Ahrensburg. Die Bushaltestelle Gustav-Delle-Straße war eigentlich gestrichen worden. Doch nun rudert die Stadt zurück – wegen mehrerer Beschwerden.
Was für ein Hin und Her: Ungefähr so beschreibt Heidrun Pfestorf die Änderungen im Ahrensburger Nahverkehr. Die 79-Jährige fuhr eigentlich immer gerne mit dem Bus in die Innenstadt, zum Markt, zur U- und S-Bahnstation, um von dort weiter nach Hamburg zu fahren. Doch seit dem Fahrplanwechsel zum 12. Dezember ist die Sache für sie ein kleines bisschen komplizierter.
Denn die Ahrensburgerin nutzt die Bushaltestelle Gustav-Delle-Straße. Genau die wollte die Stadt Ahrensburg eigentlich nicht mehr anfahren. In dieser Sache sind die Verantwortlichen jedoch mittlerweile zurückgerudert. Weil es Beschwerden vor allem von Anwohnern der Siedlungen Steinkamp und Am Hagen gegeben habe, wird die Linie 269 künftig eine Schleife über Otto-Schumann-Straße/Steinkamp/Gustav-Delle-Straße fahren. Ahrensburgs Stadtverordnete haben das nach einem Antrag der SPD beschlossen. Auch die Haltestellen Rathausplatz und Grauer Esel sollen wieder bedient werden. „Das ist erfreulich“, findet Heidrun Pfestorf, die sonst einen weiteren Weg zur nächsten Bushaltestelle hätte zurücklegen müssen.
Ioki-Shuttles sollen Nahverkehr ergänzen
Der Schuh drückt aber noch an anderer Stelle. Denn die Stadt Ahrensburg ändert den Busverkehr auch zugunsten des On-Demand-Shuttle-Services „Ioki“. Die mit Strom betriebenen Shuttles sollen eine klimaschonende Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs sein. Im aktuellen Beschluss heißt es, dass die Stadtbusversorgung auf der Linie 269 Süd zum Fahrplanwechsel im April 2022 grundlegend verbessert werden soll. Insbesondere der Anschluss der Siedlung Am Hagen und die Sicherstellung der Schülerbeförderung seien dabei zu berücksichtigen. Bis April 2022 sollen dafür neue Übergangslösungen zum Beispiel mit Ioki-Shuttles gefunden werden.
Genau das ist für Heidrun Pfestorf aber ein Problem. Denn: Die Shuttles müssen über eine App gebucht werden. „Ich habe aber kein Smartphone“, beklagt die 79-Jährige. Selbst wenn sie das Taxi telefonisch bestellen könnte, bleibt das Problem, dass sie nicht, wie in der App, ein Ticket für eine Weiterfahrt nach Hamburg kaufen könne. „Das muss ich dann an der S- oder U-Bahnstation noch extra machen.“ Ihre Vermutung: „Das kann ja nur teurer werden.“
Es gebe sehr wohl Bürger, die die Busse nutzen
Finn Blunck, bei der Stadt Ahrensburg zuständig für On-Demand-Verkehre, räumt ein, dass sich alles noch einspielen muss. Er hält aber an der Entscheidung für den Shuttle-Service fest – und zwar unter anderem aus folgendem Grund: „Wir haben gemerkt, dass in den Siedlungen Steinkamp und Am Hagen kaum eine Nachfrage nach Bussen besteht.“ Stimmt nicht, sagt Heidrun Pfestorf: „Natürlich sind die Busse zu Corona-Zeiten nicht voll ausgelastet.“ Es gebe aber sehr wohl einige Bürger, die die Busse nutzen.
Selbst wenn die Haltestellen nun doch wieder von Bussen angefahren werden, bleiben mindestens für die Übergangszeit für Heidrun Pfestorf einige Fragen zur Nutzung der Ioki-Shuttles offen – etwa darüber, wie es mit den Kosten aussieht.
Stadt will individuelle Lösungen finden
Die höheren Kosten können Bürger sich von der Stadt Ahrensburg erstatten lassen, sagt Blunck. Wer kein Smartphone hat, kann eine Telefonnummer anrufen, die zum Peter-Rantzau-Haus führt. „Wir schätzen an dem Haus, das es sich stark macht für Senioren und Menschen mit Handicap.“ Laut Heidrun Pfestorf funktioniere das Ganze aber noch nicht komplett reibungslos.
Übrigens: Wer den Service nutzen möchte, dem empfiehlt Blunck, mehrere Stunden im Voraus zu buchen. „Die Shuttles sind mittlerweile ganz gut ausgelastet. Je früher man bucht, desto größer ist die Chance, dass man die perfekte Verbindung zur perfekten Zeit bekommt.“ Für entstehende Probleme bittet Blunck um Verständnis. „Die Ioki-Shuttles sind ein Pilotprojekt, wir sind noch nicht bei 100 Prozent. Wir wissen, dass es noch Potenzial für Verbesserung gibt.“ Man sei bemüht, auch individuelle Lösungen zu finden: „Es ist nichts in Stein gemeißelt.“