Reinbek. Rund 50 Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Neubau in Reinbek. Was dem Geschäftsführer wichtig ist.
Das Unternehmen Hertz Flavors, Hersteller von Aromen in der Tabakindustrie, ist während der vergangenen Jahre stetig gewachsen. Ein Grund dafür seien sowohl die starke Ausrichtung auf neuartige, sogenannte Reduced-Risk Products – also Nikotin-Erzeugnisse mit verringertem Gesundheitsrisiko – als auch die verstärkte internationale Zusammenarbeit mit Großkunden, erklärt Geschäftsführer Philipp Hertz.
Der 36-Jährige, der in Reinbek aufgewachsen ist, hat mit der Firma noch viel vor: Mit heute mehr als 140 Mitarbeitern am Standort Reinbek und international fast 200 Mitarbeitenden in der Gruppe, platzt das Unternehmen quasi aus allen Nähten.
Wirtschaftsstandort Reinbek: Neubau auf einer Grundfläche von 4380 Quadratmetern
Auf dem beschaulichen Firmengelände an der Scholtzstraße arbeiten die Beschäftigten teilweise in Containern, ein Produktionsstandort ist an der Borsigstraße untergebracht, der Waren-Eingang und -Ausgang in Glinde. Deshalb errichtet das Unternehmen auf einem 29.265 Quadratmeter großem Grundstück zwischen Röntgen- und Carl-Zeiss-Straße und auf einer Grundfläche von 4380 Quadratmetern jetzt einen Neubau.
Das Bauprojekt sei für sein Unternehmen ein wichtiger Schritt in die Zukunft, sagt Philipp Hertz: „Der neue Standort am Ende der Röntgenstraße dient als Basis für unser weiteres Wachstum auch in neuen Geschäftsbereichen. Mittelfristig schafft er die Voraussetzung für bis zu 100 weitere hoch qualifizierte Arbeitsplätze in Reinbek.“ Bereits in der Planungsphase sei das Projekt wesentlich erweitert worden.
„Wir machen einen Riesenschritt Richtung Automatisierung“
Seit August 2021 sind zwei Flügel im Bau, ein Verwaltungs- und Entwicklungszentrum sowie ein Produktionsgebäude samt Lager. Hertz Flavors investiert mehr als 50 Millionen Euro in den neuen Standort. Denn dort entsteht eine der modernsten Aromen-Fabriken unter Reinraumbedingungen. Das Unternehmen setzt dabei technisch, energetisch und auch qualitativ auf hohe Standards. „Denn wir wollen zum einen die Grundlage für unsere Qualitäts-, Produktions- und Automatisierungsstrategie legen und gleichzeitig ein attraktives, modernes Arbeitsumfeld bieten“, erklärt Hertz.
Die Gebäude sind mit 16 (Verwaltung und Entwicklung) sowie 19 Metern (Produktion und Lager) höher als ihre Vorläufer an der Scholtzstraße, die heute historischen Gebäude dort vom technischen Stand her nicht mit dem neuen Standort zu vergleichen. „Wir machen einen Riesenschritt Richtung Automatisierung“, erklärt Hertz im Konferenzraum, der im einstigen Wohnhaus seiner Großeltern liegt. „Für unser Team wird die Arbeit so wesentlich angenehmer.“ Die Prozess-Anlagen der Aromen-Industrie bräuchten technisch eine bestimmte Höhe, die Gebäudehöhe habe man durch die Nutzung des Untergeschosses für die Leitungen bereits reduziert.
Allein das innovative Abluftreinigungssystem kostet mehrere Hunderttausend Euro
„Ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn sowie zur Region ist uns wichtig“, betont Philipp Hertz. „Daher haben wir einen hohen Anspruch an die Ästhetik: Wir haben hochwertige, hellgraue Fassadenpaneele aus Aluminium mit schwarzen Akzenten ausgesucht und wollen durch die Begrünung des Areals eine Fabrik im Grünen errichten. Neben einem energieeffizienten Gebäude nutzen wir weitere High-Tech-Anlagen, um auch beim Thema Emissionen weit unter gesetzlichen Standards zu liegen.“ Allein das innovative Abluftreinigungssystem koste mehrere Hunderttausend Euro.
Vor das viergeschossige Verwaltungszentrum wird eine Glasfassade gehängt. Um den Mitarbeitenden das „Arbeiten 4.0“ unter besten Bedingungen zu ermöglichen, sind darin viele Teamwork-Flächen, aber auch Treffpunkte wie eine gemeinsame Cafeteria, ein eigenes Fitnessstudio und Entspannungsräume im Lounge-Stil geplant. Ich möchte, dass meine Leute gern zur Arbeit kommen“, sagt der Chef. „ Die Ausstattung ist mir daher wichtiger, als die eigene Wohnung einzurichten.“ Um die beste Akustikdecke für die offenen Büros zu wählen, besichtigte er mit den Planern die Bibliothek der Stadtteilschule Bergedorf.
Auf dem Dach wird eine Fotovoltaik-Anlage errichtet
Für den neuen Komplex setzt das Unternehmen auf Energieeffizienz. So wird auf dem Dach auch eine Fotovoltaik-Anlage errichtet, aus der bis zu sechs Elektroladesäulen gespeist werden – sowohl für den Firmenfuhrpark als auch für Mitarbeiterfahrzeuge. Sie erreichen ihre Arbeitsplätze über die Röntgenstraße, Transporte laufen über die Carl-Zeiss-Straße, um die Verkehrsströme zu entzerren.
Ziel ist, den Neubau im Sommer 2024 zu beziehen – auch wenn die Preise steigen und es Verzögerungen bei der Zulieferung gibt. „Durch ein gutes internes und externes Planungsteam haben wir das weitgehend im Griff“, sagt der Unternehmer. „Unsere Tanks für die Lösungsmittel etwa lagen wegen des Lockdowns in Shanghai über Monate fest. Wir werden sie jetzt später als geplant durch Aussparungen von oben einlassen.“
Der geplante Ablauf sei leicht verzögert, aber im Rahmen. „Wir müssen aus den Gegebenheiten das Beste machen und vertrauen auf die Zusammenarbeit mit unseren Planern und Zulieferern“, sagt er zuversichtlich. „Einfach wird das nicht, aber wir meistern auch diese Herausforderung.“