Reinbek. Grundschule Mühlenredder: Förderverein stiftet 500 Euro für die „Leseinsel“. Schüler dürfen selbst Titel vorschlagen. Was ist gefragt?

„Lesen kann Welten eröffnen“, weiß Karen Schmedemann, Leiterin der Grundschule Mühlenredder – und das gilt noch mehr für die Leseanfänger, die Grundschüler, die sich den Lesevorgang erst erarbeiten und erschließen müssen - ein hochkomplexer Vorgang. „Viele Kinder oder junge Leute denken ja, dass das Tablet oder der Chatroom das Medium unserer Zeit ist“, sagt die Schulleiterin. „Aber ohne das Buch kämen sie auch im Internet oder Chatroom nicht weiter.“

„Das Wichtige am Buch ist, dass die Kinder in die Welt oder das Thema eintauchen können, die oder das sie interessiert“, erläutert sie. Diese Welten seien gerade in Zeiten der Corona-Pandemie immens wichtig – auch vor dem Hintergrund eines möglicherweise erneut anstehenden Lockdowns.

Lesen kann in Coronazeiten das Abtauchen in eine neue Welt ermöglichen

Der Förderverein der Grundschule hat jetzt 500 Euro für die Aktualisierung des Bücherbestandes in der „Leseinsel“ gestiftet, die den 255 Kindern grundsätzlich während der großen Pausen offen steht. „Sie ist quasi unsere Stadtbücherei im Kleinen und gab es gefühlt schon immer“, erklärt Schmedemann. Seit 2006 heißt sie Leseinsel.

„Die Erstklässler bekommen eine Einweisung, wie sie die Bücher ausleihen können und einen kleinen Leseausweis“, erzählt Schmedemann. Die Bücher dort sind nicht nur nach Themen, sondern auch nach Alter- und Lesestufen sortiert. Momentan sind etwa 2700 Bücher im Bestand. Doch die seien nicht mehr auf dem aktuellen Stand, wie sich die Schüler ihn wünschten, erklärt Sabine Lablack, pädagogische Mitarbeiterin der Offenen Ganztagsschule und Vertretungslehrerin: Jede Schülerin und jeder Schüler durfte einen kleinen Wunschzettel ausfüllen, welche Titel sie oder er sich für die Leseinsel wünscht.

Diese Umfrage hat 270 unterschiedliche Vorschläge ergeben. „Wir haben versucht, so vielen Wünschen wie möglich gerecht zu werden“, erzählt Lablack, die die Leseinsel mit Unterstützung von ehrenamtlichen Eltern und Großeltern betreut. Sogar das Ausleihprogramm hatte ein Vater geschrieben.

Besonders gefragt sind aktuell Sachbücher über Tiere

Zu Zeiten der Pandemie dürfen die Kinder ihre „Leseinsel“ selbstverständlich nur kohortengerecht nutzen. Das heißt, sie ist aktuell in den großen Pausen nur an vier Tagen wechselweise für die Jahrgänge geöffnet. Denn am Mühlenredder bilden sie die Kohorten, die sich nicht begegnen dürfen, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Deshalb haben sie zurzeit versetzte Pausen. „Eine logistische Herausforderung“, stellt die Schulleiterin fest.

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Zu den regelmäßigen Nutzern zählen beispielsweise Max und Enyonam aus der zweiten Klasse. „Ich habe schon drei dicke Bücher gelesen“, erzählt die achtjährige Enyonam. Ihr Lieblingsbuch sei Tina und die Tiere. Max (8) erzählt ganz stolz, dass er schon im Kindergarten begonnen habe zu lesen.

„Ich würde mir auch mehr ausleihen, aber wir dürfen nur zwei Bücher für zwei Wochen mitnehmen“, sagt er. „Mich interessieren Rekorde. Deshalb mag ich am liebsten die Guinness-Weltrekord-Bücher.“ Damit liegen beide im Trend der Mühlenredder-Grundschule. „Besonders gefragt waren Sachbücher über Tiere“, weiß Sabine Lablack. An zweiter Stelle folgten magische und fantastische Romane.

Und sollte es doch noch einmal eine Homeschooling-Phase geben, müssen die Nachwuchsleser nicht auf ihren „Stoff“ verzichten: mit dem Angebot einer telefonischen Leseinsel-Sprechstunde oder per E-Mail können sie Bücher bestellen und zum Lesen zu Hause abholen.