Bad Oldesloe. Für den Kreis Stormarn sind drei Standorte gefordert. Inzwischen steht fest, wo sie errichtet werden sollen.
Am kommenden Dienstag will Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) offiziell verkünden, wo im Land die neuen Impfzentren im Kampf gegen die grassierende Corona-Pandemie entstehen sollen. Alle Kreise und kreisfreien Städten waren aufgerufen, bis Freitag dieser Woche potenzielle Standorte zu benennen. Für den Kreis Stormarn mit seinen rund 240.000 Einwohner sind, wie bereits berichtet, drei gefordert. Nach Informationen unserer Redaktion steht inzwischen fest, wo sie errichtet werden.
Kreis nahm Angebot des Jugendherbergrings an
Für den nördlichen Bereich sei die Wahl auf die Jugendherberge Bad Oldesloe gefallen. Am Konrad-Adenauer-Ring wäre das Impfzentrum sehr zentral gelegen, verfügt über zwei Dutzend Zimmer für bis zu 110 Personen mit entsprechendem Mobiliar und mehrere Parkplätze. Die Einrichtung ist momentan geschlossen und sollte planmäßig erst Anfang März 2021 wieder öffnen.
Die Kreisstadt hatte zuvor mehrere städtische und privatwirtschaftliche Objekte gemeldet, die aber aus verschiedenen Gründen letztlich nicht in Betracht kamen. So griff die Kreisverwaltung, die für die Umsetzung der Impfzentren verantwortlich zeichnet, auf ein Angebot des Jugendherbergsverbands zurück. Da touristische Übernachtungsangebote derzeit ohnehin untersagt sind, waren die Herbergen zur Sondernutzung bei der Pandemiebekämpfung offeriert worden.
Ahrensburg konnte kein geeignetes Objekt anbieten
Für den mittleren Bereich des Kreises war ursprünglich ein Standort in Ahrensburg vorgesehen. In der Diskussion sollen neben einer Gewerbeimmobilie unter anderem Marstall samt Reithalle gewesen sein. Nicht zuletzt deshalb, weil es dort auch genügend Parkplätze gibt. Letztlich konnte die größte Stadt Stormarns aber kein geeignetes Objekt nachweisen. Deshalb ist die Kreisverwaltung nach Großhansdorf ausgewichen. Hier war ihr ein „ungenutzter Flügel“ der LungenClinic Großhansdorf angeboten worden, der sich für ein Impfzentrum geradezu aufgedrängt hat.
Der Komplex mit Gymnastik- und Schwimmhalle sowie zahlreichen Behandlungsräumen, der zuvor vorrangig für Rehabilitationsmaßnahmen wie Physio- und Ergotherapie genutzt worden ist, steht vor dem Abriss, weil er perspektivisch einem Neubau weichen soll. Zudem steht auf dem benachbarten Reha-Gelände eine Vielzahl an Parkplätzen zur Verfügung. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist sicher auch die unmittelbare Nähe zur LungenClinic, die als medizinische Einrichtung einen erstklassigen Ruf weit über Stormarn hinaus genießt. Das sorgt für Vertrauen und Akzeptanz auch im Hinblick auf das temporäre Impfzentrum, sind sich die Fachleute einig. Hinzu kommt die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.
Rickertsen-Haus: beste logistische Voraussetzungen
Das gilt auch für das Reinbeker Jürgen-Rickertsen-Haus in der Schulstraße 7. Es ist normalerweise ein beliebter Treffpunkt für die Senioren der Stadt. Dort werden verschiedene Gesundheitskurse angeboten, man trifft sich zum Frühstück und Kaffeetrinken, zum Klönen und zu diversen Kartenspielen.
Angesichts der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen, zu denen insbesondere die Vermeidung unnötiger Kontakte von Angehörigen der bekannten Risikogruppen zählt, sind derzeit so gut wie alle regelmäßigen Veranstaltungen und Treffs ausgesetzt. Mit seinen Räumen bietet das Rickertsen-Haus jedoch beste logistische Voraussetzungen für eine temporäre Umwidmung. Deshalb hatte die Stadtverwaltung das Gebäude als mögliches Impfzentrum gemeldet.
Anfang kommender Woche beginnt die Umrüstung
Laut Andreas Rehberg, Leiter des Fachdienstes Sicherheit und Gefahrenabwehr bei der Kreisverwaltung, soll bereits Anfang der kommenden Woche damit begonnen werden, die Liegenschaften in Impfzentren umzurüsten. „Dabei wird der Kreis von Angehörigen der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerks unterstützt“, so Rehberg.
Neben einer Anmeldung werden Beratungs- und Impfräume, Wartebereiche und spezielle Beobachtungsräume eingerichtet. Anders als bei anderen Impfungen sind Corona-Geimpfte gehalten, die Zentren nicht sofort wieder zu verlassen. Vielmehr sollen die Ärzte nach dem Spritzen kontrollieren, ob sich innerhalb der folgenden 15 bis 30 Minuten problematische Nebenwirkungen zeigen.
Impfdosen werden rund um die Uhr bewacht
Bis zu 350 Personen sollen täglich in jedem Impfzentrum geimpft werden. Die Impfung ist freiwillig. Vorrang haben Risikogruppen sowie pflegerisches und medizinisches Personal. Laut Gesundheitsminister Heiner Garg hat das Land frühzeitig ausreichend Spritzen, Kanülen und Kühlaggregate für das empfindliche Serum der Hersteller Biontech/Pfizer geordert. Zudem rechnet das Land in einer ersten Tranche mit rund 600.000 Impfdosen, von denen wohl 60.000 auf den Kreis Stormarn entfallen. Davon sollen etwa zwei Drittel über die Impfzentren verabreicht werden, die anderen über die Hausärzte.
„Bis Mitte Dezember, also noch vor den Feiertagen, sollen die Impfzentren stehen“, sagt Andreas Rehberg. Damit mit den Impfungen sofort begonnen werden könne, sobald der Impfstoff eintreffe. Weil das Serum extrem teuer und gefragt sei, wird der zentrale Lagerort des Landes geheim gehalten. Zudem sollen auch die Impfzentren in den Kreisen rund um die Uhr bewacht werden. Der Kreis muss zwar finanziell in Vorleistung gehen. Letztlich wollen sich aber der Bund und die Länder alle Kosten hälftig teilen.