Reinbek. Auf dem Holzvogtland sollen Wohnungen entstehen. Zeitpunkt ist noch unklar. Forum 21 will 200 Einheiten im ersten Schritt.

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche ist acht Hektar groß und war in der Vergangenheit mehrfach Gegenstand politischer Diskussionen. Nun rückt das Holzvogtland im Reinbeker Stadtteil Schönningstedt zwischen Sachsenwaldstraße, Schönningstedter Straße und Schützenstraße wieder in den Fokus. Heinrich Dierking, Fraktionschef der Wählergemeinschaft Forum 21, möchte hier bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dafür zeichnet sich auch eine politische Mehrheit ab, weil CDU und SPD genauso denken. Nur wann das Vorhaben angegangen wird, darüber herrscht keine Einigkeit.

Neuer Wohnraum wird dringend gebraucht

Dierking drückt aufs Tempo und hat für die Stadtverordnetenversammlung am kommenden Donnerstag um 19.30 Uhr in der Begegnungsstätte Neuschönningstedt (Querweg 13) einen Antrag eingebracht, der das Ziel verfolgt, die Entwicklung in diesem Bereich jetzt voranzutreiben. Er sagt: „Ich wünsche mir, dass hier 2017 etwas steht. Wir benötigen für Flüchtlinge und Einheimische dringend zusätzliche Wohngebiete mit Geschossbauweise.“ Mit ihrer Bauleitplanung in den vergangenen Jahren hätte die Stadt Senioren, junge Familien und Alleinstehende vergrätzt. „Weil wir keine Mietwohnungen im erschwinglichen Preissegment zur Verfügung gestellt haben.“

Der Forum-21-Politiker strebt beim Holzvogtland einen Workshop an, zu dem neben den Bürgern unter anderem auch Grundeigentümer, Investoren, der Seniorenbeirat und die Stadtjugendvertretung geladen werden. Auf dem Areal kann sich Dierking in einem ersten Schritt einen Wohnmix aus 200 Einheiten vorstellen.

Bürgermeister strebt Stadtentwicklungskonzept an

Sven Noetzel, Bauamtsleiter in Reinbek
Sven Noetzel, Bauamtsleiter in Reinbek © René Soukup | René Soukup

Als Vorbild nennt er das Gebiet Schröders Koppel in Neuschönning­stedt am Oher Weg. Dort entstehen demnächst auf einer vier Hektar großen Fläche 210 Einheiten, 30 davon sind öffentlich gefördert. Die Zahl impliziert auch Reihen- und Doppelhäuser sowie Eigentumswohnungen in sogenannten Stadtvillen. Die Gebäude sind mit einem Fahrstuhl versehen und barrierefrei. Im Innenbereich des Quartiers, der großzügig gestaltet ist, gibt es viel Grün. Zudem sind die günstigen Wohnungen über das Areal verteilt. „Deren Anteil muss auf dem Holzvogtland größer sein“, sagt Dierking. Laut Sven Noetzel, Reinbeker Amtsleiter für Stadtentwicklung und Umwelt, ist das Gebiet für Wohnbebauung gut geeignet. Er sagt: „Man darf es aber nur im Kontext der Gesamtentwicklung Reinbeks sehen. Auch ist eine niedrigschwellige Bürgerbeteiligung unerlässlich.“

Verwaltungschef Björn Warmer will die Politik für ein integriertes Stadtentwicklungskonzept gewinnen und das Holzvogtland darin einbetten. Noetzel: „Das wäre der große Wurf.“ Noch in diesem Jahr will die Verwaltung eine entsprechende Vorlage liefern. Noetzel: „Wenn wir jetzt anfangen, können Mitte 2016 erste Ergebnisse vorliegen.“ Derzeit prüft die Verwaltung im Auftrag der Politik die Wohnflächenentwicklung – eine Light-Variante des Stadtentwicklungskonzepts, weil hier die Infrastruktur mit Kitas, Schulen und auch Sportvereinen nicht berücksichtigt wird.

Dierking möchte auf dem Holzvogtland ohne Stadtentwicklungskonzept aktiv werden: „Da verlieren wir zu viel Zeit.“ Nicht so eilig haben es Christ- und Sozialdemokraten. „Wir sind auch dafür, dass hier gebaut wird“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Helmut Enk. Und gewiss werde das auch der Fall sein. Für ihn sei das aber keine kurzfristige Angelegenheit. Enk: „Wir sollten die Prüfung der Wohnflächenentwicklung abwarten.“ An diesem Wochenende geht die CDU in Klausur und bespricht das Thema.

Die SPD halte ein Stadtentwicklungskonzept für sinnvoll, sagt deren baupolitischer Sprecher Baldur Schneider. „In dessen Rahmen muss auch das Holzvogtland überplant werden, aber isoliert wollen wir das Gebiet nicht betrachten.“ Er sehe das Projekt eher mittelfristig realisierbar, aber nicht innerhalb von zwei Jahren. Schneider: „Es sei denn, die Situation erfordert es.“

Schon 1999 sollten nach dem Willen der Politik auf dem Areal Wohnungen entstehen. Es gab einen städtebaulichen Wettbewerb, doch vielen Reinbekern war das Projekt ein Dorn im Auge. Bei einem Bürgerentscheid votierten 69,5 Prozent gegen die Bebauung. Im September vergangenen Jahres präsentierte Dierking denselben Antrag wie jetzt im Hauptausschuss, zog ihn dann aber zurück. Vor einem Monat befasste sich das Gremium erneut damit und lehnte mehrheitlich ab.

Wohnungsunternehmen Semmelhaack steht als Partner bereit

Reinbeks Politiker hatten bereits 2013 Gespräche mit dem Wohnungsunternehmen Semmelhaack und Maximilian Graf von Bismarck, dem ein Großteil der Fläche gehört, geführt. Die sind immer noch an einer Zusammenarbeit interessiert. Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung bei Semmelhaack: „Sollte die Stadt an uns herantreten, würden wir mit dem Haus Bismarck kurzfristig eine Vereinbarung hinbekommen.“ Nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn soll das Wohnungsunternehmen fertige Konzepte für das Holzvogtland in der Schublade haben. Dierking: „Die Fläche ist im Reinbeker Stadtleitbild bereits festgelegt und im Landschaftsplan vorgeprüft worden.“