Reinbek/Hamburg. Schon seit seiner Jugend setzt sich Jan Mentz für andere ein. Was den 44-jährigen Familienvater und Lehrer heute besonders antreibt.

Er selbst kommt eigentlich kaum noch zum Biken auf dem Trail, dabei hat er die Initiative ergriffen, als es darum ging, 2019 die alte Strecke zwischen Schulzentrum und der Awo-Kita Weltensegler (Arthur-Goldschmidt-Weg 15) aus dem Dornröschenschlaf zu wecken: Der Reinbeker Jan Mentz (44) ist mit Leib und Seele Lehrer, wie er selbst sagt.

Doch in seiner Freizeit engagiert er sich zusätzlich für Reinbeker Kinder und Jugendliche sowie für alle, die gern auf dem Trail herumkurven. Denn er ist dort regelmäßig mit dem Weiterbauen an der Anlage, mit Planung und Organisation beschäftigt. Jeder erste Sonntag im Monat ab 12 Uhr ist Bautag, bei gutem Wetter sind mindestens vier Stunden seiner Freizeit dafür reserviert. Deshalb, aber nicht allein deshalb, ist Jan Mentz jetzt als Kandidat für den 25. Bürgerpreis der Volksbank Bergedorf und der Bergedorfer Zeitung nominiert.

Jan Mentz engagiert sich für junge Biker in Reinbek

Schon in jungen Jahren hat sich der Vater zweier Söhne in seiner Freizeit für andere eingesetzt, hat im Haus der Jugend Lichtwarkhaus Gruppen betreut, war mit 14, 15 Jahren Kajak-Gruppenleiter. Über den Leiter der Einrichtung, Jan Posewang, ist er zum Taekwondo und zum Windsurfing gekommen, wo er bis zum Studium samstagabends Tresendienst geleistet hat. „An der Carsten-Rehder-Förderschule in Altona habe ich mit den Kids gekocht, wir sind schwimmen gegangen und habe mit ihnen den Berufsvorbereitungskursus gemacht“, erzählt Jan Mentz.

Jan Mentz baut und entwickelt Reinbeks Bikepark gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen seit 2020 stetig weiter. 
Jan Mentz baut und entwickelt Reinbeks Bikepark gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen seit 2020 stetig weiter.  © Susanne Tamm | Susanne Tamm

„Meine jetzigen Aktivitäten kann ich gut mit meinem Familienleben vereinbaren, ich nehme meine Jungs einfach mit auf die Anlage“, sagt der Vater von Mio, acht Jahre alt, und Nilan, eineinhalb Jahre alt. Seine Frau brauche nicht so viel Action, lasse ihn einfach machen. „Mio hat mit drei Jahren innerhalb von drei Tagen Fahrradfahren gelernt, weil er die Steigungen auf dem Bike-Trail mit dem Laufrad nicht geschafft hat“, erzählt Mentz lächelnd.

Sein Ziel: Kein Kind soll „vor der Konsole enden“

In seinem Beruf ist er Klassenlehrer und Personalratsvorsitzender, ist aber nebenbei noch in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften aktiv, hat die Aufgabe des Sportfachleiters übernommen und kümmert sich um die Rollergarage für die aktive Pause und die „Draußenstunden“. Er organisiert für die vierten Klassen Jeki („Jedem Kind ein Instrument“)-Konzerte, außerdem betreut er die Sporthallengruppe des Hamburger Sportbundes. Einmal in der Woche sind alle zweiten Klassen eingeladen, den ‚Hamburger Parcours‘ zu absolvieren“, erläutert der 44 Jahre alte Sportfan. Ziel sei es, neue Talente für den Sport zu finden.

