Ahrensburg/Oststeinbek. ATSV-Fußballer schlagen Voran Ohe dank Blitztor nach 17 Sekunden. Erdal Katik soll Oststeinbek retten.
Wer zum Stormarnduell in der Landesliga Hamburg auch nur minimal zu spät kam, verpasste die wichtigste Szene des Fußballspiels: Der Ahrensburger TSV führte den Anstoß offensiv aus, eroberte den zunächst durch den FC Voran Ohe abgewehrten Ball direkt zurück und spielte gefährlich in den Strafraum. Dort konnte Ohes Philipp Lorenzen den Toptorjäger Mihai Bitez zwar noch stören, trotzdem kullerte die Kugel irgendwie ins Netz – auf der Stoppuhr standen zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 17 Sekunden.
Einen weiteren Treffer sahen alle Zuschauer später noch, am Ende setzte sich der ATSV mit 2:0 (1:0) gegen die Reinbeker durch. „Wenn man sich etwas vornimmt, einen klaren Plan hat und nach wenigen Sekunden so ein Flippertor kassiert, ist das ganz bitter“, sagte Ohes Trainer Matthias Wulff, für den die Derbyniederlage das dritte Spiel ohne Sieg im Oktober war. „Uns war klar, dass es bei diesen Gegnern ein schwieriger Monat wird. Wir sind jetzt in einer Phase, wo wir aus dem oberen Tabellendrittel rutschen.“
Fußballer vom Ahrensburger TSV spielen immer besser
Ganz anders die Tendenz beim derzeit besten Stormarner Verein, der im Hamburger Fußball-Verband spielt: Der ATSV punktet zwar schon seit dem Saisonstart zuverlässig und hat nur einmal verloren. Inzwischen werden die Auftritte aber auch immer besser, weil reifer. „Absolutes Meisterstück, Zitatende“, jubelte Chefcoach Peter Grischke, um sein Lob dann doch noch auszuführen: „Uns zeichnet unsere Kompaktheit und unser Teamgefüge aus. Auf der Bank waren sieben weitere Spieler, die Bock hatten. So hat man es als Trainer leicht. Die Jungs gehen durchs Feuer, für sich und für jeden Einzelnen.“
Auch Routinier Benedikt Neumann-Schirmbeck schwärmte. „Das war eine unserer besten Saisonleistungen“, sagte der Offensivmann. „Endlich mal hatten wir gar keine Schwächephase. Vielleicht hat es auch geholfen, dass sich Ohe ebenfalls keine Ruhepause gegönnt hat und in den Zweikämpfen immer Feuer drin war.“
Eckball-Variante vom Ahrensburger TSV: Clever oder unfair?
Tatsächlich zeigten die Gäste nach dem Schock über das Blitz-Gegentor eine ordentliche Vorstellung. „Ich bin nicht unzufrieden mit der Leistung, aber in gewissen Momenten hat das Glück gefehlt“, sprach Wulff eine strittige Szene im Ahrensburger Strafraum und den Lattenschuss von Mike Beldzik (57. Minute) an. Vor allem in der letzten halben Stunde aber verdiente sich Ahrensburg den Sieg mit einer dominanten Vorstellung. Für die Entscheidung in der 84. Minute sorgte ein langer Ball von Torwart Lucas Lamm und die uneigennützige Vorlage von Neumann-Schirmbeck. Bitez musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben.
Für Belustigung, Stimmung – und eine Kontroverse – sorgte der ATSV mit seiner Eckball-Variante. Vor jedem Eckstoß stellten sich drei Ahrensburger an den Fünfmeterraum und klatschten rhythmisch in die Hände. Die Idee dazu kam Grischke schon vor Jahren in einem Gespräch mit einem Trainer. „Man nimmt dem Torwart die Sicht und ein Stück weit die Möglichkeit, seine Mitspieler zu coachen“, sagte der ehemalige Keeper. „Es hat mich gefreut, dass die Zuschauer darauf eingestiegen sind und mitgeklatscht haben.“
Grischkes Trainerkollege kritisierte die Aktion. „Man kann das machen, um den Torwart zu verunsichern und ihm die Sicht zu versperren. Ich finde, dass man auf der Grenze des Fair Play unterwegs ist“, sagte Wulff. Diese Sichtweise wies Grischke als „Unverschämtheit“ zurück.
Oststeinbeker SV Verpflichtet Erdal Katik als neuen Trainer
Der Oststeinbeker SV hat einen neuen Trainer gefunden – und seine Krise beendet. Im ersten Spiel von Erdal Katik feierte der OSV seinen zweiten Saisonsieg. Zum 3:2 (2:0) beim ASV Hamburg trafen Edison Sa Borges Dju (28., 60.) und Youssef Sbou (33.). Für die Gastgeber verkürzten der frühere Oststeinbeker Lamin Jawla per Handelfmeter (54.) und Abraham Yeboah Boateng (70.).
Katik agiert gleichberechtigt an der Seite des bisherigen Co-Trainers Erdinc Örün, der nach dem Rücktritt von Alexander Kaya interimsmäßig übernommen hatte. Der 45 Jahre alte Katik war bis 2018 bei Inter 2000 aktiv, trainierte außerdem unter anderem den FC Elazig Spor, ASV Hamburg und SC Europa – sowie die Junioren des SC Vorwärts-Wacker Billstedt, wo er den heutigen OSV-Kapitän Dave Fehlandt coachte. Fehlandt stellte nun den Kontakt her.
Bisheriger Co-Trainer Erdinc Örün ist mit der Lösung zufrieden
„Nach vier Jahren Pause hat es mich wieder gereizt, außerdem kenne ich Erdinc Örün von klein auf, weil ich früher mit seinem Bruder in einer Mannschaft gespielt habe“, sagte Katik. Nun müsse der gesamte OSV an einem Strang ziehen. „Es geht nur über den Kampf. Das war heute schon sehr gut“, sagte der Coach nach seinem Debüt mit heiserer Stimme.
Auch Örün ist zufrieden. „Als Fußballer war er eine Maschine, als Trainer kann er seine Erfahrung den Jungs sehr gut vermitteln, das merkt man sofort. Ich mag, dass er noch die alte Schule ist, wir haben dieselben Vorstellungen.“