Reinbek. Fehlender Wohnraum ist derzeit das größte Problem. Reinbek prüft Nutzung der Campusschule und will auch eine Turnhalle belegen.
Der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine reißt nicht ab. In Reinbek haben sich am Mittwoch Politiker und Aktive der Flüchtlingshilfe getroffen, um zu beraten, wie am effektivsten geholfen werden kann. Eingeladen hatten der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat und Thomas Losse-Müller, SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl. Gastgeberin war Gabriela Will, Werkstattleiterin im Förderzentrum „tatwerk reinbek“. Mit dabei: Mischa Helfmann, Flüchtlingsbeauftragter im Kirchenkreis Hamburg-Ost, E-Werk-Geschäftsführer Thomas Kanitz, Schwester Luise, Flüchtlingsbeauftragte des Krankenhauses St.-Adolf-Stift und Monika Schmidt, Direktorin im Kursana Oststeinbek, mit ihrer Mitarbeiterin Natalyia Schabalin.
„Die aktuelle Situation erinnert zwar in Vielem an die große Flüchtlingswelle 2015 aus Syrien, gestaltet sich aber doch anders“, erklärte Thomas Losse-Müller. Niemand könne sagen, wie viele Flüchtlinge kommen und wie lange sie bleiben. Deutlich mehr als eine Million, vielleicht sogar drei Millionen Menschen könnten es sein.
Warmer ist stolz auf Reinbek, wie Flüchtlingen aus der Ukraine geholfen wird
„Wir sind gerade nur am Rennen“, berichtete Bürgermeister Björn Warmer. Alles werde gleichzeitig geprüft. Eines der größten Probleme ist fehlender Wohnraum. Am Dienstag hatte die Stadt noch acht freie Plätze für Geflüchtete, am Mittwoch keinen mehr. Allerdings stehen noch 40 private Betten auf der Liste der Stadt. Von den aktuell 75 Flüchtlingen in Reinbek sind fast alle privat untergebracht. „Das kann nur eine vorläufige Lösung sein“, sagte Warmer und betonte: „Ich bin sehr stolz auf meine Stadt und die vielen Helfer.“
Allerdings werde erneut deutlich, wie groß die Versäumnisse im öffentlichen Wohnungsbau seien. „Uns fällt das jetzt auf die Füße“, sagte der Bürgermeister. Eine Idee sei es, die Campusschule zur Unterbringung zu nutzen. Das werde aktuell geprüft, könne aber noch einige Wochen dauern, so Warmer. Klar sei auch, dass eine der Turnhallen in Anspruch genommen werden müsse. Welche es werde, stehe noch nicht fest.
Im Krankenhaus ist das Interesse an Fachkräften aus der Ukraine groß
„Im Adolf-Stift stehen die Ärzte bereit, sie wollen wieder unterstützen“, sagte Schwester Luise. Im Krankenhaus wurde ein Arbeitskreis für die Flüchtlingshilfe gegründet. Das Interesse, gut ausgebildete Fachkräfte aus der Ukraine zu beschäftigen, sei groß.
„Die Frauen wollen so schnell wie möglich arbeiten“, erklärte Natalya Schabalin, Mitarbeiterin im Kursana in Oststeinbek und selbst gebürtige Ukrainerin. Sie bietet sich als Dolmetscherin an und hat privat in ihrer Dreizimmerwohnung bereits neun Flüchtlinge aufgenommen. Schabalin kennt Bürger, die zwar keinen Platz in ihrer Wohnung hätten, aber auf ihrem Grundstück einen Wohncontainer aufstellen lassen würden. Grundsätzlich eine Idee, über die man nachdenken könne, so Warmer.
Kommunikation und Netzwerke sind wichtig – jeder kann helfen
Weitere Wohnraumangebote kamen aus der Runde: „Hier im Gebäude steht die komplett sanierte obere Etage mit 1200 Quadratmetern Fläche leer“, sagte Gabriela Will. Der Bürgermeister will diesen Hinweis in der Verwaltung weitergeben. In Schönningstedt soll zudem ein Gemeindehaus leer stehen. Als Vermittler für Wohnraum steht auch der Kirchenkreis Hamburg-Ost zur Verfügung. Hier laufen die Fäden beim Flüchtlingsbeauftragten Mischa Helfmann zusammen.
Im Laufe der Gesprächsrunde wurde deutlich, wie wichtig Kommunikation und Netzwerke sind: Jeder kann einen Baustein beitragen, Ideen einbringen und vielleicht Lösungen finden. Für Bürger, die helfen möchten, gibt es die E-Mail-Adresse ukraine@reinbek.de. Hier nehmen zwei Mitarbeiter alles auf und leiten Informationen weiter.