Ahrensburg/Hamburg. Ex-Bundestagsabgeordneter Jürgen Klimke von Trickdieb auf Marktgelände bestohlen. Konzern spricht von Einzelfall. Das rät die Polizei.

Drei Wochen ist es her, dass Jürgen Klimke, Ex-Bundestagsabgeordneter der CDU und früheres Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, einem Trickdieb in die Falle gegangen ist. Die Tat ereignete sich in der Kaufland-Garage am Langenhorner Markt. Dort hatte ein Unbekannter Klimke um einen Münzwechsel gebeten und ihm während des Wechselvorgangs sämtliche Geldscheine aus dem Portemonnaie gestohlen. Noch am selben Tag erstattete Jürgen Klimke Anzeige bei der Polizei und informierte die Mitarbeiter des Markts über den Vorfall.

Als er vier Tage später bei Kaufland war, bekam er mit, wie wieder ein Mann versuchte, einen Geldwechsel anzubahnen. Allerdings hatte er damit keinen Erfolg, weil die angesprochene Frau durch energisches Abwinken signalisierte, dass sie nicht bereit dazu war. Als Klimke im Abendblatt über zwei ähnlich gelagerte Fälle in Ahrensburg und Trittau las, in denen Trickbetrüger die Geschädigten um mehrere Hundert Euro geprellt hatten, machte er seine Erfahrung öffentlich. Im Gespräch mit unserer Redaktion berichtete er detailliert über den Tathergang, um andere zu warnen. Er sehe auch die Marktleitung in der Pflicht, die Warnung an die Kunden weiterzugeben, so Klimke. „Ich erwarte eine deutlichere Sensibilität seitens Kaufland für das, was vorgefallen ist, damit eine stärkere Sicherheit für die Kunden erfolgt.“

Trickdiebstahl: Kaufland hält Warnung der Kunden für verzichtbar

Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt eine Konzernsprecherin: „Wir bedauern sehr, dass es zu diesem Vorfall gekommen ist.“ Die Sicherheit der Kunden habe für Kaufland oberste Priorität. Andere derartige Fälle seien nicht bekannt. Weiter heißt es: „Derzeit planen wir diesbezüglich keine Hinweisschilder.“ Die Frage nach dem Warum ließ sie offen wie jene, ob Kaufland der Argumentation Klimkes folgen könne oder bei wem das Unternehmen die Verantwortung sehe.  „Wir bitten um Verständnis, dass wir darüber hinaus keine Auskunft geben.“

„Der Hinweis müsste nicht mal ,Achtung Diebe‘ lauten. ,Seien Sie vorsichtig mit Ihren Wertsachen‘ wäre ja schon ausreichend“, meint Klimke. Dass in dieser Hinsicht nichts geschehen sei, kreide er dem Unternehmen „als Versäumnis und mangelndes Verantwortungsbewusstsein“ an.

Präventionsstelle der Polizei klärt mit Plakaten über Risiken auf

Einem Sprecher der Polizeidirektion Ratzeburg zufolge ist ein Einkaufsmarkt nach einem Trickdiebstahl auf eigenem Gelände zwar nicht verpflichtet, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. „Aus Sicht eines Marktleiters wäre es jedoch schon aus Eigeninteresse nicht schlecht, sich an die Präventionsstelle der Polizei oder die nächstgelegene Polizeidienststelle zu wenden.“

Die Polizei könne beispielsweise entsprechende Plakate zur Verfügung stellen. Außerdem könnten die Polizeibeamten aktiv werden, „wenn sie einen Schwerpunkt erkennen und zu der Erkenntnis gelangen, dass in der Sache etwas unternommen werden sollte“. In Stormarn seien solche Trickbetrügereien über einen längeren Zeitraum nicht beobachtet worden. Erst durch die beiden neuen Fällen in Ahrensburg und Trittau sei diese Masche wieder vermehrt in den Fokus gerückt.

Polizei kann Häufung der Fälle von Trickdiebstahl nicht bestätigen

Nach Einschätzung der Hamburger Polizei gibt es aktuell keine Häufung entsprechender Taten im Hamburger Stadtgebiet. „Es handelt sich um wenige Einzelfälle ohne örtliche und zeitliche Tatschwerpunkte“, teilt die zuständige Pressestelle mit. Konkrete Zahlen dazu liegen allerdings nicht vor. Denn bei den Straftaten, die in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst werden, werden speziell zu Wechseltrickbetrugsfällen keine gesonderten Daten erhoben.

Des Weiteren weist die Polizei darauf hin, dass die Trickdiebe äußerst kreativ sind, wenn es um ausgedachte Geschichten geht, die einen Geldwechsel plausibel erscheinen lassen. Betroffenen empfiehlt sie, umgehend Strafanzeige zu erstatten. „Anzeigen tragen dazu bei, diese Straftaten zu verfolgen und möglicherweise ähnliche oder zusammenhängende Fälle aufzudecken sowie zukünftige Straftaten zu verhindern.“ Die Mitwirkung sei wichtig, da die Polizei nur dann handeln könne, wenn sie über die Vorfälle informiert sei.  

Hamburger Polizei gibt wichtige Tipps zum richtigen Verhalten

Insofern hat Jürgen Klimke alles richtig gemacht. Von Kaufland erwarte er, „dass der Konzern seiner Bedeutung als großer Lebensmittel-Einzelhändler und Anbieter einer Parkfläche gerecht wird“. Wer sein Auto dort ohne Parkscheibe oder über die maximal erlaubte Parkzeit hinaus abstelle, werde direkt mit einem Zettel an der Scheibe abgemahnt, so Klimke. „Das ist indirekt ein Schutz für die Käufer, damit sie einen freien Parkplatz vorfinden. Bei dieser Frage ist Kaufland sensibler, aber das andere ist auch wichtig“, findet der 76-Jährige. 

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Bei der Anzeigenaufnahme hätten ihn die Polizisten gebeten, bei der Kaufland-Filiale in Langenhorn nachzufragen, ob es auf dem Parkplatz eine Videoüberwachung gebe. „Eventuell hätten sie die Aufzeichnungen für die Ermittlungen verwenden können.“ Doch eine Videoüberwachung gebe es in der Parkgarage nicht.

Wer Trickbetrügern keine Angriffsfläche bieten will, sollte folgende Tipps der Hamburger Polizei beherzigen: „Seien Sie grundsätzlich aufmerksam und vorsichtig, wenn Sie von fremden Personen angesprochen werden. Halten Sie bei Wechselgeldwünschen unbedingt Abstand, sodass fremde Personen keine Möglichkeit haben, in Ihr Portemonnaie zu schauen oder gar, häufig von Ihnen unbemerkt, hineinzugreifen.“ Gesundes Misstrauen sei nicht mit Unhöflichkeit gleichzusetzen. Die Polizei rät: „Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – im Zweifel bleibt das Portemonnaie zu.“