Glinde. Tiere kommen nachts und hinterlassen riesige Krater. Der Schaden ist enorm und wird sich so schnell nicht beheben lassen.
Den Anruf erhielt Frank Gabbert am Morgen, als es schon hell war. Der Platzwart des TSV Glinde hatte ein dringendes Mitteilungsbedürfnis. Während der Erzählungen bekam der Fußball-Abteilungsleiter schon ein mulmiges Gefühl im Bauch. Kurze Zeit später beim Betreten der Sportanlage verschlug es ihm dann jedoch für einen Moment die Sprache. Entsetzen machte sich breit über das Ausmaß der Verwüstung. In der Nacht hatten Wildschweine Teile des Rasenplatzes umgepflügt und einen rund 600 Quadratmeter großen Abschnitt der angrenzenden Veranstaltungsfläche in eine Kraterlandschaft verwandelt. Die Tiere richteten im Norden der Stadt nicht zum ersten Mal Schäden an.
„Zumindest vom Zeitpunkt ist das erträglich. Im Sommer wäre ein Wegfall des Platzes wegen angesetzter Punktspiele eine Katastrophe gewesen. Die Jugendmannschaften sind jetzt schon in der Halle“, sagt Gabbert. Die kommenden Partien der Erwachsenen können allesamt auf dem danebenliegenden Kunstrasen ausgetragen werden. „Allerdings gibt es nun Einschränkungen im Trainingsbetrieb. Die eine Hälfte des Rasenplatzes ist auf unbestimmte Zeit gesperrt, die andere müssen sich Teams teilen“, so der 64-Jährige. Seine Sparte hat 470 Mitglieder.
Wildschweine in Glinde: Sportplatz verwüstet und für lange Zeit gesperrt
Am Rasenplatz wurde vor sechs Wochen das Flutlicht erneuert. Das kostete 18.000 Euro. Die alten Masten sind stehen geblieben, investiert hat der Verein in LED-Strahler. Ist das Wetter im Winter nicht zu kalt, kann hier abends Doppelpass, Torabschluss und Pressing geübt werden: nun aber nicht mehr von der einen bis zur anderen Fünfmeterraumlinie. Auf rund 160 Quadratmetern hin zum Gebäude mit der Geschäftsstelle sind ein Dutzend Löcher im Rasen, teilweise 20 Zentimeter tief und zwei Meter breit. „Selbst wenn gewalzt wird, pfeift hier kein Schiedsrichter ein Spiel an. Bis Gras angewachsen und der Abschnitt nutzbar ist, wird es dauern, wahrscheinlich erst im Frühjahr“, sagt Gabbert.
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Auf der Veranstaltungsfläche sieht es noch viel schlimmer aus. Die herausgerissenen Stücke sind um einiges voluminöser. An dieser Stelle waren die Wildschweine laut Gabbert schon einmal, haben aber weniger Schaden als jetzt angerichtet. Die Reparaturen zahlt der Verein aus der eigenen Kasse. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Vierbeiner auf dem Gelände wüten. „Vergangene Woche hat meine Tochter gegen Mitternacht eine Rotte an der Ecke zur Möllner Landstraße beim neuen Wohnquartier gesehen“, erzählt der Fußball-Abteilungsleiter. An dem geht es mit dem Auto vorbei zum TSV. Diese Erfahrung machte auch Oliver Scheer vor wenigen Wochen – und zwar an einem Ort nahe dem Sportplatz. Rund 30 Schweine zählt er.
Wildschweine in Glinde: Keiner weiß, wie viele im Stadtgebiet leben
Wie berichtet, haben die Tiere auch seinen Garten umgegraben, unter anderem einen etwa vier Meter breiten Windschutzzaum aus Holz malträtiert. Ein Experte schätzt den Schaden auf 25.000 Euro. Die Vierbeiner besuchen Scheer, der wenige Hundert Meter entfernt vom TSV in Feldlage wohnt, nahezu täglich. Betroffen von der Wildschweinplage sind mehrere Grundstückseigentümer auf der Ecke.
Die Jäger haben in diesem Jahr extra für das Aufspüren von Wildschweinen drei Hochsitze errichtet, sind oft zweimal pro Woche im Einsatz. Einige Tiere wurden erlegt, allerdings weiß niemand, wie viele den Norden Glindes als Lebensraum auserkoren haben.