Reinbek. Ehrenamtliche Retter sind jetzt impfberechtigt und organisieren sich ihren eigenen Impfstützpunkt. Arztpraxen werden so entlastet.
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren können jetzt im Gerätehaus der Reinbeker Retter an der Klosterbergenstraße gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Wehr hat dafür eigens einen Impfstützpunkt eingerichtet – passend zur Einordnung der Feuerwehrleute in die Priorisierungsgruppe 3, die seit Montag impfberechtigt ist.
Jeden Dienstagabend sollen nun etwa 75 bis 80 Feuerwehrleute immunisiert werden. Am Montag waren bereits 500 Feuerwehrleute für die erste Impfung angemeldet. Angesprochen sind alle Feuerwehren der Umgebung.
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr werden jetzt in Reinbek geimpft
Mittlerweile sind 30,6 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner Schleswig-Holsteins geimpft. Allein in den Stormarner Impfzentren wurden im April 33.278 Dosen verabreicht. Seitdem Anfang April auch die Hausärzte die Vakzine verimpfen, hat die Immunisierung an Fahrt aufgenommen. Jetzt sollen die Feuerwehrleute hinzukommen.
„Als Freiwillige Feuerwehrleute kämpfen wir im Einsatz an vorderster Front“, erklärt der Reinbeker Ortswehrführer Hans-Jörg Haase, der den neuen Impfstützpunkt initiiert hat. „Wir wissen nie, ob ein Unfallopfer oder auch jemand hinter einer verschlossenen Tür, die wir öffnen müssen, mit Corona infiziert ist.“ Daher sei es richtig, dass die Feuerwehrleute nun in die Priorisierungsstufe 3 eingeordnet seien. „Aber es kann nicht sein, dass jetzt die Feuerwehrleute die Arztpraxen fluten. Daher ist es sinnvoll, dass wir den Feuerwehrkameraden gesammelt Termine anbieten, um die Hausärzte nicht überlasten.“
Wehrführer ist vom Fach – Impfdaten werden dokumentiert
Haase kommt selbst aus den Gesundheitswissenschaften und bietet als Unternehmer mit seiner MDI GmbH Medizinern Praxismanagement, patientenzentrierte Dokumentation sowie onkologisches Therapiemanagement an.
Daher kann die Freiwillige Feuerwehr nun auch mit einem kassenärztlich zugelassenen Programm bei der Impfung arbeiten – kostenlos. Dies ist Voraussetzung dafür, dass die kooperierenden Ärzte die Impfdaten in das System eingeben können, damit alles dokumentiert wird und kontrollierbar bleibt.
„Wir nehmen keinem Patienten einen Termin oder gar den Impfstoff weg“
Vier Ärzte und zwei Apotheken aus Reinbek und Umgebung sind mit im Boot. „Wir nehmen keinem Patienten einen Termin oder gar den Impfstoff weg“, betont Reinbeks Feuerwehrchef. Sinn und Zweck dieser Variante sei es, den Mitgliedern der Feuerwehren eine Möglichkeit zu geben, in kurzer Zeit die beiden Impfungen innerhalb der vorgesehenen Frist erhalten zu können.
Dadurch würden die ohnehin schon stark beanspruchten hausärztlichen Praxen nicht in der regulären Sprechstunde belastet und das Gesundheitssystem nicht zusätzlich beeinträchtigt.
Räume im Gerätehaus sind seit Montag perfekt vorbereitet
Ein kleiner organisatorischer Stab der Wehr unterstützt das Praxisteam und den Arzt bei den administrativen Aufgaben. Ausgebildete medizinische Fachkräfte, die gleichzeitig Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sind, beispielsweise Krankenpfleger und -pflegerinnen oder Rettungsassistenten und -sanitäter, begleiten den Prozess.
Die Räume der Ortswehr Reinbek im ersten Stock waren am Montag bereits perfekt vorbereitet. Die ersten Termine sind koordiniert, aber umliegende Feuerwehren können sich noch anmelden. Parkplätze gibt es auch, wo, wird den Kameraden bei der Anmeldung mitgeteilt. Das Impfangebot gilt nur für Feuerwehrangehörige der Einsatz- und Reserveabteilungen und ist als Dienstfahrt bei der für Feuerwehren zuständigen HFUK versichert.
Landesfeuerwehrband warb zuvor erfolglos um eine frühere Impfung
Im Vorfeld hatte sich der Landesfeuerwehrband darum bemüht, den Feuerwehrleuten wie auch den Sanitätern und Polizisten schon im ersten Quartal eine Impfung zu ermöglichen. Doch ohne Erfolg, der Impfstoff war zu knapp, viele Mitglieder der Freiwilligen Wehren waren enttäuscht.
„Auch wir sind den wechselnden Mengen an vorhandenem Impfstoff unterworfen“, sagt Hans-Jörg Haase. „Das Ganze ist wahnsinnig komplex.“ Wann es wie viel von welchem Impfstoff gebe, werde immer nur kurzfristig bekannt gegeben.