Barsbüttel. Sanierung kostet sechs Millionen Euro. Die Gemeinde ist klamm, muss erst Pflichtaufgaben erfüllen. Wer die Sportstätte retten soll.
Am 15. November genehmigte Stormarns Landrat Henning Görtz Barsbüttels Nachtragshaushalt für 2024. Das ist erstmal positiv. Doch beim Durchlesen des Dokuments relativiert sich einiges, denn der oberste Verwaltungschef im Kreis stellt klare Bedingungen, um auch künftig den Etat zu akzeptieren. So heißt es: „Daher ist die Gemeinde Barsbüttel weiterhin dringend gehalten, ihre Einnahmepotentiale auszuschöpfen, alle Einsparmaßnahmen vorbehaltlos zu überprüfen, insbesondere freiwillige Ausgaben kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu beschränken.“ Die Kommune ist hoch verschuldet und hat ein großes Problem: Es stehen kostspielige Projekte an. Eines davon ist die Sanierung der Schwimmhalle für sechs Millionen Euro. Die CDU schlägt jetzt Alarm, fürchtet ein Ende des Betriebs für den Fall, dass sich kein Sponsor findet.
„Die Chance, dass wir 2026 einen Haushalt haben, der es ermöglicht, zusätzliche freiwillige Leistungen im großen Maß zu tätigen, sinkt rapide“, sagt Fraktionschef Henri Schmidt. Und dazu zählen Investitionen in die Sportstätte. Zuerst gilt es, die Pflichtaufgaben zu erfüllen, zum Beispiel Schulen zukunftssicher zu machen, für ausreichend Kindergartenplätze zu sorgen und die Feuerwehr bedarfsgerecht auszustatten. Allein rund 18 Millionen Euro kostet der Ausbau der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule. Er soll im ersten Quartal 2026 starten. Für Feuerwehrgerätehäuser in den Ortsteilen Willinghusen und Stemwarde sind sieben Millionen Euro veranschlagt.
Vereine aus Hamburg nutzen Barsbüttels Hallenbad
Das Rathaus hat geprüft, ob man Geld generieren kann aus Sportförderprogrammen des Bundes sowie des Landes Schleswig-Holstein. Die Bemühungen waren erfolglos. „Der mittelfristige Erhalt der Schwimmhalle ist derzeit nicht gesichert“, sagt Schmidt. Der Christdemokrat sieht jetzt den Kreis in der Pflicht. „Er sollte sich deutlich an den Kosten beteiligen.“ Einen Antrag zwecks Zuschuss muss Bürgermeister Thomas Schreitmüller stellen. Die CDU will erwirken, dass der Verwaltungschef am 27. Februar das Mandat dafür von der Gemeindevertretung bekommt. Das scheint ein Selbstgänger zu sein. Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft BfB: „Der Antrag ist zielgerichtet.“
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Schmidts Argumente für eine Unterstützung sind nachvollziehbar. Die Halle nehme eine regionale Funktion wahr, zudem habe insbesondere der Kreis zuletzt mehrfach die Wichtigkeit der Schwimmausbildung unterstrichen. Das 1977 eröffnete Hallenbad am Soltausredder mit 25-Meter-Becken und fünf Bahnen, einem 25 Quadratmeter großen Bereich für kleine Kinder zum Planschen sowie Ein- und Dreimeterbrett wird neben den örtlichen auch von Grundschulen aus Oststeinbek, Lütjensee und Hoisdorf genutzt. Zudem haben unter anderem das Deutsche Rote Kreuz Altona, der Altrahlstedter Männerturnverein, der Wandsbeker TSV Concordia, die Polizeisportgruppe Wentorf, die TSV Reinbek, DLRG und Feuerwehr Stunden. Die Halle ist Haupttrainingsort der SG Stormarn Barsbüttel, ein Schwimmverein, in dem man Leistungs- und Breitensport betreiben kann. Er gibt sonnabends und sonntags von 8 bis 11 Uhr Kinderkurse.
Eintrittspreise wurden vor Kurzem erhöht
2023 zählte die Halle 60.274 Gäste, 4500 mehr als im Jahr davor. Damit ist es voll ausgelastet. Der Komplex ist im Eigentum der Gemeinde, Betreiber seit 1998 jedoch ein Förderverein mit rund 300 Mitgliedern. Er rettete die Sportstätte seinerzeit. Sie war defizitär und sollte geschlossen werden. Pro Jahr zahlt Barsbüttel der Organisation einen Zuschuss von 115.600 Euro. Die Politiker müssen zustimmen bei einer Erhöhung der Eintrittspreise, was jüngst geschah, damit der Verein kostendeckend arbeiten kann. Die Anhebung betrifft nur Einzelpersonen. Beispiele: Erwachsene zahlen für das Tagesticket sechs statt fünf Euro, Vereinsmitglieder dieser Altersgruppe 4,50 statt 3,50 Euro. Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre mit diesem Status entrichten zwei statt 1,80 Euro, jene ohne Mitgliedschaft 50 Cent mehr und damit drei Euro.
Mit dem jährlichen Betriebskostenzuschuss kann Barsbüttel gut leben, solange die Halle intakt ist. Schmerzhaft wird es erst bei aufwendigen Reparaturen. Die Gemeinde hat Verbindlichkeiten in Höhe von 25 Millionen Euro angehäuft. Sie steigen weiter. Ein Plan, wie die Schulden abzubauen sind, existiert nicht. Dass das Objekt auf Sicht angefasst werden muss, ist den Parteienvertretern schon länger bewusst. Was jedoch wann ansteht und wie teuer das ist, darüber gab ein Sanierungsgutachten aus dem Jahr 2023 Aufschluss. Die Experten halten es für zwingend notwendig, die gesamte Becken- und Anlagenverrohrung zu erneuern, genauso wie die Mess- und Reglungstechnik. Weitere Erkenntnisse der Untersuchung: Die Lüftungstechnik sollte binnen zwei bis drei und der Rest innerhalb von vier bis sechs Jahren umgesetzt werden. Dazu gehört auch die Instandsetzung des Dachs.
Die Forderung nach einer Kostenbeteiligung des Kreises Stormarn hält Schmidt für angemessen und verweist in diesem Zusammenhang auf den Nachbarn. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hat der Stadt Geesthacht den Bau einer Schwimmhalle für 16 Millionen Euro in Aussicht gestellt.