Ahrensburg. Ahrensburger Verein Jordsand wählt mit der Lachmöwe eine Art aus, die scheinbar häufig zu beobachten ist. Doch der Bestand geht zurück.

Der Ahrensburger Verein Jordsand hat den Seevogel des Jahres 2025 ausgewählt. Die Naturschützer haben sich für die Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus) entschieden. Sie möchten mit dieser Wahl auf den schleichenden und unbemerkten Rückgang einer Möwenart aufmerksam machen, die sowohl an den Küsten als auch in Städten – vor allem im Winter – zum vertrauten Bild gehört.

Die Lachmöwe sei eine Vogelart, die augenscheinlich noch häufig zu beobachten sei. „Die Bestandszahlen sind aber überregional stark rückläufig und ihre Brutgebiete durch vom Menschen verursachte Veränderungen gefährdet, sodass wir frühzeitig mehr Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Brutbestände dieser wunderschönen Möwenart durchführen müssen“, sagt Steffen Gruber, Geschäftsführer des Vereins Jordsand.

Lachmöwe – Seevogel des Jahres 2025 ist akut bedroht

Die Bestände der Lachmöwe an den Küsten haben seit den 1990er-Jahren in Deutschland ebenso wie in den Niederlanden, Dänemark, Schweden, Finnland und Lettland sehr stark abgenommen, so die Vogelschützer.. Auch die Kolonien im Binnenland zeigten über die Jahre hinweg negative Trends bei der Zahl der Brutpaare.

Ahrensburg
Die Lachmöwe trägt ihr Prachtkleid mit dem schwarzbraunen Kopfgefieder von März bis Juli. © Christel Grave | Christel Grave

Die Ursachen seien vielfältig. So trocknen beispielsweise Brutgewässer klimabedingt aus. Die landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden mit nur kurzfristig offenen Böden erschweren den Lachmöwen die Jagd auf Regenwürmer und Insekten. Einheimische und zugewanderte Räuber wie zum Beispiel Fuchs, Marderhund, Igel und Ratten erbeuten in den Kolonien Eier, Jungvögel sowie erwachsene Lachmöwen.

Die immer häufigeren „Kükenfluten“ gefährden die jungen Vögel

Sorge bereiten auch die während der Brutsaison häufiger auftretenden Sturmfluten im Küstenbereich im Zuge des Klimawandels. Bei einer dieser sogenannten „Kükenfluten“ starben im Juni Tausende junge Seevögel. Auch an Flüssen vernichtet Hochwasser Eier und Nester. Hinzu kommt die Vogelgrippe, die während der Brutzeit 2023 insbesondere bei Lachmöwen vor allem an der Nordseeküste zu großen Verlusten geführt hat. Mehrere Tausend Tiere verendeten.

Die Brutgebiete der Lachmöwe lagen in Mitteleuropa früher überwiegend in Feuchtgebieten des Binnenlandes, oft in Verlandungszonen größerer Seen und Flüsse. In den vergangenen Jahrzehnten erfolgte – verbunden mit Bestandsrückgängen – eine Ausbreitung in die Küstenregionen, wo die Vögel auf Inseln und Salzwiesen von Nord- und Ostsee brüten. Der deutsche Name Lachmöwe ist laut Verein Jordsand wohl auf das Vorkommen an Lachen des Binnenlandes zurückzuführen, obwohl der lateinische Artname „ridibundus“ lachend, also „lachende Möwe“, bedeutet.

Die Lachmöwen tragen ihr Prachtkleid von März bis Juli

Die kleine Möwenart, die im Prachtkleid von März bis Juli ein auffälliges schwarzbraunes Kopfgefieder besitzt und in der übrigen Zeit an einem dunklen Punkt hinter jedem Auge zu erkennen ist, lebt verbreitet in Europa und Asien. Lachmöwen brüten in Kolonien, die aus wenigen Tieren bis hin zu 30.000 Paaren bestehen können. Sie ernähren sich und ihre Küken überwiegend von tierischer, aber auch pflanzlicher Kost. Das Nahrungsspektrum reicht von Regenwürmern und Insekten über kleine Fische und Krebstiere bis hin zu Pflanzensamen und Nahrungsresten des Menschen.

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Lachmöwen sind Teilzieher: In Regionen mit milderen Wintern bleiben die Vögel ganzjährig in der Brutregion, während in Nordeuropa brütende Tiere im Herbst an die Küsten und größeren Gewässer West- und Mitteleuropas ziehen. Auf dem Zug können größere Rastvorkommen zum Beispiel in der Elbmündung beobachtet werden.

Seit 2014 kürt der Verein Jordsand jährlich eine Vogelart zum Seevogel des Jahres, die stellvertretend für eine akute Problematik steht. Der 1907 gegründete Verein hat sich dem Schutz von Seevögeln verschrieben. Er betreut rund 20 Schutzgebiete vorwiegend an Nord- und Ostsee, von Helgoland über das nordfriesische und hamburgische Wattenmeer, die Unterelbe bis zur schleswig-holsteinischen und vorpommerschen Ostseeküste rund um Rügen. Das Haus der Natur im Ahrensburger Ortsteil Wulfsdorf ist seit 1982 die Zentrale inklusive Geschäftsstelle.