Sylt. Wieder geöffnet: Ein Ideenwettbewerb für das neue Dünendorf startet im Herbst, gebaut wird ab 2022. Was jetzt geplant ist.

Sylt lebt. Wieder. Die Insel ist seit dem Ende des Lockdown stark nachgefragt, die Lokale sind voll, die Gästebetten gut gebucht – und auch ins Jugenderholungsheim Puan Klent in Rantum im Süden der Nordseeinsel ist das Leben zurückgekehrt. Seit Himmelfahrt ist das traditionsreiche Haus mit 390 Betten jetzt wieder geöffnet, seit Juni dürfen auch Erholungsgruppen wieder kommen. Und das tun sie, auch Gruppen aus dem Norden sind dabei.

„Das füllt das Haus derzeit, so dass wir gerade jetzt im Juli keine Lücken mehr haben“, sagt Horst Bötcher, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Puan Klent, die das mehr als 100 Jahre alte Jugendheim auf Sylt betreibt.
Sieben Mitarbeiter wurden aus der Kurzarbeit zurückgeholt, derzeit sucht man noch Verstärkung für das Team der Rezeption – weil sich einzelne Mitarbeiter während des Lockdown „verständlicherweise umorientiert“ hätten, wie der Stiftungschef sagt.

Sylter Schullandheim Puan Klent litt unter verbotenen Klassenfahrten

Es kämen immer wieder kurzfristig Anfragen, aber man bitte Familien, beispielsweise in den Herbst auszuweichen. „Nachher im August und September, wenn wieder fast ausschließlich Schulklassen das Haus bevölkern, gibt es Lücken, die mal mehr, mal weniger deutlich sind“, sagt Bötcher.

Das Geschäft mit den Klassenfahrten hat seit Pandemiebeginn schwer gelitten, davon waren viele Jugendherbergen und Schullandheime betroffen. „Hamburg hat Klassenfahrten bis zu diesen Sommerferien untersagt und in Aussicht gestellt, dass ab August wieder gefahren werden darf“, sagt Bötcher. „Wir wissen aber aus anderen Bundesländern, beispielsweise aus Bayern, dass Schulfahrten auch nach den Sommerferien noch nicht wieder stattfinden dürfen oder sollen. Das führt natürlich zu Verwerfungen.“

Buchungen für Puan Klent aus Hamburg

Denn es gebe einige Buchungen aus Bayern und Absagen seien natürlich ärgerlich, sagt Bötcher. Auch aus Hamburg gebe es Buchungen, „nach den Sommerferien kommen unsere üblichen Stammbelegerschulen wieder mit fünf, sechs Klassen eines Jahrgangs.“

Die Hamburger Stiftung hatte im Frühjahr 2020 – noch vor der Pandemie – große Pläne für das Areal mitten in den Dünen vorgestellt. Die Gebäude, in denen schon Generationen von Jugendlichen untergebracht wurden, sind in die Jahre gekommen, die wirtschaftliche Situation war zunehmend schwieriger geworden.

Im Dezember 2017 hatte die Stiftung wegen der finanziellen Schieflage schließlich Insolvenzantrag stellen müssen. Doch dank enorm großer Unterstützung von Politikern und vielen Hamburgern mit persönlichen Erinnerungen an ihre Aufenthalte konnte der Insolvenzantrag wenig später zurückgenommen werden.

Sylt: Inklusive Begegnungs- und Bildungsstätte geplant

In Rantum soll jetzt eine inklusive Begegnungs- und Bildungsstätte entstehen, die sich weiterhin vorrangig an junge Menschen richtet und Programme zur außerschulischen Bildung anbietet – etwa zu den Themen „Wattenmeer, Klimawandel und Raum zum Leben“. Vom Bund gibt es laut Bötcher eine Fördermittel-Zusage über 15 Millionen Euro, die Stiftung selbst muss 1,25 Millionen Euro zur Neuausrichtung beitragen.

Mit diesem Bildungsprogramm will sich das neue Dünendorf Puan Klent von anderen Anbietern deutlich abheben. Vor allem in den Schulferien soll das Dünendorf aber auch für Familien und Senioren offen stehen. Die Kapazität soll künftig bei etwa 350 Betten liegen, geplant sind Vierbettzimmer, aber auch kleinere Zimmer – etwa für Begleitpersonen von Schulklassen.

