Glinde. Fachkräftemangel und Urlaubszeit sorgen für Enpässe. Bearbeitungszeit für Anträge länger. Telefonische Sprechzeiten eingeschränkt.

Personelle Engpässe führen dazu, dass das Glinder Sozialamt die bisherigen Bearbeitungszeiten für Anträge nicht mehr gewährleisten kann. Ein weiterer Faktor, der die Situation zusätzlich verschärft, ist die anstehende Sommerurlaubszeit. Stadtsprecher Tobias Senff kündigt an: „Es wird durchaus passieren, dass Bürgerinnen und Bürger längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, bevor sie einen Bescheid erhalten.“ Dafür wolle sich die Verwaltung schon im Vorfeld entschuldigen.

„Das Team des Glinder Sozialamtes hat vielfältige Aufgaben. Die Bearbeitung von Anträgen im Leistungsbezug erfordert viel Aufmerksamkeit und Genauigkeit“, erläutert Senff. Die bisherigen Bearbeitungszeiten von etwa vier Wochen könnten unter den gegebenen Umständen nicht gehalten werden. Damit die Arbeitszeit trotz Personalnot vorwiegend für die Antragsbearbeitung genutzt werden kann, werden die telefonischen Sprechzeiten in den kommenden Wochen eingeschränkt. Das Sozialamt ist bis auf Weiteres an drei Tagen in der Woche erreichbar: montags und mittwochs jeweils von 8 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr.

Sozialamt Glinde leidet unter Personalnot: Das hat Folgen für Antragsteller

Für Bernd Mahns, Leiter des Amts für Bürgerservice, ist die aktuelle Lage alles andere als optimal. „Das ist wirklich keine schöne Situation für die Antragsteller als auch die Mitarbeiter in der Verwaltung“, sagt er. „Unsere Leute kommen bei den Anträgen nicht mehr hinterher“, berichtet Mahrs. Die Urlaubszeit sei nicht einmal das große Problem, sondern komme noch on top hinzu.. „Wir finden für ausgeschiedene Kollegen einfach keinen Ersatz“, beklagt Mahns. Die Konkurrenz um die wenigen verfügbaren Fachkräfte auf dem Markt sei groß und größere Städte eher in der Lage, ein höheres Gehalt zu zahlen.

Personalnot Stadt Glinde
Araels Diass (r.) mit Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. Diass hat kürzlich seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Glinde erfolgreich abgeschlossen. Jetzt ist er als Sachbearbeiter im Sozialamt tätig. © Stadt Glinde | Stadt Glinde

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe dazu geführt, dass für längere Zeit 2,5 Stellen nicht hätten nachbesetzt werden können. Nur weil die Stadt auch als Ausbildungsstätte fungiert, gelang es im vorigen Jahr überhaupt, eine Stelle aus den eigenen Reihen zu besetzen. Im Sommer 2023 schloss der Oststeinbeker Dustin Jupe seine dreijährige Ausbildung zum Verwaltungsfachmann ab und kümmert ist seitdem im Bürgeramt im Bereich „Soziale Sicherung“ unter anderem für die Bearbeitung der Wohngeld- und Grundsicherungsanträge.

Sozialamt Glinde: Von Entspannung am Arbeitsplatz ist noch lang keine Rede

Die Stadt Glinde übernimmt alle erfolgreichen Auszubildenden mindestens zunächst für ein Jahr, in Jupes Fall sogar bis Ende 2024. Die zweite Stelle konnte erst kürzlich mit einem weiteren Mitarbeiter besetzt werden, der aber noch ganz am Anfang der Einarbeitungsphase steht: Asraels Dias hat während der vergangenen Monate alle Abteilungen der Stadtverwaltung kennengelernt. Nach seinem erfolgreichem Abschluss unterstützt der frisch gekürte Verwaltungsfachmann ebenfalls das Team des Sozialamts.

Trotz personeller Verstärkung werde es aber noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, bis die beiden neuen Kräfte vollständig eingearbeitet seien, so Bernd Mahns. Zudem sei das eine Aufgabe, die der einzige Kollege, der seit Langem im Sozialamt tätig ist, noch zusätzlich zu seinen üblichen Aufgaben übernehmen müsse. Hinzu komme, dass eine Stelle noch immer unbesetzt sei. Von einer Entspannung könne noch lang nicht die Rede sein – im Gegenteil: „Unsere Leute gehen auf dem Zahnfleisch.“ Deswegen sei eine Erholungsphase im Urlaub auch so wichtig.

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„Rein rechtlich ist es so, dass man einen Antrag innerhalb von drei Monaten bescheiden muss“, erläutert Mahns. Dass diese gesetzliche Frist eingehalten werde, sei nach wie vor sichergestellt. Er habe Verständnis dafür, dass die Antragsteller ihre Bescheide so schnell wie möglich haben wollten, müsse jedoch in erster Linie seine Mitarbeiter schützen und geeignete Maßnahmen ergreifen. Stadtsprecher Senff: „Wir bitten, von mehrfachen Telefonaten zum Sachstand abzusehen, die Kollegen befinden sich in der Bearbeitungsphase.“