Reinbek/Wohltor/Aumühle. Die langersehnte Taktverdichtung kommt: Jamaika-Koalition will Verbesserungen für den S-Bahnverkehr beantragen. Was das kostet.
Die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP will in der kommenden Woche einen Antrag zur Verbesserung des S-Bahnverkehrs im Hamburger Randgebiet in den Landtag einbringen. Das berichtet der Glinder Abgeordnete Lukas Kilian, der für die CDU an den Gesprächen mit Gutachtern, Ministerium und verkehrspolitischen Sprechern der Regierungsfraktionen beteiligt war.
Demnach soll der Takt der S 21 in der abendlichen Hauptverkehrszeit (mindestens 15 bis 20 Uhr) auf dem Abschnitt zwischen Bergedorf und Aumühle auf zehn Minuten verdichtet werden. Zudem soll auch nachts jede Stunde eine S-Bahn fahren. Dies soll schnellstmöglich, am besten zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember umgesetzt werden.
In dieselbe Stoßrichtung geht auch ein Antrag der Landes-SPD, wie der Landtagsabgeordnete Martin Habersaat aus Reinbek berichtet. „Schön, dass bei diesem Thema jetzt alle einig sind“, sagt er. Er hat sich ebenfalls seit Jahren für die Taktverdichtung stark gemacht
S 21 nach Reinbek: Durchgängiger Zehn-Minuten-Takt empfohlen
Knapp 3000 Unterschriften hatte der Reinbeker Thomas Hess 2019 für eine Taktverdichtung und mehr Zuverlässigkeit der S 21 über Bergedorf hinaus gesammelt. Dafür hatte er großen Zuspruch erhalten. Die S-Bahnlinie wurde daraufhin in das geplante Verkehrsgutachten des Landes Schleswig-Holstein mit aufgenommen. Die Gutachter sehen für die S21 ein Potenzial von 2250 zusätzlichen täglichen Fahrgästen und empfehlen einen durchgängigen Zehn-Minuten-Takt. Wie teuer eine Wiedereinführung des Zehn-Minuten-Taktes bis Aumühle für das Land wäre, ist noch nicht klar.
Die S-Bahnlinie wurde in das geplante Verkehrsgutachten für den landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP) mit aufgenommen. Dieser soll seit 2017 neu aufgelegt werden. Die Gutachter sehen für die S 21 ein Potenzial von 2250 zusätzlichen Fahrgästen pro Tag und empfehlen einen durchgängigen Zehn-Minuten-Takt. In der Expertise geht es um die landesweite Entwicklung des Schienennetzes bis 2035. Diese empfiehlt auch eine Elektrifizierung der Strecken von jetzt 30 auf 91 Prozent.
800.000 Euro kostet die Verbesserung für die Pendler im Jahr
„Der Zehn-Minuten-Takt war das sprichwörtliche Bohren dicker Bretter. Gerade der Hamburger Rand findet oft zu wenig Beachtung. Hier bedurfte es vieler Gespräche und Überzeugungen, aber jetzt haben wir es geschafft. Jetzt werden wir endlich gleich behandelt“, sagt Kilian.
Seine Parteikollegin Andrea Tschacher fügt hinzu: „Für die Bürger aus dem südlichen Herzogtum Lauenburg ist diese bessere Anbindung an Hamburg ein wichtiges und lange erwartetes Ergebnis. Ich freue mich, dass es gelungen ist, dies zu erreichen.“
Schleswig-Holstein müsste etwa 750.000 Euro im Jahr zahlen
Mittlerweile gibt es auch eine grobe Schätzung für die Kosten einer Wiedereinführung des Zehn-Minuten-Taktes bis Aumühle: Schleswig-Holstein wäre mit etwa 750.000 Euro im Jahr dabei, für den Nachtverkehr kämen noch etwa 50.000 Euro hinzu. Wegen des Territorialprinzips, das heißt, weil das Gleis zwischen Bergedorf und der Landesgrenze auch noch über Hamburger Gebiet verläuft, hat auch die Hansestadt och einen Anteil zu zahlen.
Doch Lukas Kilian ist zuversichtlich, sagt er: „Auch für die Hamburger ist die Taktverdichtung auf der stark frequentierten Linie S 21 ein Vorteil.“ 2007 hatte man die Taktung unter der schwarz-roten Koalition ausgedünnt, um jährlich 250.000 Euro zu sparen.