Reinbek. Stormarner Landtagsabgeordnete wollen sich nicht länger vertrösten lassen: Im September soll Gutachten in Kiel vorliegen.
Für den Rowohlt-Verlag war die Unzuverlässigkeit der S-Bahn 2019 mit ein Grund, Reinbek zu verlassen. Der Reinbeker Thomas Hess – zurzeit im Homeoffice – hat sich in Zeiten der Corona-Pandemie gar nicht getraut, nach dem aktuellen Stand einer Taktverdichtung zu fragen, wie er gestern am Telefon erzählte. „Ich hoffe, dass das für September erwartete Gutachten berücksichtigt, dass die aktuellen Fahrgastzahlen wegen der Krise eingebrochen sind.“
2902 Unterschriften für besseren Nahverkehr
Der 50-jährige Reinbeker hat im September 2902 Unterschriften für eine Verdichtung des Taktes der S 21 bis nach Aumühle per Online-Petition gesammelt. Diese hat er an die Bürgermeister der Region und die Landtagsabgeordneten Andrea Tschacher und Lukas Kilian von der CDU sowie Martin Habersaat von der SPD überreicht.
Der Informatiker arbeitet zwar seit März von zu Hause aus und ein Ende sei noch nicht abzusehen. Doch er bekommt täglich die Erfahrungen seines Sohnes (20) mit, der gerade eine Ausbildung zum Fachinformatiker bei der Stadtreinigung Hamburg macht. „Er hat sich schon wieder kräftig über Verspätungen geärgert“, erzählt Thomas Hess.
Verkehrsgutachten auf September verschoben
Im Kieler Landtag soll das Anliegen im Zuge des 250.000 Euro teuren Verkehrsgutachtens, das zurzeit erstellt wird, angeschoben werden. Das wurde zuerst für November 2019 erwartet, dann aber für September 2020 angekündigt.
„Wir sind mit vereinbarten Kräften dran an der Verbesserung des Taktes“, sagte der CDU-Landtagsabgeordneter Lukas Kilian gestern. „Von einem attraktiven Zehn-Minuten-Takt würde die gesamte Region profitieren, weil man schneller in Hamburg wäre. Jeder würde einfach zum Bahnhof gehen, weil man zehn Minuten im Zweifel warten könnte.“
Er geht davon aus, dass es keine weitere Verzögerung des Gutachtens gibt und ist zuversichtlich, dass es klappt, auch wenn die Fahrgastzahlen durch Corona eingebrochen sind. Das Kieler Wirtschaftsministerium hatte die Expertise in Auftrag gegeben, die nun dem Landtag als Entscheidungsgrundlage dienen soll.
288 Millionen Euro aus Berlin
„Außerdem haben wir jetzt vom Bund mehr Mittel für infrastrukturelle Verbesserungen“, stellt er fest. Der Bund stellt Schleswig-Holstein 288,3 Millionen Euro bereit. 38,6 Millionen Euro davon sind für den Busverkehr, 45 Millionen für Corona-bedingte Ausfälle.
Auch sein SPD-Kollege Martin Habersaat setzt darauf, dass die Taktverdichtung kommt: „Laut dem Koalitionsvertrag aus Hamburg will man von der Nachfrageorientierung zur Angebotsorientierung kommen. Die CDU ist auch dafür – also gehe ich davon aus, dass es keine Ausreden mehr gibt.“