Reinbek. Kai Dusenschön und Janno Krieger wollen in Reinbek ein Quartier mit Kita bauen. Wirklich voran kommen sie nicht. Das sind die Gründe.
Kai Dusenschön (47) und Janno Krieger (45) möchten endlich loslegen und die Planungen für ihr Wohnbauprojekt konkretisieren. Sie wollen im Holzvogtland in Reinbek auf einem 5,3 Hektar großen Acker ein neues Quartier schaffen mit 200 Mietwohnungen, dazu Grundstücke für rund 45 Einzel- und Doppelhäuser verkaufen. Seit vielen Monaten wissen die Parteien um das Vorhaben, führten mit den Investoren diverse Gespräche und konnten dabei ihre Wünsche äußern. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan steht aber immer noch aus. Dieser ist nicht einmal bindend, sondern lediglich eine Absichtserklärung. Die beiden Geschäftspartner sind ob des Stillstands vergrätzt, fühlen sich von der Politik vernachlässigt.
"Ich wünsche mir, dass insbesondere CDU, SPD und Forum 21 mehr Tempo machen", sagt Krieger, wohlwissend, dass er aus diesen Fraktionen mit Unterstützung rechnen kann. Anders sieht es bei der FDP aus. Fraktionschef Bernd Uwe Rasch: "Wir wollen das Gebiet freihalten, das war unser Versprechen bei der vergangenen Kommunalwahl." Die Grünen stellen Bedingungen für eine Zustimmung. Sie wollen in dem Landschaftsgebiet nur ein Wohnbauprojekt zulassen und haben einen Antrag gestellt, in dem es heißt: "Künftig ist die Schaffung von Baurecht für Investoren im Außenbereich nur dann zu gewähren, wenn ein Teil des zu überplanenden Geländes an die Stadt Reinbek übergeht." Dem Fraktionsvorsitzenden Günther Herder-Alpen schweben in diesem Fall zwei Hektar vor. "Die Stadt sollte maximal einen Ackerlandpreis zahlen, auf dem Areal dann sozialer Wohnungsbau über die Bindungsfristen hinaus entstehen", so der Politiker.
Wohnbauinvestoren warten auf grünes Licht seitens der Politik
Der Vorschlag der Grünen steht auf der Tagesordnung des Bau- und Planungsausschusses am 21. Januar. Ob er dort tatsächlich behandelt wird, ist ungewiss. Wegen Corona sollen die Sitzungen kurz gehalten werden. Auch hat die Verwaltung eine Beschlussvorlage kreiert mit dem Ziel, einen Aufstellungsbeschluss vorzubereiten. Diesen vorgeschobenen Schritt hält CDU-Fraktionschef Patrick Ziebke für unnötig. Er sagt: "Wir begrüßen das Projekt." Das Ansinnen der Grünen mit einer Flächenabgabe sehe er kritisch.
Mit Dusenschön ist so eine Vereinbarung nicht zu machen, das steht fest. Der Landwirt sagt: "Wir brauchen das gesamte Areal für eine gesunde Kostenstruktur." Auf bis zu 50 Millionen Euro schätzt er das Investitionsvolumen. 25 Prozent der Wohnungen könnten öffentlich gefördert sein. Eine Visualisierung gibt es noch nicht, lediglich ein Modell im Baukastenformat, wobei den Gebäuden keine Geschosszahl zugeordnet ist. "Wir müssen aber Komplexe mit bis zu vier Geschossen bauen", so Dusenschön. Die Einheiten im Quartier mit dem Namen Kampsredder sollen zwei bis vier Zimmer haben.
80-Quadratmeter-Wohnungen sind für Familien gedacht. Mieter zahlen dafür nicht mehr als 1000 Euro kalt im frei finanzierten Segment. Die Vergabe wird über ein Punktesystem geregelt. Reinbeker oder Menschen, die dort aufgewachsen und weggezogen sind, nun wieder zurückkommen möchten, werden bevorzugt.
Autos für Carsharing, E-Ladestationen und betreutes Wohnen
Es soll betreutes Wohnen ähnlich dem Bielefelder Modell geben, Dusenschön und Krieger wollen Autos für Carsharing anschaffen und E-Ladestationen in der Tiefgarage installieren, dazu einen Lastenradverleih anbieten. Das sogenannte Ankergebäude mit einer Fläche zwischen 2500 und 3000 Quadratmetern beherbergt nach den Vorstellungen der Investoren eine Kita, ein Café, Arztpraxen, Home-Working-Bereiche sowie einen Bürgertreff, wo Mieter auch Geburtstage feiern können.
Bereits im September hatten Dusenschön und Krieger auf dem Acker ein Zelt installiert und Anwohner geladen. Sie informierten nicht nur, sondern regten Besucher an, Ideen einzubringen. Skeptiker des Projekts hätten nach den Gesprächen eine andere Sicht der Dinge gehabt, berichten die Investoren, die sich das Feld gesichert haben inklusive Rückgabeklausel, sollte der Bereich kein Bauland werden. Die Holzvogtland-Umgestaltung ist ein heißes Thema in Reinbek: In den 90er-Jahren scheiterte Wohnungsbau in dem Bereich zwischen Schönningstedt und Prahlsdorf an einer Bürgerinitiative.
Bauinvestoren lassen Gutachten über Infrastrukturfolgekosten anfertigen
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Müller sagt über das Quartier Kampsredder: "Es ist grundsätzlich eine gute Idee." Der Sozialdemokrat lehnt den Grünen-Vorschlag ab und möchte eine "Gesamtplanung für das Holzvogtland". Auch das Wohnungsunternehmen Semmelhaack und eine Projektentwicklungsfirma aus Hamburg würden dort gern aktiv werden. "Deshalb müssen alle Interessenten schnellstmöglich an einen Tisch, um zu erörtern, wer was will", so Müller.
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Dusenschön und Krieger lassen gerade ein Gutachten für 25.000 Euro über die Infrastrukturfolgekosten ihres Projekts anfertigen, erwarten Ergebnisse in den kommenden zwei Wochen. Auch ein Verkehrsgutachten ist in Arbeit. "Mehr Transparenz geht nicht", sagt Krieger über das Bemühen, die Politik ins Boot zu holen und auch eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu erlangen. Die Investoren haben ihre Firma Wohnbauer genannt. Auf der Homepage wollen sie regelmäßig über neue Details informieren, unter anderem das Kitakonzept vorstellen.