Bargteheide. Aufsteiger feiert mit 96:55 gegen die Rendsburg Twisters seinen dritten Sieg in Folge.
Erst in der Halbzeitpause und beim Blick auf den Statistikzettel realisierte Şükran Gencay, was ihre Basketball-Mannschaft gerade für einen überragenden Spielabschnitt hingelegt hatte. „Ich hatte im Gefühl, dass es deutlich war. Aber 29:3 zu gewinnen, ist natürlich sehr ungewöhnlich. Es war ein sensationelles Viertel“, sagte die Trainerin der TSV Bargteheide Bees über die letztlich entscheidende Phase. Mit einem 96:55 (49:22) gegen die Rendsburg Twisters hat sich ihre Mannschaft in die kurze Winterpause der 1. Regionalliga verabschiedet.
Das Saisonziel Klassenerhalt schon nach der Hinrunde praktisch sicher
Für den Aufsteiger war der Sieg der dritte Erfolg hintereinander. Von den letzten sechs Spielen gewannen die Bees fünf, einzig die Niederlage gegen die starken Berlin Braves unterbrach die Serie. Angesichts der zehn Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz ist das Saisonziel Klassenerhalt schon nach der Hinrunde praktisch sicher. Die auf vielen Positionen erneuerte Mannschaft hat sich derart schnell gefunden, dass sie sich für die Rückrunde höhere Ziele setzen kann.
210 Fans sorgten für einen Lautstärkerekord
Das honorierten auch die 210 Fans, die zum letzten Spiel des Jahres in die DBS-Halle kamen. Die Zahl bedeutete zwar keinen neuen Zuschauerrekord. „Gefühlt war es aber ein Lautstärkerekord“, sagte Gencay – die ihrerseits ein wenig auf die Euphoriebremse drückte. „Ich mache mir natürlich keine großen Sorgen um den Klassenerhalt, aber rechnerisch sind wir noch nicht durch. Man muss hungrig und gleichzeitig beschieden sein und die Rückrunde wird kein Selbstläufer, nur weil wir jetzt ein paar starke Spiele hatten.“ Zudem werde sich die Konkurrenz künftig ganz anders auf den Liganeuling aus Stormarn einstellen. „Den Überraschungseffekt gibt es nicht mehr, die Gegner haben uns jetzt auf dem Zettel. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“
Grundlage für den deutlichen Sieg war das klar gewonnene zweite Viertel
Die Grundlage für das denkwürdige zweite Viertel gegen Rendsburg legten die Bees mit einer starken Defensivarbeit. Rendsburg kam nach dem ausgeglichenen ersten Viertel (20:19) kaum mehr zu klaren Würfen, während Bargteheide immer wieder erfolgreich umschaltete. Aus der geschlossenen Mannschaftsleistung ragte Vladimir Migunov heraus. Der Forward-Center kam im Spiel auf zwölf Rebounds, zwölf Punkte bei einer starken Wurfquote von 75 Prozent, drei Assists und zwei Steals. Beste Scorer waren Jeremy Ingram, Abdulai Abaker und Marcel Hoppe mit jeweils 18 Punkten. Hoppe beschloss die Hinrunde damit als Topscorer der 1. Regionalliga Nord. Der Neuzugang, der im Sommer gemeinsam mit Gencay vom Eimsbütteler TV nach Stormarn wechselte, erzielte in elf Partien 275 Punkte und hat damit seinen Verfolger Anthony Hodge (TSG Bergedorf/199 Punkte) schon deutlich distanziert. Beim Punkteschnitt (25,0) wird Hoppe lediglich von einem Spieler überflügelt – seinem Teamkollegen Ingram. Der US-Profi kam verletzungsbedingt allerdings erst viermal zum Einsatz, warf dabei 105 Punkte (Schnitt 26,2).
Trainerin-Lob für Top-Scorer Marcel Hoppe
„Ich kenne ihn ja schon lange und weiß, wie man ihn in Szene setzt“, sagte Gencay über Hoppe. „Man merkt, dass er sich in Bargteheide sehr wohlfühlt. Er hat auch Verantwortung übernommen, hilft den unerfahrenen Spielern. Im Training ist er immer da, verhält sich insgesamt sehr vorbildlich.“
Bei all dem Lob verriet Gencay auch ein überraschendes Detail aus ihrer Halbzeitansprache. Statt Schulterklopfer für das zweite Viertel habe sie klare Ansagen verteilt und sei sogar „eher ein bisschen sauer“ gewesen. Grund: „In den letzten Minuten habe ich gemerkt, dass ein paar Jungs ein bisschen nachgelassen haben. Bei dem Sieg in Oldenburg haben wir nach einem ähnlichen Halbzeitstand eine echt schlechte zweite Hälfte gespielt. Das wollte ich ihm letzten Spiel des Jahres auf keinen Fall wieder sehen.“
Die unerwünschte Wiederholung blieb aus. Auch die Ergänzungsspieler, die zunehmend Spielzeit bekamen, hielten die Intensität hoch. Im dritten Viertel (21:14) zerstreuten die Bees die letzten Zweifel am Heimsieg und entschieden auch den letzten Abschnitt (26:19) für sich.
Am 7. Januar geht es schon mit dem Spiel bei der WSG Königs Wusterhausen weiter
Nach einem abschließenden Weihnachtsdiner geht es für die Mannschaft in eine „Winterpause light“. Erst um die Feiertage herum bekommt das Team einige freie Tage, ansonsten wird reduziert trainiert. Bis zum nächsten Punktspiel dauert es nicht lang. Am 7. Januar geht es zur WSG Königs Wusterhausen, die am ersten Spieltag den Bees ihr Regionalliga-Debüt verdarb (76:77). „Wir haben eine Rechnung offen“, sagte Gencay, „die Vorzeichen haben sich aber komplett geändert.“ Damit sprach die Trainerin den personellem Umbruch beim Tabellenvorletzten an. Königs Wusterhausen verstärkte sich mit zahlreichen Spielern der RedHawks Potsdam, die sich während der Hinrunde zurückgezogen hatten.