Den Reinbeker Jan Mentz jedenfalls treibt es an, Kinder und junge Menschen in Bewegung zu bringen. „Ich habe doch auch die Sorge, dass meine Jungs irgendwann ebenfalls vor der Konsole enden“, sagt der Vollblutpädagoge. „Für mich ist es deshalb wichtig, etwas für Kinder und Jugendliche zu schaffen.“ Er wünscht sich, dass auf der Anlage alle gern fahren und dabei nett miteinander umgehen. „Ich habe das Gefühl, der Altersdurchschnitt in Reinbek verjüngt sich gerade“, erzählt Mentz. „Und die TSV Reinbek ist aktuell die einzige Anbieterin für junge Leute.“

Freies Training jeden Dienstag um 15 Uhr

Als Mentz das erste Mal mit seinem Erstgeborenen zum Fahren auf den Trail kam, sah das gut 4000 Quadratmeter große Areal noch ganz anders aus: Die eine Hälfte war ein ungenutzter Bolzplatz und die andere eine vergessener halb zugewachsene BMX-Bahn. Was Jan Mentz gemeinsam mit dem Bergedorfer Matthias Müller, anderen Ehrenamtlichen und Jugendlichen geschaffen hat, ist ein ansehnlicher, etwa 200 Meter langer Trail mit drei neuen Tablelines – das sind Strecken mit abgeflachten Tableaus für Sprünge mit dem Bike.

Aus Bordmitteln, mithilfe von Spenden, Kontakten und vor allem eigener Handarbeit haben die Ehrenamtlichen dort einen Ort geschaffen, an dem jeder willkommen ist – ob jung oder alt, Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, mit und ohne Kinder, Mädchen, Jungen, Männer oder Frauen. „Jeden Dienstag ab 15 Uhr gibt der Teenager Paul Mitke dort ein freies Training“, erzählt Jan Mentz. „Zurzeit kommen meist nur Jungs im Alter von acht bis zwölf Jahren, aber es sollen sich alle angesprochen fühlen, die Lust haben, dort zu fahren.“ Das Ziel sei es, dort einen festen Treffpunkt zu installieren und dass die Kinder die Grundlagen für das Mountainbiken lernen: tiefer Sattel, im Stehen mit den Pedalen auf einer Höhe fahren.

64 Lkw-Ladungen Lehm verbaut

Die Stadt Reinbek habe bislang nur die Fläche und einen Container gestellt, in dem die Ehrenamtlichen ein paar Sachen unterstellen können. Der Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt Ulli Gerwe, zu dem sie einen guten Kontakt hätten, habe ihnen gleich deutlich gemacht, dass die Stadt für ein derartiges Projekt keine Mittel übrig habe. „Im April kamen 64 Lkw-Ladungen zertifiziertes Erdreich, Lehmboden“, erzählt Mentz. Daraus haben sie den Trail geformt, der nun fast fertig ist.

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„Mein Traum wäre ein asphaltierter Pump Track, das wäre ein Magnet für junge Menschen“, erzählt der Pädagoge. Denn darauf könne man auch mit Skateboards oder Skates fahren. Außerdem wäre ein derartiger Trail relativ wartungsarm und schnell trocken. „Denn die Kinder haben nicht mehr so viel Zeit zum Bauen wie während der Coronazeit – sie wollen lieber fahren“, weiß Jan Mentz.

Neben Sport ist das Handwerk seine Leidenschaft

Zu Zeiten seines Zivildienstes war Jan Menz ein regelrechter Sportjunkie, brachte es auf elfmal Sport in der Woche: „Ich joggte zum Taekwondo-Training und wieder zurück, ging mittags noch ins Fitnessstudio“, erzählt er. Das schafft er mit Familie nun nicht mehr. „Ich fahre mal mit meinem Großen zum Klettern, zum Bouldern, ansonsten ist meine ‚Altherren-Runde‘, einmal in der Woche Tennis beim TSV und hinterher zu Tommy ins Clubhaus ein fester Termin.“ Das Windsurfen komme eindeutig zu kurz.

Noch heute liebt er alles, was mit Bewegung zu tun hat – und das Handwerken mit Holz und Stein: Er hat Baumhaus, Wintergarten, Carport, Terrasse, Wippe und Klettergerüst im eigenen Garten selbst gebaut. Da kommen ihm seine Jobs während des Studiums in der Tischlerei und der Schlosserei zugute. Erfahrungen, die er auch beim Bauen des BMX-Trails gut nutzen kann.