Glinde. Bezirksligafußballer sollen fitter denn je in die Saison starten. 16 Neuzugänge im Kader. Auch der Heimspieltermin ändert sich.

Das alljährliche Trainingsspiel Alt gegen Jung war auch diesmal wieder der Startschuss für das Vorbereitungsprogramm beim TSV Glinde. Seither aber ist verstaubtes Generationendenken bei den Bezirksligafußballern tabu – und sogar unter Strafe gestellt. „Abwertende Worte wie Jungpisser, die lange Zeit in vielen Mannschaften normal waren, haben wir abgeschafft. Wer gegen die Regel verstößt, muss in die Mannschaftskasse zahlen“, sagt der neue Teamsprecher Simon Patzwaldt.

Trainer müssen aus Teenagern und Routiniers eine Einheit formen

Torwart Patzwaldt ist 38 Jahre alt und damit der Oldie im Team. Seit diesem Sommer ist er zusätzlich Teil des umformierten Trainergespanns, das in Glinde aus Teenagern und Routiniers eine Einheit formen und überhaupt so einiges umkrempeln will. Fitter denn je sollen die Spieler sein, ein XL-Trikot dürfe es im Leistungsbereich eigentlich nicht geben, sagt Patzwald. Unter anderem müssen sich die Kicker mit Intervallläufen in Form bringen, das Aufwärmprogramm wurde modernisiert und auch das Thema Ernährung in den Fokus gerückt. Jeden Montag gibt zudem ein Athletiktrainer den Ton an.

Der langjährige Chefcoach Sören Deutsch war im vergangenen Winter zurückgetreten, unter anderem mit der Begründung, dass die Mannschaft einen neuen Input brauche. Diesen neuen Input wollen seine Nachfolger nun liefern. Chefcoach Kevin Karras hat Abwehrmann Dominik Heikaus zum spielenden Co-Trainer befördert und Patzwaldt aus der zweiten Mannschaft in den Ligakader berufen und zum Torwarttrainer gemacht.

Glinde will mutig nach vorn spielen

Chefcoach Kevin Karras hat Abwehrmann Dominik Heikaus zum spielenden Co-Trainer befördert und Simon Patzwaldt zum Torwarttrainer gemacht.
Chefcoach Kevin Karras hat Abwehrmann Dominik Heikaus zum spielenden Co-Trainer befördert und Simon Patzwaldt zum Torwarttrainer gemacht. © Unbekannt | TSV Glinde

Die Veränderungen sind schon sichtbar. „Wir wollen mutig spielen, haben keinen Bock, lange Bälle zu schlagen“, sagt Patzwald. Das habe die Mannschaft auch schon vor den in der ersten Juli-Woche erzielten Testspielsiegen gezeigt, etwa beim 0:4 gegen Oberliga-Topclub TuS Dassendorf.

„Ich fand bemerkenswert, wie die Mannschaft bis kurz vor Schluss nach vorn gespielt hat. Wenn man sich solche Sachen gegen ein Team mit Regionalliga-Niveau traut, dann gegen Bezirksligisten erst recht“, so Patzwaldt.

Zum Umbruch im Trainerteam passt, dass sich auch der Kader massiv verändert hat. Unter anderem hat der TSV mit den Brüdern Muhammed Özalp (wechselte schon im Winter nach Dassendorf) und Ibrahim Özalp (spielt seit diesem Sommer bei Voran Ohe) seine beiden torgefährlichsten Spieler an stärkere Clubs verloren. Dafür rücken gleich sieben Eigengewächse aus der A-Jugend auf, zudem fünf erfahrenere Spieler aus den eigenen Reserveteams.

Tobias Kehr ist zurück in Glindes Ligamannschaft

Unter den vereinsinternen Zugängen befindet sich auch ein großer Name: Tobias Kehr ist zurück. Der Mann mit der Rückennummer 33 zählt zu den größten Talenten, die der TSV Glinde in den vergangenen 15, 20 Jahren hervorgebracht hat. Zweimal verließ er seinen Heimatverein, um höherklassig zu spielen. 2015 wurde er mit Dassendorf sogar Hamburger Meister. Doch immer wieder wurde Kehr von Verletzungen zurückgeworfen, zuletzt kickte er mit überschaubarem Erfolg für Glindes zweite Mannschaft in der Kreisliga. Im Alter von 28 Jahren will er nochmal angreifen. Zunächst gilt für Kehr mindestens so sehr wie für alle anderen: fit werden. „In Bearbeitung“ sei Kehrs körperlicher Zustand, sagt Patzwaldt und schickt jede Menge Lob hinterher: „Er ist heiß. In einem Test hat er 90 Minuten durchgespielt, was ich gar nicht von ihm kenne. Außerdem ist er ein echtes Kabinenmonster. Tobi kann die ganze Truppe richtig pushen.“

Heimspiele künftig Freitagabend unter Flutlicht

Auf welchen Tabellenplatz sich der TSV Glinde pushen kann? Das ist erst mal zweitrangig. „Mit dem Abstiegskampf wollen wir nichts zu tun haben“, sagt Patzwaldt. „Im Vordergrund steht aber, das Team zu bilden, mental stark zu werden. Einige Spieler kennen den Herrenfußball ja noch gar nicht.

Vieles ist also neu in Glinde, auch der Termin für die Heimspiele. Künftig rollt der Ball auf dem Bernd-Schaffernicht-Platz nicht mehr am Sonnabendnachmittag, sondern freitags ab 20 Uhr. Das erste Pflicht-Flutlichtspiel bestreiten die Stormarner am 21. Juli im Pokalwettbewerb gegen Landesligist ASV Hamburg. In die Bezirksligasaison startet der TSV Glinde am 30. Juli auswärts, wenn Alt und Jung gemeinsam den SV Nettelnburg-Allermöhe besiegen wollen.

Der Kader des TSV Glinde

Neuzugänge: Lennard Spilker, Can Basak, Louis Lübcke, Lukas Jahnke, Adnan Alilo, Chukwu Torvikey, Finn Stempelmann (alle eigene A-Junioren), Simon Patzwaldt, Nils Kröplin, Francisco Garcia, Tobias Kehr (alle eigene zweite Mannschaft), Lennart Garber (eigene dritte Mannschaft), Alexander Rarrek, Enes Beger (beide Willinghusener SC), Simon Henningsen (SSV Großensee), Jakub Switalski (VfL Pinneberg)

Weiter im Kader: Marco Reksidler, Mirko Brandt, Louis Pantel, Shawn Scheele, Noah Trigonis, Marc Meinz, Dominik Heikaus, Vincent Bakker, Phillip Groth, Niklas Kehr, Bjarne Joppich, Christian Albus, Nick Schieweg, Nils Kröplin, Niklas Apollonio