Derzeit gibt es noch Vier-, Sechs- und Achtbettzimmer und sogar noch Zwölfbettzimmer. Einige Zimmer verfügen bereits über ein eigenes Bad, andere Gäste müssen sich Gemeinschaftsbäder teilen. Die „Erlebnisdusche“, eine Wassersäule mit mehreren Duschköpfen, wird laut Bötcher aber künftig der Vergangenheit angehören, die sei nicht mehr zeitgemäß.

Puan Klent: Gebaut wird zwischen Oktober und Ende März

Er soll Puan Klent retten: Horst  Bötcher.
Er soll Puan Klent retten: Horst Bötcher. © Horst Bötcher

„Die Pläne entstehen derzeit, wir sind gerade dabei, nächste wesentliche Schritte anzugehen. Dazu gehört, dass wir zum Ende des Jahres einen Ideenwettbewerb starten wollen, um dann einen Plan zu haben und zu entscheiden, welche Idee wir umsetzen wollen.“ Die inhaltliche Konzeption steht fest, der Ideenwettbewerb soll klären, wie Puan Klent ausgestaltet wird. Möglicherweise werde es eine europaweite Ausschreibung geben müssen, sagt der Vorstandsvorsitzende. Die Bestandsbewertung sei abgeschlossen, vermutlich werde man nicht alle Gebäude erhalten können.

Denkbar sei, dass die derzeitige U-förmige Struktur des Areals dadurch aufgeweicht werde.
Gebaut werden soll nur zwischen Oktober und Ende März, der Betrieb werde weiterlaufen. Starten sollen die Arbeiten im Oktober 2022. Das Haus werde ja nicht besser, sagt Bötcher. Natürlich könne man mit Schönheitsreparaturen und kleinen Maßnahmen noch manches über die Zeit retten, aber irgendwann sei das nicht mehr sinnvoll. Der Kostenrahmen für den Umbau stehe fest, jetzt gehe es darum zu sehen, was man dafür kriegen kann, sagt Bötcher: „Wir werden nicht überall goldene Wasserhähne haben, die brauchen wir aber auch nicht.“

Hilfe des Staats hat Puan Klent geholfen

Für den Anteil, den die Stiftung aufbringen muss, habe man bereits erste nennenswerte Darlehen eingeworben, sagt der Stiftungsvorsitzende. In diesen Wochen sei zudem die Dünendorf Puan Klent gemeinnützige Aktiengesellschaft gegründet worden. Im Herbst könne man Aktien mit einem Ausgabepreis von etwa 100 Euro zeichnen. Eine Registrierung dafür ist schon jetzt möglich (duenendorf-puan-klent.de).

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Eine wirtschaftliche Schieflage wie vor der Insolvenz gebe es inzwischen nicht mehr, versichert Bötcher. Obwohl die Pandemie die Zahl der Übernachtungen auf etwa 14.300 drückte, nach etwa 43.000 Übernachtungen im Jahr 2019. „In den Zeiten, wo es möglich war, war geöffnet, und wir konnten uns vor Belegung gar nicht retten. Die zwölf Monate betrachtet, konnten wir 2020 aber nur ungefähr ein Drittel eines normalen Jahres realisieren“, sagt Horst Bötcher. „Das reicht wirtschaftlich nicht aus. Aber wir müssen attestieren, dass die Hilfen des Staates dazu geführt haben, dass wir am Ende schon noch vernünftig durch die Zeit gekommen sind.“

Auf Sylt wird es im Winter ruhig

Spätherbst und Winter sind Bötchers Angaben zufolge ohnehin immer ruhige Monate, deshalb spielte der Lockdown in diesem Zeitraum keine große Rolle, anders als im Frühjahr. „Im Herbst haben wir üblicherweise keine Belegung, für Gruppen ist aber auf Anfrage geöffnet“, sagt Bötcher. Die Verunsicherung der Lehrerinnen, Lehrer und der Familien sei stark zu spüren gewesen, da sei vieles weggebröckelt für das Frühjahr bis in das zweite Halbjahr 2021. Bis Ende Mai sei wochenweise storniert worden, weil ja auch keine Öffnung möglich gewesen sei.

1919 hatte der Hamburger Jugendverband das ehemalige Marine-Barackenlager mitten in den Rantumer Dünen gekauft. 1920 eröffnete er dann das Jugenderholungsheim. Der Name leitet sich von den friesischen Begriffen Paul (Puan) und Kliff (Klent) ab. Zum Jubiläum erschien 2020 die Chronik „Puan Klent. 100 Jahre Sylter Sand in Hamburger Schulen“ des Stiftungschronisten Peter Braasch.