu den Themen „Wattenmeer, Klimawandel und Raum zum Leben“. Vom Bund gibt es laut Bötcher eine Fördermittel-Zusage über 15 Millionen Euro, die Stiftung selbst müsse etwa zwei Millionen Euro zur Neuausrichtung beitragen – die Bausumme gibt er mit 17 Millionen Euro an, Baukostensteigerungen seien da schon eingerechnet. Mit diesem Bildungsprogramm solle sich das neue Dünendorf Puan Klent von anderen Anbietern deutlich abheben.

Modulare Bauweise geplant

Die Kapazität soll künftig bei etwa 350 Betten (bislang 390) liegen. Geplant sind Vierbettzimmer, aber auch kleinere Zimmer – etwa für Begleitpersonen von Schulklassen. Derzeit gibt es in dem Haus noch Vier-, Sechs- und Achtbettzimmer und sogar noch Zwölfbettzimmer. Einige Zimmer verfügen schon jetzt über ein eigenes Bad, andere Gäste müssen sich Gemeinschaftsbäder teilen. Die „Erlebnisdusche“, eine Wassersäule mit mehreren Duschköpfen, hat dann laut Bötcher ausgedient, sie sei nicht mehr zeitgemäß.

Die Bestandsbewertung hatte ergeben, dass voraussichtlich nicht alle Gebäude erhalten werden können. Denkbar sei auch, dass die derzeitige U-förmige Struktur des Areals abgeändert wird. Vom ursprünglichen Plan, im Oktober 2022 mit den Bauarbeiten zu beginnen, sind Bötcher und seine Stiftungskollegen inzwischen zwangsweise abgerückt.

Auf jeden Fall plane man jetzt eine modulare Bauweise, und „wir präferieren auch einen Generalunternehmer, um Kostensicherheit und Termintreue sicherzustellen.“ Nach einem Ideenwettbewerb wolle man die schönsten Ideen zusammenführen.

Baubeginn für Puan Klent steht noch nicht fest

Um Geld zusammen zu bekommen, wurde auch eine gemeinnützige Aktiengesellschaft gegründet, eine Registrierung dafür ist möglich (duenendorf-puan-klent.de). Doch erst mal warten alle auf eine Entscheidung im Juni. „Im schlechtesten Fall ist das ganze Projekt infrage gestellt“, sollte festgestellt werden, dass die errechnete Bausumme für die Umsetzung der Pläne nicht ausreicht, so Bötcher.

Aus der Hamburger Sozialbehörde heißt es: „Um die Einrichtung neu aufzustellen, sind umfangreiche Bauarbeiten erforderlich. Wann der Verein damit beginnen kann, ist derzeit schwer einzuschätzen. Zuvor sind noch baufachliche Fragen zu klären. Dabei geht es unter anderem um die besonderen Anforderungen, welche sich durch die Küstennähe sowie die Lage in einem Landschaftsschutzgebiet und die daraus folgenden Auflagen ergeben. Eine Untersuchung, die bis Ende kommenden Monats vorliegen soll, soll hierzu weitere Anhaltspunkte bieten.“

Sylt: Kinder sollen weiter von Angebot profitieren

Daneben seien aus Sicht der Sozialbehörde aber noch weitere Fragen offen, sagte Behördensprecher Martin Helfrich, „Unter anderem muss beantwortet werden, wie künftig ein wirtschaftlicher Betrieb möglich sein kann und was für ein Bildungskonzept den Angeboten künftig zugrunde liegen soll.“ Die Sozialbehörde unterstütze die Bemühungen des Vereins, auch weiterhin ein attraktives Angebot für Kinder, Jugendliche und Familien in Puan Klent zu machen.

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Doch Martin Helfrich macht auch deutlich: „Es geht um eine hohe Investitionssumme. Damit das Geld wirkungsvoll eingesetzt wird, muss die Maßnahme gründlich durchdacht sein, selbst wenn das bedeutet, dass es etwas später losgeht.“