Bad Oldesloe. Bis zum Jahr 2035 muss der Kreis rund 97 Hektar an neuen Entwicklungsflächen sichern und erschließen.
Stormarn verzeichnete in den vergangenen Jahren eine äußerst dynamische Entwicklung der Bevölkerungs- und Beschäftigungszahlen. Das hat sich nicht zuletzt in einer wachsenden Finanzkraft niedergeschlagen, die dem Kreis landesweit einen Spitzenplatz eingetragen hat. Aktuellen Prognosen zufolge wird es zwischen Reinfeld und Reinbek rund um die Entwicklungsachse A 1 bis 2030 einen Zuwachs von 12.000 Beschäftigten geben.
Kommunen haben 15 Areale gemeldet
„Damit steigt zugleich der Bedarf an Gewerbeflächen“, sagt Karsten Schwormstede vom Hamburger Büro Architektur + Stadtplanung, das im Auftrag der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) ein neues Standortkonzept erstellt hat. Danach müsste der Kreis bis 2035 insgesamt 211 Hektar ausweisen. Davon stünden bislang allerdings nur 114,5 Hektar zur Verfügung. „Demnach müssen weitere rund 96,5 Hektar planerisch gesichert und erschlossen werden“, so Schwormstede.
Das ist offenbar möglich, wie die gutachterliche Untersuchung des Planungsbüros ergeben hat. „Dabei haben die Kommunen mögliche Potenzialflächen benannt, die dann anhand ihrer Verkehrsanbindung, Umweltaspekten und der Siedlungsstruktur hinsichtlich ihrer Eignung und zeitlichen Restriktionen bewertet worden sind“, erklärt Schwormstede.
Das Flächenpotenzial beläuft sich auf 263,5 Hektar
Das Ergebnis war durchaus überraschend. Denn rechnet man alle 15 gemeldeten Areale im Kreisgebiet zusammen, ergibt sich ein Flächenpotenzial von insgesamt 263,5 Hektar. Von denen 72,5 Hektar mit höchster Priorität entwickelt werden müssten. Dazu zählen sechs der sieben Entwicklungsflächen, die ohnehin als „sehr gut“ geeignet in die Kategorie A eingestuft worden sind.
Mit 17,5 Hektar das größte zeitnah zu entwickelnde Flächenpotenzial haben die Gutachter in Barsbüttel, östlich der A 1 und nördlich des Ortsteils Willinghusen ausgemacht. Mit 14 Hektar kaum minder viel Fläche ist unweit des Mittelzentrums Ahrensburg lokalisiert worden, konkret westlich der A 1 und nördlich der Kreisstraße 106.
Areal zwischen Hammoor und Lasbek am besten bewertet
Weitere Gewerbeflächen mit Priorität 1 werden zudem im Mittelzentrum Reinbek, nördlich der K 26 und östlich des Senefelder Rings (9 Hektar), im Unterzentrum Trittau, östlich der B 404 (6,5 Hektar) und in der Gemeinde Oststeinbek, östlich des bestehenden Gewerbegebiets und westlich der Golfanlage (4,5 Hektar) entstehen.
Die höchste planerische Bewertung erhielt hingegen ein Areal zwischen Hammoor und Lasbek östlich und westlich der A 1 sowie nördlich der A 21 und der B 404. Hier stehen zeitnah allerdings nur fünf Hektar zur Verfügung, perspektivisch aber insgesamt 32. Und damit so viel, wie ansonsten nur noch in der Gemeinde Mönkhagen ganz im Norden des Kreises, und zwar östlich der A 20 und nördlich der Landesstraße 332.
Drei überregional bedeutsame Standorte lokalisiert
„Beide Flächen bilden wegen ihrer Lage an Landesentwicklungsachsen zwei von drei überregional bedeutsamen Standorten“, erläutert Schwormstede. Als dritter wurde ein Areal bei Witzhave, südlich der A 24 lokalisiert, das auf 25,5 Hektar interkommunal mit dem Mittelzentrum Reinbek entwickelt werden soll.
Was die Wirtschaftsentwickler optimistisch in die Zukunft blicken lässt, stieß bei einigen Kreistagsfraktionen einmal mehr auf unverhohlene Skepsis. Insbesondere die Grünen vermissen die Beachtung von Umweltaspekten und sozialen Wechselwirkungen. „Mit dem Zuwachs von Arbeitsplätzen wächst doch auch der Siedlungsdruck. Die Menschen, die hier arbeiten sollen, müssen schließlich auch irgendwo wohnen“, gab Wiebke Garling-Witt zu Bedenken.
Grüne fordern weniger Flächenversiegelung
Ihre Fraktionskollegin Klaudia Rahmann erinnerte an die Übereinkunft, den fortgesetzten Flächenverbrauch deutlich reduzieren zu wollen. „Was jetzt auf dem Tisch liegt, entspricht nicht der angemahnten Begrenzung von Flächenversiegelungen“, so Rahmann. Insofern vermissten die Grünen eine konkrete Matrix zur Inanspruchnahme neuer Flächen. Unbeantwortet bleibe zudem die Frage, inwiefern man sich zugleich um die Sanierung und Reaktivierung bereits vorhandener Gewerbeareale bemühe.
Die Linken befürchten unterdessen die Ansiedlung weiterer Großkonzerne wie Amazon, die vor allem für billige oder gar prekäre Arbeitsplätze sorgen würden. „Diese Arbeitnehmer werden im Kreis Stormarn mit seinen hohen Mieten erst recht keine bezahlbaren Wohnungen finden. Was sich dann ebenfalls negativ auf die CO2-Bilanz auswirken dürfte“, erklärte Fred Grosser.
Konzept ist Zuarbeit für den neuen Regionalplan
Laut Thilo Scheuber ist es viel zu früh, um solche Fragen zu diskutieren. „Jetzt geht es doch erst einmal nur darum, wo es überhaupt geeignete Standorte gibt. Das heißt aber nicht, dass dann tatsächlich 200 Hektar entwickelt werden“, sagt der zuständige Bauamtsleiter des Kreises. Das vorgelegte Konzept sei in erster Linie eine Zuarbeit für die Neuaufstellung der Regionalpläne innerhalb der Fortschreibung des Landesentwicklungsplans.