Reinbek. Im Krähenwald werden Fichten gefällt. Reinbeks Förster bittet darum, die Schilder zu beachten. Warum die Arbeiten nötig sind.
Die Motorsägen dröhnen durch den Krähenwald, dann bricht das ohrenbetäubende Geräusch ab. Es folgt ein lautes Knirschen, und die rund 30 Meter hohe und etwa 75 Jahre alte Fichte fällt. Die Erde bebt, die Äste des Baums federn auf und ab. Hinter einer derartigen Fällung steckt eine eindrucksvolle Wucht.
Trotz der Erschütterungen und der lauten Geräusche gibt es jedoch Menschen, die trotz der weiträumigen Absperrungen der Landesforsten über die Wege spazieren, joggen oder radeln. Zum Leidwesen von Förster Tobias Eichner-Papp ignorieren sie die rot-weißen Ketten samt Warnhinweisen und die Flatterbänder, die er quer über die Wege hat spannen lassen.
Fällungen in Reinbek: Spaziergänger missachten Sperrungen
Der 30-Jährige ist gerade einmal seit vier Wochen für die Försterei Reinbek zuständig. „Ich wusste, dass der Krähenwald beliebt und viel frequentiert ist, aber dass so viele unterwegs sind, war mir nicht klar“, sagt er erstaunt. Gerade wieder spricht er einen Senior an, der ihm unverdrossen auf einem gesperrten Weg entgegen stapft.
Freundlich spricht er ihn an: „Entschuldigung, Sie haben vielleicht die Absperrung nicht gesehen?“ Es stellt sich heraus, dass der ältere Mann weder Deutsch noch Englisch spricht. Förster Tobias Eichner-Papp weist ihm mit den Händen den Weg: „Bitte nur geradeaus, nicht nach links gehen!“, sagt er gestikulierend.
Trotz Lebensgefahr: Spaziergänger missachten Sperrungen im Krähenwald
„Wir mussten mit den Fällungen für den Waldumbau im Reinbeker Stadtwald aus Witterungsgründen früher beginnen“, erklärt der Förster. 30 bis 40 Festmeter Nadelholz müssen auf sechs bis sieben Hektar gefällt werden. Größtenteils geht es im Krähenwald um die instabilen Fichten, die durch Wind und Borkenkäfer gelitten haben. Im Frühjahr sollen dort Buchen, Ahorn, Vogelkirsche, teils auch Eichen nachgepflanzt werden. Das Ziel ist ein Mischwald, der widerstandsfähiger gegen den Klimawandel ist.
Für die Fällarbeiten im Krähenwald, einer der sieben Forstorte, für die Tobias Eichner-Papp jetzt verantwortlich ist, haben die Landesforsten eine Firma beauftragt. Denn im Fällgebiet ist wegen der Rückegassen mit 40 Metern Abstand einerseits schweres Gerät nötig, andererseits hat der Kran des riesigen Harvesters nur eine Reichweite von elf Metern.
Der schnappt sich die mächtigen Baumstämme, schleift sie über Wege durch das Unterholz und schneidet sie in passgenaue Abschnitte für Sägeholz, aber auch für OSB-Platten oder Papier. Zusätzlich sind zwei weitere Forstarbeiter zwischen den Rückegassen unterwegs, um Bäume mit der Motorsäge zu fällen.
Darum kann es auch bei einer Bilderbuchfällung gefährlich werden
Einer von ihnen ist der Forstwirt Philip Constanz. Mit wenigen Blicken prüft er eine Fichte und weiß, wo er den Baum ablegen will. Mit der Motorsäge schafft er sich im Brombeergestrüpp eine Fläche zum Zurückweichen, dann bereitet er mit dem Gerät die Fällung vor: Erst beschneidet er die Wurzeln, dann schneidet er die Fällkerbe in den Baum.
Von der Rückseite her steckt er einen metallenen Keil in den Baumstamm und haut dann mit dem Beil darauf ein, bis der ächzt und schließlich mit einem lauten Sausen zwischen den anderen Nadelbäumen zu Boden geht. Wie im Bilderbuch liegt der Stamm genau dort, wo er hin sollte.
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„Trotzdem – auch bei einer solchen bilderbuchmäßigen Fällung kann es sein, dass sich im Fall einmal ein Ast löst, der gegen einen anderen Baum prallt und so durch die Luft geschleudert wird“, erläutert sein Kollege, der Harvesterfahrer Philipp Griem. Nicht ohne Grund müssen die Forstarbeiter Helme und weitere Schutzkleidung tragen. Und der Förster ergänzt: „Und bei einer Fällung arbeitet der Kollege hoch konzentriert, da hat er nicht die Möglichkeit, noch nach Spaziergängern zu schauen.“
Am Freitag, 13. Dezember, wird der Wald wieder frei gegeben
Er hat Verständnis dafür, dass die Menschen durch den Wald spazieren oder joggen. „Mir liegt der Wald auch am Herzen, und ich habe durch meine Arbeit das Glück, jeden Tag im Wald sein zu dürfen. Aber ich bitte alle inständig, sich bis Freitagnachmittag, 13. Dezember, zu gedulden. Dann heben wir die Sperrung im Krähenwald wieder auf“, verspricht Eichner-Papp und geht los, um einen Jogger anzusprechen, der gerade am Harvester vorbeiläuft.