Reinbek. Der Neubau eines Gerätehauses für die Feuerwehr Ohe ist überfällig. 2024 könnte die neue Wache gebaut werden. Das sind die Pläne.
Nicht jeder Feuerwehrführer hat das Glück, in seiner Amtszeit ein neues Gerätehaus planen zu können. Oliver Selke, Reinbeks Gemeindewehrführer und Chef der Oher Wehr, plant bereits sein zweites. Beim Richtfest des ersten in Alt-Reinbek war Selke jüngst dabei. „Ihr könnt stolz darauf sein, was hier am Mühlenredder entsteht“, gratulierte er den Kollegen.
Jetzt treibt er das zweite voran – den Neubau der Oher Wache. Der ist längst überfällig, denn der bisherige Backsteinbau am Hoibeken ist zwar sehr gemütlich und hat Charme, aber entspricht schon lange nicht mehr den Bestimmungen der Feuerwehrunfallkasse. Die Gebäude aus dem Jahr 1894 samt Anbau aus 1985 sind viel zu klein, zu eng, zu dunkel, zu schlecht isoliert und belüftet und zu unsicher. „Durch die Enge auf dem Hof kreuzen sich die Wege der ein- und ausrückenden Kräfte. Das birgt eine hohe Unfallgefahr, gerade wenn es schnell gehen muss“, sagt Selke.
Feuerwehr Ohe will grüne Sichtachse zu Wohnhäusern
Diese Probleme sind in der Politik bekannt. Es besteht darüber Konsens, dass schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden muss. Noch in diesem Sommer sollen Fachplaner nun ermitteln, wie hoch der Raumbedarf für sieben Fahrzeuge samt Umkleiden, Sanitäreinrichtungen ist. Der fließt dann im nächsten Schritt in einen Architektenentwurf ein. „Wenn alles nach Plan läuft, kann 2024 mit der Umsetzung begonnen werden“, hofft der Wehrführer auf eine schnellere Umsetzung als in Alt-Reinbek, wo sich die Planungen ein Jahrzehnt hinzogen.
Das nachhaltige Holzgebäude am Mühlenredder findet Selke zwar gelungen, ist sich aber nicht sicher, ob es auch zum Ortsbild von Ohe passen würde. Wie das Gerätehaus am Ende aussieht, wird der Planungsprozess der kommenden Monate zeigen. Eines aber ist jetzt schon sicher: „Unser Gerätehaus wird ebenerdig. Das spart Kosten, und den dafür nötigen Platz haben wir“, sagt der 44-Jährige und zeigt auf das Feld neben der Straße Am Sportplatz.
Wo noch Salat wächst, entsteht die neue Wache
Derzeit wachsen hier auf der fünf Hektar großen Fläche noch junge Salatpflanzen. Das wird sich bald ändern, dann werden bis zu sieben Einsatzfahrzeuge vom Hof fahren oder die Kameraden den Löschangriff üben.
Die Ortswehr setzt auf gute Nachbarschaft zu den Bewohnern der angrenzenden Siedlung Sonstkoppel. Die Idee ist, möglichst viel Abstand zu den Häusern zu lassen und eine grüne Sichtachse aufs Feld beizubehalten. Das Martinshorn könnte beim Ausrücken nur bei Bedarf eingeschaltet werden, und alles, was Lärm verursacht – wie Übungsplatz und Terrasse samt Grillplatz –, wird wohl auf die andere Gebäudeseite fern der Siedlung verlegt.
Auf der Koppel entsteht kein neues Wohngebiet
Die Koppel gehört der Stadt und soll nur zum kleinen Teil, etwa 5000 Quadratmeter, bebaut werden. „Der Rest bleibt frei. Ein neues Wohngebiet wird es nicht geben“, beruhigt Selke besorgte Oher. Wohnraum sei zwar auch in Ohe knapp und für Nachwuchsfeuerwehrleute immer weniger erschwinglich. Doch im Gegensatz zu umliegenden Gemeinden hat die Oher Wehr noch kein Nachwuchsproblem. „Im Gegenteil, noch halten wir uns bei der Mitgliederwerbung zurück. Im alten Gebäude ist kein Platz für neue Spinte“, sagt er.
Das wird im neuen Gerätehaus Geschichte sein, dann wird ein neues, modernes Kapitel aufgeschlagen. Und die Geschichte ist lang. Die Wehr ist mit 137 Jahren eine der ältesten in Stormarn und die älteste der drei Reinbeker Ortswehren.
Auch eine Sauna soll es wieder geben
Wie alles begann, ist im wehreigenen Oher Museum ausgestellt, das auf Wunsch der Kameraden mit umziehen soll. Ein zweiter großer Wunsch: eine eigene Sauna. „Klingt etwas abgehoben“, sagt Selke. Aber tatsächlich hat die Wehr jetzt schon eine – eine original finnische Blockhaussauna, ein Geschenk der Partnerwehr zum 100. Geburtstag.
Und die nutzen die 65 Kameraden – darunter 14 Frauen und 51 Männer – regelmäßig und sehr gern. Die Energiekosten tragen sie mit und würden sich auch an den Anschaffungskosten für eine neue Sauna beteiligen. „Wenn meine Männer und Frauen schon rund um die Uhr zu Einsätzen ausrücken, sollte die Wehr ihnen auch etwas mehr bieten als nur ein Dankeschön“, begründet Selke den Saunawunsch.
Notstromaggregat und Schutzräume sind mit im Plan
Allein in diesem Jahr wurden die Helfer bislang zu 137 Notfällen gerufen. Darunter waren allein 40 Einsätze im Februar, um Sturmschäden zu beseitigen. „Diese Unwetterereignisse treten immer häufiger auf. In dieser Woche steigt mit der Hitze die Brandgefahr in den Oher Tannen und bei der Ernte weiter“, sagt Selke.
Aber nicht nur diese Gefahr hat der Wehrführer im Blick. Auch auf das Szenario eines länger anhaltenden Stromausfalls, einen sogenannten Blackout, bei dem im schlimmsten Fall die gesamte Infrastruktur zusammenbrechen würde, will die Wehr in Zukunft vorbereitet sein. „Der Neubau sollte mit einem Notstromaggregat ausgestattet sein, damit wir einsatzbereit bleiben.“ Schutzräume für Bedürftige wie Senioren oder Mütter mit Babys sollten geschaffen werden, die beheizt oder gekühlt werden können.
Trinkwasserbrunnen angedacht
„Während der länger als geplant andauernden Bombenentschärfung in Glinde, bei der auch Teile von Neuschönningstedt evakuiert wurden, fiel auf, dass wir keine Feldbetten haben, auf denen sich Evakuierte mal ausruhen können“, so der Wehrführer.
Sinn würde laut Selke auch ein Brunnen machen, über den im Fall eines Blackouts die Trinkwasserversorgung sicher gestellt werden kann. Bisher gibt es davon in ganz Reinbek nur zwei – in Alt-Reinbek. „Das wäre bei einem Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung viel zu wenig“, ist der Wehrführer überzeugt.