Reinbek. Der Straßenzustand ist miserabel. Doch Reinbek will die Erneuerung schieben, um Neubau einer ebenfalls maroden Brücke zu finanzieren.

  • Stadt Reinbek muss aus finanziellen Gründen Prioritäten setzen
  • Verschlechterung des Zustandes der Herzog-Adolf-Brücke könnte Gefahr für Leib und Leben sein
  • Anwohner des Glinder Weges müssen auf Sanierung warten

Finanziell wird es eng in der Stadt Reinbek: Damit sie die Herzog-Adolf-Brücke abreißen und einen Neubau leisten kann, müssen die Anwohner des Glinder Weges noch länger warten. Denn die Sanierung der Straße ist um mindestens ein Jahr verschoben worden. Das haben die Politiker des Bau- und Planungsausschusses jetzt beschlossen.

Die Herzog-Adolf-Brücke führt über die Gleise des Reinbeker Bahnhofs und verbindet die Sophienstraße mit der Ladestraße. Sie sei dringend sanierungsbedürftig. „Seit mehreren Jahren sind an der Herzog-Adolf-Brücke immer wieder Schäden an den Rampen der Brücke im Bereich der Fahrbahn sowie der Gehwege aufgetreten“, heißt es aus dem Bauamt. Bereits sei 2014 sei das bekannt.

Wegen Brückenneubau: Sanierung des Glinder Weges wird verschoben

Risse im Asphalt, gebro­chene Granitbordsteine, Versackungen an den Gehwegen, sogar ausgedehnte Hohlräume unter dem Asphalt - die Politiker des Bauausschusses waren sich einig, dass dies nicht mit einer Sanierung in Ordnung zu bringen sei und auch nicht mehr auf die lange Bank zu schieben sei. „Der Stadt Reinbek obliegt die Verkehrssicherungs­pflicht“, erklärte Michael Vogt aus dem Bauamt. Bei einer Verschlechterung des Brückenzustandes könnte eine Gefahr für Leib und Leben sowohl für Personal als auch für die Fahrgäste von S- und Fernbahnen entstehen.

Herzog-Adolf-Brücke
Die Herzog-Adolf-Brücke zwischen Sophienstraße und Ladestraße in Reinbek soll saniert werden. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Gegenüber einer aufwendigen Sanierung würde ein Neubau Zeit und Geld sparen. Zudem könnte die aktuell für den Begegnungsverkehr zu schmale Fahrbahn verbreitert werden. Die Politik empfiehlt für 2025 1,2 Millionen Euro, für 2026 noch einmal 700.000 Euro bereitzustellen. Anke Wieners Hoffnung, dass auch die Deutsche Bahn etwas beisteuern müsste, weil die Brücke seinerzeit für die Durchfahrt der ICEs verlängert werden musste, musste Vogt enttäuschen.

Die Zeit drängt auch, weil die Deutsche Bahn von August 2025 bis April 2026 die Fernbahngleise wegen Bauarbeiten sperren will. Die Bauzeit für die Brücke wird auf neun Monate geschätzt. „Daher wäre es sehr sinnvoll, mit den Arbeiten so früh wie mög­lich zu beginnen, um die Sperrpause der Deutschen Bahn voll ausnutzen zu können“, empfiehlt das Bauamt.

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Dass zur Deckung der Baumaßnahme aber die Sanierung des Glinder Weges verschoben werden soll, dürfte dessen Anwohnern missfallen, die sehnsüchtig auf eine Erneuerung der stark geschädigten Straße warten. Denn diese ist ebenfalls voll von Rissen, Rillen und Schlaglöchern, steht seit Jahren auf der Agenda der Stadt Reinbek.

Glinder Weg sollte 2023 beginnen, Bürgermeister stoppte Vorhaben

Eigentlich sollte die Sanierung 2023 beginnen, Bürgermeister Björn Warmer stoppte das Vorhaben kurzfristig, weil nicht die Belange aller Verkehrsteilnehmer, Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer und ÖPNV, ausreichend berücksichtigt worden seien. Vor allem die Sicherheit der Fahrradfahrer sah er seinerzeit als ungenügend gewährleistet an. Zum Beispiel war für Radfahrer nur ein Schutzstreifen, aber kein eigener Radweg geplant.

Tatsächlich ist der Glinder Weg laut dem neuen Radwegekonzept als Fahrradstraße vorgesehen. Dort dürfen neben den Rädern nur die Busse und die Autos der Anlieger passieren. Sollte der Vorschlag der Stadtverwaltung angenommen werden, verschiebt sich der Termin noch weiter nach hinten. Warmer wollte die Ergebnisse aus dem neuen Radwegekonzept abwarten und in die Planungen einfließen lassen.