Reinbek. Unsere Wälder sind momentan im Stress. Zuerst reißt der Sturm Löcher, nun fehlt Regen. Wie ein Förster die Situation beurteilt.

Die Wald kommt nicht zur Ruhe. Nach Sturm und Starkregen im Februar wird er nun im März von Trockenheit geplagt. „Nach der lang anhaltenden Schönwetterperiode bei relativ milden Temperaturen braucht der Boden wieder Wasser. Die wenigen Regentropfen der vergangenen Tage nützen da nicht viel“, sagt Bergedorfs Revierförster Tim Laumanns. Das nächste Hoch ist im Anmarsch und bringt ab Freitag über Tage Sonne und wolkenlosen Himmel. „So gut uns Menschen dieses Sonnenwetter tut – der Wald würde sich über mehr Abwechslung und Regen freuen.“

Wetter Stormarn: Der März ist von Trockenheit geplagt

Jetzt fangen die Bäume langsam an, auszutreiben, Blätter zu bilden. Ab diesem Moment ziehen sie Wasser aus dem Boden, der schon jetzt viel zu trocken ist. Dabei hat der Frühling noch nicht einmal richtig begonnen. „Rauchen im Wald ist strengstens untersagt“, sagt der 55-Jährige. „Das trockene Laub würde wie Zunder brennen.“

Auch beobachte er mit Sorge, dass die Feuchtgebiete im Wald für Lurchen und Frösche fast wieder trocken liegen – kurz bevor der Laichzeit Ende März beginnt.

Umbau eines Hektars Wald kostet 20.000 Euro

Die Auswirkungen des Klimawandels seien in seinen Wäldern seit Jahren greifbar, sagt der erfahrene Revierförster. Seine Waldgebiete sind weit verstreut – neben dem Bergedorfer Gehölz, einem der ältesten Waldgebiete in Hamburg, ist er auch für Wälder in Geesthacht, Großensee und in Reinbek zuständig. Die 60 Hektar in den Oher Tannen gehören ebenfalls zu seinem Revier. Der von Monokulturen geprägte Wald hat besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden und hat den orkanartigen Sturmböen, die in den vergangenen Jahren an Häufigkeit und Intensität zugenommen haben, nur wenig entgegenzusetzen. Bei den Oher Tonnen handelt es sich um klassische Nachkriegsaufforstung mit Nadelhölzern. „Damals hatten die Förster keine große Auswahl, mussten auf schnellwachsende Kiefern und Fichten zurückgreifen“, sagt Laumanns. Doch diese Monokulturen sind besonders anfällig für Hitze, Sturm und Schädlinge wie den Borkenkäfer.

Revierförster Bergedorf/ Reinbek/ Geesthacht Tim Laumanns
Revierförster Bergedorf/ Reinbek/ Geesthacht Tim Laumanns © Undine Gerullis | Undine Gerullis

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Mischwälder sind widerstandsfähiger als Nadelholz-Monokulturen

Wie auch der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert, werden die Wälder von den Forsten seit Jahren zu „naturnahen Laubmischwäldern“ umgebaut. Diese seien viel widerstandsfähiger als Nadelholz-Monokulturen. Eine Forderung, die Laumanns voll unterstützt und der er auch nachkommt. Nur brauchen diese Maßnahmen viel Zeit, die der Bürger heute häufig nicht mehr greifen kann. Das Umbauprojekt in den Oher Tannen ist für dieses Jahr geplant. Spätestens im Herbst soll dort aufgeforstet und sollen klimaresistente Baumarten gepflanzt werden. Er wartet noch auf Zuschüsse der Hamburger Umweltbehörde. Der Umbau eines Hektars Wald kostet rund 20.000 Euro.

Doch zuvor stehen noch Aufräumarbeiten der letzten Sturmereignisse an. Viele Fichten sind einfach umgekippt oder abgeknickt. „Mit den Aufräumarbeiten werden wir bis Juni zu tun haben“, sagt Laumanns. Dabei braucht die Försterei technische Hilfe von Unternehmen, die momentan aber so gut wie nicht zu finden sind. Allzu dramatisch seien die in den Wald gerissenen Löcher aber nicht: „Das ist natürliche Auslese. Durch den entstandenen Lichtschacht haben junge Bäume die Möglichkeit, nach oben zu wachsen. In fünf Jahren wird von den gerissenen Wunden nichts mehr zu sehen sein“, sagt Laumanns.