Bargteheide. Einweihung mit 15-monatiger Verspätung am 15. November. Ein erster Rundgang durch den lang ersehnten Prestigebau.
- Das Kleine Theater Bargteheide hat ein neues Foyer
- Der gläserne Bau ist nach 15-monatiger Verzögerung fertig
- Stadt Bargteheide zahlt rund eine Million Euro Zuschuss
Nur noch wenige Stunden verbleiben den am neuen Foyer des Kleinen Theaters Bargteheide beteiligten Handwerkern bis zur offiziellen Einweihung des Erweiterungsbaus am Freitag, 15. November, um 19 Uhr. „Dass wir nun endlich auf der Zielgeraden sind, sorgt im gesamten Team für große Erleichterung“, sagte Olaf Nehls, Vorsitzender des KTB-Trägervereins, dieser Zeitung. Angesichts der schwierigen Ausgangsbedingungen bei der Aufnahme des ehrgeizigen Prestigeprojekts und diverser Unwägbarkeiten während der Bauarbeiten sei die verspätete Übergabe aber sicher tolerierbar. „Die Hauptsache ist doch, dass wir dieses wichtige Vorhaben nun zu einem gelungenen Abschluss bringen können“, so Nehls.
Beim Besuch hatte sich der Baustaub schon weitgehend gelegt. Die gläserne Fassade mit ihren fünf Doppeltüren ist ebenso komplett eingebaut wie die modernen Toilettenanlagen, eine schallschluckende Lamellenwand und die kleine Küche für den Foyertresen. Noch schützen allerdings lange Planen den neuen Fußboden.
Kleines Theater Bargteheide: So schön ist es geworden
„In den verbleibenden Tagen müssen jetzt nur noch die Garderobenständer angeschraubt, die drei Tresen verschiedener Größe gereinigt und korrekt platziert sowie eine kleine Wand im Durchgang zum traditionellen Haupteingang gestrichen werden“, berichtet Nehls. Dann sollte der Eröffnungsfeier eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Mehr als 20 Jahre war lebhaft diskutiert worden, wo und wie dem weithin bekannten „Kulturpalast“ in der Hamburger Straße 3 mehr Platz verschafft werden könnte für sein vielseitiges Programm, das bereits zahlreiche namhafte Künstler in die Kleinstadt geführt hat. Zweite große Intention und ebenso wichtig war dem Trägerverein, das Gebäude endlich barrierefrei umzugestalten, damit auch Menschen mit Behinderung die Angebote problemlos wahrnehmen können.
Kleines Theater Bargteheide: Ein Ahorn stand dem Projekt lange buchstäblich im Weg
Lange Zeit waren die Möglichkeiten, den Bestandsbau zu erweitern, limitiert. Ein mächtiger Ahorn auf der südwestlichen Seite des Theatersaals verhinderte, groß zu denken und repräsentativ zu planen. Bis sich Mutter Natur gnädig zeigte und der Baum gefällt werden musste, weil seine Standfestigkeit nicht mehr gegeben war. „Das hat uns jene Baufreiheit ermöglicht, die vorher gefehlt hat“, so Nehls.
Der Ahrensburger Architekt Günter Haase wusste das zu nutzen und legte innerhalb von nur fünf Wochen einen beeindruckenden Entwurf vor. „Für mich war es ein überaus spannender Auftrag. Schließlich galt es, ein Bestandsgebäude aus den 1950er-Jahren um einen funktionalen wie auch optisch ansprechenden Anbau zu ergänzen“, so Haase.
Trägerverein des Kleinen Theaters Bargteheide verzeichnet Raumgewinn von 150 Quadratmetern
Entworfen hat er schließlich ein rund 150 Quadratmeter großes Vestibül in Leichtbauweise, das den Viertelkreis des bekannten Haupteingangs aufnimmt, um ihn gen Südwesten zu einem Halbkreis fortzuführen. „Die Idee und das daraus erwachsene Konzept haben uns sofort überzeugt“, sagt Nehls und sieht sich durch den nun vollendeten Bau bestätigt.
Das durch eine breite Glasfront lichtdurchflutete Vestibül bietet Platz für Garderoben, den Kassenbereich und neue Toilettenanlagen, die allesamt komplett barrierefrei erreichbar sind. Das neue Foyer kann darüber hinaus nicht nur für die Versorgung in den Pausen genutzt werden, sondern zudem als Veranstaltungsraum für Lesungen oder Empfänge.
Russlands Krieg gegen die Ukraine sprengte den Zeitplan
„Und es bietet fortan noch einen ganz entscheidenden Mehrwert: Mussten die Besucher bei einem ausverkauften Haus und starkem Andrang im Herbst und Winter aus Platzgründen oft lange draußen bei Kälte und Regen Schlangestehen, so können sie die Wartezeit bis zur Kartenkontrolle nun im warmen Foyer überbrücken“, erklärt Nehls.
Ambitioniert war der Zeitplan zur Umsetzung des Projekts schon bei dessen Präsentation. Baustart sollte ursprünglich Mitte August 2022 sein, die Fertigstellung war für das Ende der Sommerferien 2023 avisiert worden. Doch der Überfall Russlands auf die Ukraine warf alle Planungen über den Haufen: Materialengpässe, exorbitante Preissteigerungen und Fachkräftemangel schlugen auch auf das KTB-Projekt voll durch.
Kleines Theater Bargteheide: Wetterkapriolen führten beim Foyer-Bau zu erheblichem Mehraufwand
Hinzu kamen unvorhersehbare Wetterkapriolen. „Als wir mit dem Tiefbau begannen, regnete es tagelang“, erinnert sich Olaf Nehls. Das habe zu zusätzlichen Erdarbeiten geführt. Zumal sich der Baugrund wegen Schichtwassers als nicht genügend tragfähig für den Stahlskelettbau erwies, was weitere gravierende Verzögerungen und Verteuerungen nach sich zog. So wurden zur statischen Absicherung ein tieferer Bodenaushub und verstärkte Betonsockel notwendig, die zweieinhalb Meter tief im Boden verankert werden mussten.
In der Konsequenz waren die Kosten für die Erdarbeiten plötzlich dreimal so hoch wie im Ansatz vorgesehen. Der reine Rohbau ist um 92.000 Euro teurer geworden, die Tischlerkosten haben sich gar vervierfacht. Das alles drohte den Finanzierungsrahmen zu sprengen.
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In der Finanzkalkulation war zwar ein Puffer von 20 Prozent für außergewöhnliche Preissteigerungen bei Materialien, Ausstattung und Bauleistungen eingerechnet. Dennoch wird das Foyer am Ende statt der ursprünglich prognostizierten 1,2 Millionen Euro nun voraussichtlich 1,4 Millionen Euro kosten. Plus 200.000 Euro für bauliche Anpassungen am Altbestand wie etwa eine Modifikation der Ver- und Entsorgungsleitungen.
Finanziell abgesichert wurde das Projekt letztlich, weil die Stadt ihren Zuschuss auf rund eine Million Euro aufgestockt hat. 300.000 Euro steuert das Land Schleswig-Holstein aus seinem Fonds für Barrierefreiheit bei, mit 90.000 Euro beteiligt sich die Aktivregion Alsterland. Weitere 100.000 Euro bringt der Trägerverein des Kleinen Theaters aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen auf.