Glinde. Glindes Bürgermeister betont Notwendigkeit, weil nur so kostendeckend gearbeitet werden kann. Wie viel Bürger künftig zahlen müssen.

Demnächst erhalten Anwohner von Dutzenden Straßen in Glinde einen Bescheid aus dem Rathaus: Sie werden nicht erfreut sein, müssen ab 2025 wesentlich mehr zahlen für die Reinigung der Fahrbahn vor ihrer Haustür. Die Gebühren steigen um bis zu 518 Prozent. Das beschloss die Stadtvertretung auf ihrer jüngsten Sitzung, wobei nicht alle Politiker zustimmten. „Wir erhöhen in dem Maß, dass wir kostendeckend arbeiten“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Man werde alle ein bis zwei Jahre nachkalkulieren und die Sätze nach oben oder unten anpassen.

Zuletzt wurde die Satzung vor neun Jahren geändert, die Beiträge waren konstant. Im Rathaus wurden lange keine Anstalten gemacht, an der Preisschraube zu drehen. Im November 2022 beerdigte die Verwaltung eine Novellierung nach intensiven Diskussionen. Spätestens nach der Kostenaufstellung für die Jahre 2021 bis 2023 war klar: So kann es nicht weitergehen. Denn die Zahlen waren dunkelrot.

Glinde: Straßenreinigungsgebühr steigt um mehr als 500 Prozent

Im Bereich der klassischen Straßenreinigung mit Kehrmaschine im Sommer und auch in der kalten Jahreszeit lag die Unterdeckung bei knapp 924.000 Euro. Diese Arbeiten verrichtet ein von der Stadt beauftragtes Unternehmen. Beim Winterdienst stand ein Plus von 678 Euro. Das Schneeschieben erledigt der Bauhof. Dessen Mitarbeiter entleeren zudem Müllbehälter entlang der Straßen und entfernen Wildwuchs an Parkbuchten. Diese Tätigkeiten sind bislang nicht in die Gebühren eingeflossen. Das ändert sich nun.

Bestärkt wurde Glindes Bürgermeister bei seinem Vorhaben durch das Gemeindeprüfungsamt des Kreises Stormarn. Es wies in diesem Jahr auf die Notwendigkeit einer Neukalkulation hin. Und die gestaltet sich so: Straßen sind in zwei sogenannte Streupläne eingeteilt. Jener mit der Nummer eins umfasst vorrangige Straßen, auf ihnen fahren viele Autos. Ein Beispiel ist die Möllner Landstraße. In diesem Segment zahlen Grundstückseigentümer noch 1,84 Euro pro Frontmeter im Jahr. Jetzt geht es auf 5,75 – eine Steigerung um 213 Prozent. Gemessen wird übrigens die breiteste Stelle des Areals, wie es aus dem Rathaus heißt. An Nebenstraßen wird sogar um 518 Prozent angezogen: von 73 Cent auf 4,51 Euro. Bei einer Grundstücksbreite von 20 Metern sind demnach künftig 90,20 Euro zu entrichten statt 14,60.

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Straßen in Glinde werden im Intervall von 14 Tagen mit der Kehrmaschine befahren. So macht es auch Barsbüttel. Die Gemeinde hat dafür ebenfalls eine Firma engagiert. Auch hier regeln die Kräfte des Bauhofs den Winterdienst. Und wie in Glinde werden nicht Anwohner aller Straßen zur Kasse gebeten. Einige Bürger müssen selbst Besen und Schaufel in die Hand nehmen, die anderen zahlen 1,54 Euro je Meter Straßenfrontlänge des Grundstücks. Eine Erhöhung ist laut Bürgermeister Thomas Schreitmüller nicht geplant. Reinbek verlangt 2,05 Euro. Dort war eine neue Satzung am 1. Januar 2023 in Kraft getreten. Davor lag die Gebühr bei 1,32 Euro.

Oststeinbek verzichtet auf Beiträge, Ahrensburg verdoppelt nahezu

In Stormarns größter Kommune steigt der Beitrag im kommenden Jahr um fast 100 Prozent. Ahrensburg nimmt dann 2,24 Euro pro Meter statt bisher 1,15. „Dieses entspricht jedoch der allgemeinen Inflationsrate“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Die Stadt hatte den Gebührensatz 20 Jahre unverändert gelassen. Glindes Nachbar Oststeinbek verzichtet auf Beiträge. In der 9000-Einwohner-Kommune säubert der Bauhof regelmäßig die großen Straßen und gelegentlich Nebenwege. Die Mitarbeiter sind auch zuständig für den Winterdienst, allerdings nur auf bestimmten Strecken.